DAZ.online-MiniSerie „Berühmte Apotheker“ (2)

Morphin und Co. – Apotheker als Forscher und Industrielle

Berlin - 11.04.2018, 17:50 Uhr

Apotheker mit Forschergeist: Wilhelm Sertürner isolierte Morphin. (Foto: vrabelpeter1 / stock.adobe.com)

Apotheker mit Forschergeist: Wilhelm Sertürner isolierte Morphin. (Foto: vrabelpeter1 / stock.adobe.com)


Martin Heinrich Klaproth – Apotheker und Chemiker 

Martin Heinrich Klaproth (1743-1817) war ein bedeutender Chemiker seiner Zeit. Geboren in Wernigerode, wuchs Klaproth in ärmlichen Verhältnissen auf. Nach dem Besuch der Oberschule trat er 1759 seine fünfjährige Ausbildung zum Apothekergesellen in der Rats-Apotheke in Quedlinburg an. Verschiedene Stationen – nun schon als Geselle – folgten in Apotheken in Hannover, Danzig und Berlin. 1780 kaufte er die Bären-Apotheke in Berlin, die ihm bis 1800 gehörte. Im selben Jahr folgte die Anstellung als „besoldeter ordentlicher Chemiker“ an der Berliner Akademie der Wissenschaften. 

Klaproth war ein genialer Analytiker, der Spekulationen und Hypothesen ablehnte.  Stattdessen arbeitete er als einer der ersten Chemiker methodisch quantitativ exakt und kam somit den heutigen Vorstellungen von wissenschaftlichem Arbeiten sehr nah. Die genaue Gewichtsanalyse wurde durch ihn begründet und sieben neue chemische Elemente entdeckt – unter anderem Zirkon, Uran, Titan und Strontium. Zudem war er Verfasser der ersten nach wissenschaftlichen Grundsätzen gestalteten preußischen Pharmakopöe und Mitgestalter der Revidierten Apotheker-Ordnung von 1801.

Heinrich Emanuel Merck – vom Apotheker zum Industriellen

Heinrich Emanuel Merck (1794-1855), Sohn des Apothekers Johann Anton Merck, wuchs in Darmstadt auf und trat im Winter 1809/1810 als Apothekenlehrling in die der Familie gehörende Engel-Apotheke ein. Eine fundierte pharmazeutische Ausbildung erhielt er zudem ab April 1810 im chemisch-pharmazeutischen Ausbildungsinstitut von J. B. Trommsdorff in Erfurt. Nach zwei Jahren in Erfurt arbeitete Merck in unterschiedlichen Apotheken in Eisenach, Frankfurt/Main und Straßburg. Anschließend studierte er in Berlin und Wien Pharmazie. Ab 1816 übernahm er dann die Engel-Apotheke, die sich seit Generationen im Familienbesitz befand.

Heinrich Emanuel Merck führte eine über Generationen bestehende Apothekertradition fort und wagte gleichzeitig den Übergang zur industriellen Produktion von Arzneimitteln. Grund dafür war, dass die von ihm im eigenen Apothekenlaboratorium isolierten Alkaloide und Alkaloidsalze in solch großen Mengen von anderen Apothekern, Chemikern und Ärzten nachgefragt wurden, dass der Platz zur Produktion bald nicht mehr ausreichte. So wurde 1840 die Produktion aus der Apotheke ausgelagert und Heinrich Emanuel Merck wurde zum ersten Industriellen der Familie Merck. 2018 feiert der weltweit vertretene Chemie- und Pharmakonzern Merck KGaA sein 350-jähriges Bestehen – dank des Apothekenprivilegs für die Engel-Apotheke aus dem Jahre 1688.



Inken Rutz, Apothekerin, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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