Niedersachsen

Rollende Arztpraxis nimmt Fahrt auf

Berlin - 06.08.2013, 14:23 Uhr


In sechs Dörfern im niedersächsischen Landkreis Wolfenbüttel können sich Patienten künftig von einer „Rollenden Arztpraxis“ betreuen lassen. Heute startete das Pilotprojekt, das zunächst bis Ende 2014 laufen soll. Es ist Teil der Initiative „Zukunftsregion Gesundheit“ des Niedersächsischen Gesundheitsministeriums und versteht sich als Antwort auf den Ärztemangel in ländlichen Regionen. Im Landkreis Wolfenbüttel sei dieser bereits besonders stark zu spüren.

Während mobile Apotheken noch theoretisch diskutiert werden, haben sich Ärzte bereits auf die Räder gemacht: Ab heute fahren Mediziner, die typische hausärztliche Leistungen erbringen, in einem medizintechnisch ausgestatteten Fahrzeug über die Dörfer. Angefahren werden die Gemeinden Dahlum, Roklum, Cramme, Flöthe, Winnigstedt und Hedeper. Hier gibt es in unmittelbarer Umgebung keinen niedergelassenen Hausarzt. Zu den Patienten, die selber keine Praxis aufsuchen können, sollen nun die mobilen Ärzte kommen.

Veranlasst wird diese Versorgung von Hausärzten, die sich die zeitintensiven Haus- und Heimbesuche selbst nicht leisten können. Sie können ihre mobilen Kollegen mit diesen Besuchen beauftragen. Dabei ist die „Rollende Arztpraxis“ mit der beauftragenden Hausarztpraxis technisch vernetzt – ein Austausch also gesichert. Zunächst sind für die Hausbesuche sechs Stunden pro Woche eingeplant – verteilt auf zwei Vormittage in der Woche. Alle drei Wochen ist ein Vormittag für eine der sechs Gemeinden reserviert.

Der zur Arztpraxis umgebaute Volkswagen Crafter ermögliche eine umfassende medizinische Behandlung, heißt es in einer Pressemeldung des Landkreises. Unter anderem seien ein tragbares EKG-Gerät, ein Blutdruckmessgerät sowie ein Akutlabor vorhanden. 

Ein Ziel der „Rollenden Arztpraxis“ ist es, die Ärzte in den Dörfern zeitlich spürbar zu entlasten. Das soll auch Nachwuchskräften die Scheu davor nehmen, sich auf dem Land niederzulassen.

Die Technische Universität Braunschweig begleitet und evaluiert das Projekt wissenschaftlich. Bis zum Ende kommenden Jahres soll geprüft werden, ob die „Rollende Arztpraxis“ von den Patienten angenommen wird und somit als langfristige Maßnahme gegen den Ärztemangel infrage kommt.  

An dem Projekt beteiligt sind unter anderem die AOK Niedersachsen, die Deutsche BKK, die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen, der Landkreis Wolfenbüttel, das Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik der TU Braunschweig und Volkswagen Nutzfahrzeuge. 


Kirsten Sucker-Sket