140 Jahre Hametum

Von indianischer Heilkunst geprägt

Berlin - 18.06.2018, 14:45 Uhr

Hamamelis-Präparate Dr. Willmar Schwabe Ende der 1920er. (Bild:
Dr. Willmar Schwabe©)

Hamamelis-Präparate Dr. Willmar Schwabe Ende der 1920er. (Bild: Dr. Willmar Schwabe©)


140 Jahre im Einsatz und entwickelt aus den Erkenntnissen traditioneller indianischer Heilkunst: Die Hametum® Wund- und Heilsalbe feiert Jubiläum. 1878 wurde sie von Dr. Carl Emil Willmar Schwabe als „Hamamelis-Salbe Schwabe“ entwickelt und gegen leichtere Hauterkrankungen und Hämorrhoidalknoten auf den Markt gebracht. Es war gleichzeitig das erste allopathische Produkt des späteren Gründers des Unternehmens Dr. Willmar Schwabe GmbH & Co. KG.  

Mitte des 19. Jahrhunderts erfuhr der deutsche Apotheker Dr. Carl Emil Willmar Schwabe (1839-1917) erstmals von einer traditionellen nordamerikanischen Heilpflanze und deren wundheilungsfördernden, schmerzlindernden und blutstillenden Wirkungen: Hamamelis virginiana. Aus dieser Pflanze entwickelt er zunächst einen Extrakt und vor 140 Jahren die erste Hamamelis-Salbe. Diese Wund- und Heilsalbe war gleichzeitig das erste allopathische Produkt, das der spätere Firmengründer in seiner Leipziger Apotheke einführte. Heutzutage ist sie als ein Teil der Hametum®-Produktlinie unter dem Namen Hametum® Wund- und Heilsalbe in Apotheken erhältlich. Anlass für die Firma Dr. Willmar Schwabe 140 Jahre zu feiern.

Virginische Zaubernuss – traditionelles Heilmittel

Hamamelis virginiana – die Virginische Zaubernuss – wächst natürlicherweise im östlichen Nordamerika. Der sommergrüne Strauch weist einige Besonderheiten auf. Dazu gehört, dass seine Blütezeit erst nach dem Laubabwurf im Herbst und Winter liegt und die Früchte (haselnussartige Kapseln) vor der Blüte ausbildet werden. Die Kapseln zersprengen schließlich unter einem Knall und streuen die Samen in einem weiten Bogen. Arzneilich genutzt werden die gerbstoffhaltigen getrockneten Blätter und die Rinde mit ihren adstringierenden und blutstillenden (hämostyptischen) Eigenschaften. Außerdem werden gerbstofffreie Destillate verwendet, deren Wirkungen auf den ätherischen Ölen der Pflanze beruhen. 

Blätter und Rinde von Hamamelis virginiana wurden traditionell vor allem von den Cherokee und Irokesen als Heilmittel verwendet. Aufgüsse der getrockneten Blätter und der Rinde dienten als Wundheilmittel. Auch eine erste Salbe wurde von den Cherokee bereits im 19. Jahrhundert entwickelt. Diese wurde ebenfalls aus gekochten Blättern und Rinde zubereitet und zur Behandlung von Schnitt- und Bisswunden, Blutergüssen, Verbrühungen und Hautentzündungen eingesetzt. Die Erkenntnisse der Cherokee machten sich damals auch andere zunutze: Frühe Siedler stillten ihr Nasenbluten gerne mit Nasentamponaden aus getrockneten Hamamelis-Blättern. Ebenso wird in der nordamerikanischen Fachliteratur des 19. Jahrhunderts eine Anwendung von Hamamelis-Abkochungen bei Hämorrhoidalleiden beschrieben.

140 Jahre „Hamamelis-Salbe Schwabe“

Auf diese Erkenntnisse der Cherokee griff 1878 auch Carl Emil Willmar Schwabe mit der Entwicklung seiner „Hamamelis-Salbe Schwabe“ zurück. Der promovierte Apotheker war ein überzeugter Anhänger der Homöopathie und der Lehren Samuel Hahnemanns. Genauso überzeugt hat ihn die traditionelle Heilkraft der Zaubernuss. So entwickelte er seine Hamamelis-Salbe und vermarktete sie erfolgreich. 1890 wurde die Salbe in einer eigens herausgegebenen Broschüre als „vorzügliches Heilmittel“ beworben. Immer mehr Apotheker schlossen sich den Empfehlungen an und verkauften das wundheilungsfördernde Mittel. In der Folge stiegen die Verkaufszahlen in den ersten 20 Jahren bereits um mehr als das Hundertfache.  

Hametum®-Sortiment in den 1930er Jahren. (Foto: Dr. Willmar Schwabe©)

Neben der Salbe wurden weitere Hamamelis-Präparate entwickelt. So folgten zum Beispiel im Jahre 1900 die ersten Hamamelis-Zäpfchen gegen Hämorrhoiden. Die Marke Hametum® wiederum ist seit dem 23. Dezember 1926 im Deutschen Markenregister eingetragen. International registriert wurde der Name 1954. Die Präparate erfreuten sich von Anfang an großer Beliebtheit. Die Firma nutzte diese für Werbezwecke, in dem sie regelmäßig Broschüren mit Dankschreiben veröffentlichte. Die wissenschaftliche Erforschung der Wirkstoffe der Virginischen Zaubernuss begann allerdings erst nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges. Die Dr. Willmar Schwabe GmbH & Co. KG führt an, dass klinische Studien zur Wirksamkeit und Verträglichkeit ihrer Hametum® Wund- und Heilsalbe erst ab den 1980er Jahre durchgeführt wurden.   

Erfolgreich gegen wunde Haut und Hämorrhoiden

1991 kam mit der Hametum® S Creme ein kosmetisches Hautpflegeprodukt auf den Markt, das heutzutage unter dem Namen Hametum® Medizinische Hauptpflege vertrieben wird. Daneben gibt es im aktuellen Sortiment das Ur-Produkt, die Hametum® Wund- und Heilsalbe, die entzündungshemmend, juckreizstillend, hämostyptisch und wundheilungsfördernd sein soll. Die selben Effekte bietet auch eine flüssige Zubereitung, der Hametum® Extrakt, der auch bei Entzündungen des Zahnfleisches und Zahnfleischbluten eingesetzt werden kann. Bewährt sind außerdem die Hametum® Hämorrhoidenzäpfchen und die entsprechende Salbe gegen Hämorrhoiden. 

Hametum®-Familie 2018. (Foto: Dr. Willmar Schwabe©)

Die Präparate der Hametum®-Familie nutzen alle die Heilkraft der Virginischen Zaubernuss. Anders als bei den Cherokee, die Aufgüsse der getrockneten Blätter und Rinde verwendeten, werden zur Herstellung von Hametum® Extraktions- und Destillationsverfahren eingesetzt und die frischen Blätter und Zweige der Zaubernuss verarbeitet. Im Falle der Wund-Heil-Salbe, des Extraktes und der Hämorrhoidal-Salbe handelt es sich jeweils um ein Hamamelis-Destillat, das verarbeitet wird. Die Hämorrhoidal-Zäpfchen werden aus einem Hamamelis-Blätter-Auszug hergestellt und sind somit gerbstoffhaltig. Alle Präparate sind apothekenpflichtig. 



Inken Rutz, Apothekerin, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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