Fatale Kombi bei Prostatakarzinom

Xofigo-Zytiga-Kombi erhöht Todesrate

Stuttgart - 12.03.2018, 10:00 Uhr

Xofigo-Monotherapie ja, aber keine Kombination mit Zytiga bei Prostatakarzinom. (Foto: Bayer)

Xofigo-Monotherapie ja, aber keine Kombination mit Zytiga bei Prostatakarzinom. (Foto: Bayer)


Xofigo® ist bei Patienten mit Prostatakarzinom unter einer Therapie mit Abirateronacetat (Zytiga®) und Glucocorticoiden wie Prednison/Prednisolon kontraindiziert. Zu diesem vorläufigen Schluss kommt der Pharmakovigilanzausschuss PRAC bei der EMA. Der Verdacht: Die Dreifachkombi verursacht mehr Knochenfrakturen und Todesfälle.

Bereits im Dezember 2017 zweifelte der Pharmakovigilanzausschuss der EMA, PRAC, an der Sicherheit der dreifachen Kombinationstherapie aus Xofigo®, Abirateronacetat in Zytiga® plus Prednison/Prednisolon bei Patienten mit Prostatakarzinom. Auch Bayer hatte damals in einem Rote-Hand-Brief über potenzielle Risiken einer Tripeltherapie mit Xofigo®, Zytiga® und Prednison/Prednisolon informiert.

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Der PRAC leitete daraufhin ein Risikobewertungsverfahren ein. Der Risikoausschuss bei der EMA hat nun erste, vorläufige Maßnahmen getroffen: Xofigo® ist kontraindiziert bei Patienten mit Prostatakrebs, die bereits Abirateronacetat (Zytiga®) und Glucocorticoide wie Prednison/Prednisolon zur Behandlung ihres knochenmetastasierten Tumors erhalten. Eine gleichzeitige Behandlung mit den drei Arzneimitteln dürfen Ärzte nicht praktizieren.

Mehr Knochenfrakturen und Todesfälle unter Xofigo®-Zytiga®-Glucocorticoid-Therapie

Hintergrund für die Empfehlung ist eine laufende Studie. Diese verglich bei Patienten mit knochenmetastasiertem Prostatakrebs die Therapie mit dem Radium-223-haltigen Arzneimittel Xofigo® plus Abirateronacetat (Zytiga®) und Prednisolon/Prednison gegen Placebo plus Abirateronacetat (Zytiga®) und Prednisolon/Prednison.

Aktuell hat Bayer die Zulassung für Xofigo® bei Patienten mit knochenmetastasiertem Prostatakarzinom, bei denen die Metastasen bereits symptomatisch sind. Die Studie untersuchte auch Patienten mit metastasiertem Prostata-CA, die bislang keine Chemotherapie erhalten hatten und die keine beziehungsweise nur leichte Beschwerden wie Schmerzen zeigten.

Unter der Xofigo®-Zytiga®-Glucocorticoid-Kombination starben im Verlauf der Therapie 34,7 Prozent der Patienten, während es in der Placebo-Zytiga®-Glucocorticoidgruppe 28,2 Prozent waren. Ebenso erhöhte die Radium-223-Behandlung die Rate an Knochenbrüchen. Hier war der prozentuale Unterschied noch ausgeprägter. 26 Prozent der Xofigo®-Patienten erlitten Knochenbrüche, während bei Patienten mit der Placebo-Kombination in nur 8,1 Prozent Frakturen auftraten. Die Zahlen repräsentieren vorläufige Studienergebnisse.

Monotherapie mit Xofigo® untersucht PRAC nicht

Diese Ergebnisse bewogen die EMA, dieser Tripeltherapie erst einmal den Riegel vorzuschieben. Zu einer abschließenden Entscheidung ist der PRAC noch nicht gekommen, allerdings dürfen bis dahin Patienten nicht mit der Kombination Xofigo® plus Abirateronacetat (Zytiga®) und Prednisolon/Prednison behandelt werden. Die EMA betont, dass jedoch beide Arzneimittel, wenn sie gemäß ihrer Zulassung separat voneinander angewendet würden, nicht von der Risikobewertung betroffen seien.

Wie wirkt Xofigo®?

Die aktive Substanz in Xofigo® ist Radium-223. Das radioaktive Element aus der Gruppe der Erdalkalimetalle imitiert Calcium und wird anstelle von diesem in die Hydroxylapatit-haltige Knochenmatrix eingebaut. Dies geschieht vorwiegend im Bereich der Knochenmetastasen. Als α-Strahler verursacht Radium-223 in den Tumorzellen verstärkte DNA-Doppelstrangbrüche und erzielt so seinen zytotoxischen Effekt. Die Reichweite der α-Strahlen ist kurz, sie beträgt weniger als zehn Zelldurchmesser. Dies bedingt eine gewisse Selektivität und reduziert die Schädigung auf umliegendes Gewebe.

Indikation von Xofigo®

Bayer hat bei Xofigo® die Zulassung zur Therapie des kastrationsrestriktiven Prostatakarzinoms mit symptomatischen Knochenmetastasen und ohne bekannte viszerale Metastasen.

Bayer: Monotherapie mit Xofigo® überwacht PRAC nicht 

Auf diese Unterscheidung – Montherapie vs. Kombinationstherapie – legt auch Bayer wert. Bereits zum Start der PRAC-Risikobewertung wies der Pharmakonzern hinter Xofigo® darauf hin, dass die Risikobewertung ausschließlich die noch nicht zugelassene Kombinationstherapie mit Abirateronacetat betreffe. Die Behandlung mit Xofigo® als Monotherapie beim kastrationsrestriktiven Prostatakarzinom mit symptomatischen Knochenmetastasen prüfe der PRAC nicht.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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