USA

Amazon bringt Blutzucker- und Blutdruckmessgeräte auf den Markt

Berlin - 05.11.2018, 15:15 Uhr

Messgeräte bald von Amazon: In den USA will der Handelskonzern Amazon künftig exklusive Blutzucker- und Blutdruckmessgeräte verkaufen. (s/ Foto: Imago)

Messgeräte bald von Amazon: In den USA will der Handelskonzern Amazon künftig exklusive Blutzucker- und Blutdruckmessgeräte verkaufen. (s/ Foto: Imago)


Der US-Handelskonzern Amazon verstärkt sein Engagement im Gesundheitsmarkt. Wie der Nachrichtensender CNBC berichtet, hat Amazon gemeinsam mit dem Medizinprodukte-Hersteller und Beratungsunternehmen Arcadia Group die neue Gesundheitsmarke „Amazon Choice“ entwickelt. In erster Linie handelt es sich dabei um den Verkauf von Blutzucker- und Blutdruckmessgeräten. Aber auch auf den Arzneimittelmarkt haben Amazon und Arcadia bereits ein Auge geworfen.

Dem Bericht des US-Nachrichtensenders CNBC zufolge wurde Amazon schon im vergangenen Jahr von der Arcadia Group kontaktiert. Arcadia-Chef Bob Guest sah im Sortiment von Amazon große Angebotslücken bei Produkten für Chroniker, insbesondere für Diabetiker. Ende Oktober verkündete Arcadia nun ganz offiziell, dass die künftig auf Amazon vertriebene Marke „Choice“ heißen werde und dass es um den Verkauf von Blutdruck-Manschetten und Blutzuckermessgeräten geht. Laut CNBC leiden in den USA etwa 30 Millionen Menschen an Diabetes, jeder Dritte soll einen zu hohen Blutdruck haben.

Arcadia hat bereits für einige andere große Unternehmen Produkte entwickelt und sehr erfolgreich auf den Markt gebracht. So hat das Unternehmen beispielsweise die Marke „ReliOn“ entworfen, die exklusiv in den Apotheken des Walmart-Konzerns angeboten wird Unter „ReliOn“ werden diverse Medizinprodukte für Diabetiker verkauft. Auch die Marke „Freestyle“, ebenfalls Diabetiker-Bedarf, wurde von Arcadia hergestellt und eigenen Angaben zufolge für 1,2 Milliarden US-Dollar an Abbott verkauft.

Markenrechte bei Arcadia, exklusiver Verkauf über Amazon

Laut CNBC sollen die Markenrechte für „Choice“ bei Arcadia liegen, die Produkte sollen aber exklusiv über Amazon erhältlich sein. Dem Amazon-Kunden soll also trotzdem das Gefühl vermittelt werden, dass es sich um eine Amazon-Eigenmarke handelt. Doch die Pläne von Arcadia und Amazon gehen noch weiter: Beide Unternehmen planen, die „Choice“-Produkte mit dem persönlichen Sprachassistenten Alexa zu verbinden. Laut CNBC baut Amazon sein Alexa-Team derzeit massiv aus und arbeitet daran, dass neue Services von Alexa mit US-Bundesgesetzen zum Datenschutz übereinstimmen.

Erst kürzlich hatte der US-Handelskonzern in den USA ein Patent für eine digitale Anwendung erhalten, die auch auf die Gesundheitsmärkte große Auswirkungen haben könnte. Konkret geht es darum, dass das Stimmerkennungstool Alexa körperliche oder psychische Beschwerden beim Anwender entdecken und ihm darauf basierende Werbeangebote unterbreiten soll. Im konkreten Beispiel geht es um einen hustenden Nutzer, dem Hustenbonbons angeboten werden.

 Eigenmarken- und Exklusivgeschäft wird stetig ausgebaut 

Dass „Choice“ noch ausgebaut werden soll und schon bald auch in den Arzneimittelbereich vorstoßen könnte, zeigt auch eine aktuelle Umfrage von Arcadia: Das Unternehmen befragt seine Kunden auf einer Internetseite, welche Angebote sie gerne leichter über das Internet beziehen würden, darunter sind auch „Glucose-Tabletten“ sowie Insulinspritzen und -pens.

Der Onlinehändler hat in den vergangenen Jahren sein Eigenmarken- und Exklusivgeschäft stetig ausgebaut und verfügt nach Angaben von TJI Research, ein einzig auf die Aktivitäten von Amazon fokussierter Marktforschungsdienst, nun über mehr als 120 Marken, die exklusiv auf dem Online-Marktplatz verkauft werden. Die Investmentbank SunTrust Robinson Humphrey schätzt, dass Amazon die Zahl dieser Marken seit Anfang 2016 um mehr als das Neunfache erhöht hat.

Ziel: Präsenz im Gesundheitsbereich stetig erweitern

Tatsächlich hat Amazon einigen Eigenmarkenprodukten zuletzt mehr Aufmerksamkeit auf seiner Website verschafft. Laut CNBC werden sie in den Suchergebnissen in einer separaten Box angezeigt. Zudem habe der Konzern begonnen, mehr Medizinprodukte auf seiner Webseite anzubieten, darunter Krankenhausbedarf und rezeptfreie Verbrauchergesundheitsprodukte.

Der aktuelle Schritt reiht sich ein in Amazons Strategie, seine Präsenz im Gesundheitsbereich stetig zu erweitern. Laut CNBC verfügt der Konzern in den USA über ein Team, das medizinische Artikel an Arztpraxen und Krankenhäuser verkauft. Für den Sprachassistenten Alexa gebe es ein Gesundheitsteam, zudem verfüge Amazon über ein internes Gesundheitsforschungsteam namens „Grand Challenges“. Nicht zuletzt hat Amazon im vergangenen Juni die US-Apothekengruppe PillPack übernommen und angekündigt, mit der Großbank J.P. Morgan und Berkshire Hathaway zusammen eine Krankenkasse für die eigenen Mitarbeiter sowie in einem späteren Schritt für alle US-Amerikaner aufbauen zu wollen.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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