DAZ-Adventsrätsel – Tag 2

Wofür steht das „contin“ in Oxycontin?

Stuttgart - 02.12.2023, 07:00 Uhr

Oxycodon bindet zwar schwächer an μ-Rezeptoren als Morphin, seine analgetische Potenz ist aber höher. (Foto: Gabriel Cassan / AdobeStock)

Oxycodon bindet zwar schwächer an μ-Rezeptoren als Morphin, seine analgetische Potenz ist aber höher. (Foto: Gabriel Cassan / AdobeStock)


Wohl kaum ein Markenname wird mit der Opioid-Krise in den USA so eng verknüpft wie Oxycontin. Doch wie kam es zur Entwicklung und Markteinführung des Präparates, und was haben deutsche Chemiker und indirekt ein deutscher Apotheker – zumindest, wenn man in der Geschichte weiter zurückblickt – damit zu tun? 

Die dunkle Jahreszeit lädt dazu ein, es sich vor dem Fernseher gemütlich zu machen. Mittlerweile in vielfacher Ausführung auf der Bildfläche verewigt wurde zuletzt beispielsweise die Opioid-Krise in den USA. Sie taugt zwar nicht gerade für einen weihnachtlichen Fernsehabend mit Plätzchen, Apotheker*innen dürften die verschiedenen Filme, Serien und Dokumentationen dazu dennoch mitreißen.

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Wohl aufgrund solcher Verfilmungen werden der Markenname Oxycontin und der Name der Familie Sackler, die hinter dem US-amerikanischen Oxycontin-Hersteller Purdue Pharma steht, auch hierzulande eng mit der Opioid-Krise verknüpft. Was manchen angesichts der andauernden Aktualität der Opioid-Krise in den USA vielleicht nicht bewusst ist: Oxycodon in Oxycontin kam bereits 1996 auf den Markt. Mit der Markteinführung begann eine aggressive Marketingkampagne für das Schmerzmittel: Es wurde nicht nur sehr viel Geld investiert, Ärzt*innen und Apotheker*innen wurde zudem erzählt, dass Oxycontin weniger abhängig mache als andere Schmerzmittel.

Von MS Contin zu Oxycontin

Tatsächlich begann die Geschichte von Oxycontin indirekt bereits in den 1980er-Jahren. Damals erfand Purdue das Schmerzmittel mit dem Namen MS Contin, das zum Bestseller der Firma werden sollte. „Contin“ steht im Englischen für „continuous“, bringt also zum Ausdruck, dass es sich sowohl bei MS Contin als auch bei Oxycontin um Präparate mit verzögerter Wirkstofffreisetzung handelt. In MS Contin war jedoch Morphin enthalten und noch nicht das potentere Oxycodon.

Retardierung schützt nicht vor Abhängigkeit

Ende der 80er-Jahre drohte das Patent von MS Contin auszulaufen, und so kam Oxycodon ins Spiel. Entdeckt worden war das Opioid bereits 1916 von deutschen Chemikern. Die Idee in den 80er-Jahren war, auch Oxycodon in retardierter Form auf den Markt zu bringen. Das gelang nicht nur, zusätzlich konnte die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA überzeugt werden, bei Oxycontin den Vermerk im Beipackzettel zu erlauben, dass man aufgrund des verzögerten Freisetzungsmechanismus davon ausgeht, dass Oxycontin weniger abhängig mache als Konkurrenzprodukte. Es braucht nicht unbedingt Pharmazeut*innen, um zu verstehen, wie leicht sich eine Retardierung umgehen lässt.

Die Opioid-Krise nahm also ihren Lauf und kann wie eingangs erwähnt in zahlreichen Verfilmungen nachvollzogen werden. Wir widmen uns nun aber in diesem Adventsrätsel einem noch weiteren Blick zurück.

Die schwankende Wirkung von Opium

Während Oxycodon 1916 von deutschen Chemikern entdeckt wurde, wurde das erste als Arzneimittel eingesetzte Opioid Morphin bereits 1805 aus Opium isoliert – und zwar von einem deutschen Apotheker.

Dieser Apotheker begann 1799 eine Lehre in der Paderborner Hofapotheke. 1809 gründete er eine eigene Apotheke. In seiner Apothekenpraxis nahm er bereits zu seiner Gehilfenzeit wahr, dass sich die „schlafmachende Wirkung“ von Opium-Präparaten unterschied. Zur leichteren Dosierung wollte er den dafür verantwortlichen Stoff aus Opium isolieren. Dies gelang ihm auch, doch er erfuhr zunächst wenig Aufmerksamkeit dafür.

Der Gott des Schlafes und „ein heftiges Gift“

1817 veröffentlichte er schließlich eine Studie mit dem Titel „Über das Morphium, eine neue salzfähige Grundlage, und die Mekonsäure, als Hauptbestandteile des Opiums“. Den Namen „Morphium“ leitete er von Morpheus, dem griechischen Gott des Schlafes ab. Der Apotheker erkannte schnell, unter anderem in einem Selbstversuch: „Nach dieser wirklich höchst unangenehmen eigenen Erfahrung zu urteilen, wirkt Morphium schon in kleinen Gaben als ein heftiges Gift.“

Hätte sich diesen Satz mal die Familie Sackler besser zu Herzen genommen. Während sie nun für alle Zeit negativ mit Oxycodon und der Opioid-Krise in Verbindung gebracht werden wird, gilt der Name des Apothekers bis heute als untrennbar im positiven Sinne mit der Entdeckung des Morphins verbunden. 

Frage: 

Wie lautet der Name des Apothekers?

Die Antwort lautet:

Die Entdeckung von Morphin durch Friedrich Wilhelm Adam Ferdinand Sertürner leitete eine Wende in der Pharmazie ein. Es war der Beginn der Alkaloidchemie und der systematischen Suche nach hochwirksamen Arzneistoffen. 


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