MdB Sylvia Gabelmann (Linke)

„Wir fordern die Abschaffung der Rabattverträge und der Importquote“

Berlin - 02.08.2018, 10:20 Uhr

Die Linken-Politikerin und Apothekerin Sylvia Gabelmann fordert nach den Skandalen rund um die Valsartan-Verunreinigungen und den Händler Lunapharm eine Abschaffung der Rabattverträge und der Importquote. (s / Foto: Schelbert)

Die Linken-Politikerin und Apothekerin Sylvia Gabelmann fordert nach den Skandalen rund um die Valsartan-Verunreinigungen und den Händler Lunapharm eine Abschaffung der Rabattverträge und der Importquote. (s / Foto: Schelbert)


Linke: Schärfung der Festbeträge statt Rabattverträge

DAZ.online: Zu den Valsartan-Verunreinigungen: Die Generika-Industrie beschwert sich seit Jahren über einen zu hohen Preisdruck im System. Sind Sicherheitslücken und Lieferengpässe aus Ihrer Sicht eine logische Folge der Rabattverträge?

Gabelmann: Es ist richtig, dass die Rabattverträge einen großen Preisdruck ausüben und auch für Lieferengpässe verantwortlich sind. Wir fordern die Abschaffung der Rabattverträge und stattdessen eine Schärfung des Festbetragssystems. Die Generikapreise sollten so austariert werden, dass sowohl die Versorgungssicherheit und ausreichende Anbietervielfalt gewährleistet bleibt und auf der anderen Seite im Interesse der Beitragszahler keine überhöhten Preise aufgerufen werden.

DAZ.online: Würde sich denn die Sicherheit damit verbessern?

Gabelmann: Nein, ich denke, dass der Preisdruck nur eine Seite der Medaille ist. Auch bei teuren patentgeschützten Präparaten finden wir die Rationalisierung und Konzentrierung der Herstellungsprozesse. Hier helfen nur eine stärkere Überwachung und striktere Vorgaben. Die Pharmaindustrie hat einen gesetzlichen Sicherstellungsauftrag zu erfüllen, doch es mangelt an der Durchsetzung und der Sanktionierung bei Verstößen.

Zur Person

Nach dem Ausscheiden vom CDU-Politiker Michael Fuchs ist Sylvia Gabelmann die einzige Apothekerin im Bundestag. Die aus NRW stammende Politikerin studierte Pharmazie in Frankfurt am Main, approbierte 1986 und arbeitete bis 2002 als Apothekerin. Für die Linke war sie jahrelang auf Landesebene in NRW tätig, unter anderem als stellvertretende Landesspprecherin der Partei in NRW und dann als Mitarbeiterin. Für den Bundestag kandidierte sie erstmals bei der Bundestagswahl 2017 und zog über die NRW-Landesliste ins Parlament ein. Dort ist sie nun Mitglied des Gesundheitsausschusses und innerhalb der AG Gesundheit zuständig für alle Fragen rund um die Themen Arzneimittel und Apotheke.

DAZ.online: Oftmals wird auch die Komplexität des Systems als Sicherheitslücke genannt: Es ist oft völlig undurchsichtig, wie viele Zwischenhändler ein Arzneimittel über welche Länder nach Deutschland bringen. Und auch dass die großen Hersteller ihre Wirkstoffe größtenteils in Fernost einkaufen, gefällt vielen nicht. Was sagen Sie dazu?

Gabelmann: Es ist schwierig, internationalen Konzernen vorzuschreiben, wo sie zu produzieren haben. Auch hielte ich es für unvertretbar, den Pharmaunternehmen noch Geld dafür zu geben, dass sie in Europa produzieren. Das mag über die Standortpolitik passieren, aber nicht mit den Beiträgen der Versicherten, die damit ihre Gesundheitsversorgung finanzieren. Wir wollen auch keine Parallelvermarktung, bei der die ordentlich hergestellten Arzneimittel für Europa und Nordamerika gedacht sind und für Afrika eigene Produktionsstätten existieren – oder auch nicht. Wichtig ist dagegen, die Einhaltung der europäischen Regelungen für hochwertig hergestellte Arzneimittel weltweit konsequent durchzusetzen. Das geht natürlich nur für Arzneimittel, die für den europäischen Markt produziert werden, aber das wäre auch ein Stück Verantwortung für andere Märkte, die aus der gleichen Produktion beliefert werden.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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