EU-Kommission

Neue Standards zur Frühdiagnose von Alzheimer

Remagen - 14.12.2017, 17:30 Uhr

Die EU-Kommission hat neue Standards zur Frühdiagnose von Alzheimer veröffentlicht. (Foto: DAK Gesundheit)

Die EU-Kommission hat neue Standards zur Frühdiagnose von Alzheimer veröffentlicht. (Foto: DAK Gesundheit)


Die EU-Kommission hat neue wissenschaftliche Standards bekannt gemacht, mit denen Frühdiagnosen der Alzheimer-Erkrankung genauer und verlässlicher werden sollen. Bisher soll es bei den Ergebnissen entsprechender Untersuchungen zu große Spannen gegeben haben.

Die EU-Kommission hat neue Standards veröffentlicht, mit deren Hilfe die Alzheimer-Krankheit im Frühstadium mit einer größeren Zuverlässigkeit diagnostiziert werden soll. Die Frühdiagnose sei nach wie vor eine große Herausforderung, heißt es in einer kurzen Erläuterung dazu. Zwar könnten Biomarker aus dem Liquor (cerebrospinal fluid, CSF) hierzu herangezogen werden, aber bei den Ergebnissen der Gehaltsbestimmungen für CSF-Biomarker gebe derzeit zu große Spannen. Diese werden teilweise auf die mangelnde Standardisierung der Assays zurückgeführt. Deshalb haben die Arbeitsgruppe für CSF-Proteine des Internationalen Verbandes für Klinische Chemie und Labormedizin (IFCC) und das Gemeinsame Forschungszentrum der Europäischen Kommission (JRC) nun mit Unterstützung der Alzheimer Association drei zertifizierte Referenzmaterialien (CRMs) für niedrige, mittlere und hohe Konzentrationen von Amyloid-β 1-42 entwickelt. A-ß 1-42 ist ein Biomarker für die Alzheimer-Erkrankung, der im Liqour gefunden wird. Die Materialien sollen dazu dienen, entsprechende diagnostische Tools zu kalibrieren und damit die Qualität der Diagnosen zu erhöhen.

Nach klinischen Studien soll eine Kombination der Biomarker Amyloid-β 1-42, Tau und Phospho-tau großes Potential für die Frühdiagnose von Alzheimer besitzen. Die Spiegel dieser Marker beginnen sich bereits zehn Jahre, bevor die ersten Symptome der Krankheit auftreten, zu verändern.

Frühe Diagnose ist von grundlegender Bedeutung

Die Verfügbarkeit verlässlicher Biomarker ist aber nicht nur entscheidend für die Frühdiagnose, sondern auch für die Entwicklung von Arzneimitteln und die Überwachung der Effekte bei den Patienten. „Eine frühe Diagnose ist von grundlegender Bedeutung für Menschen mit Alzheimer“, sagt der EU-Kommissar für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit Vytenis Andriukaitis. „Denn die frühzeitige Behandlung kann die Entwicklung der Krankheit verlangsamen und den Betroffenen dabei helfen, länger ein eigenständiges Leben zu führen.“ EU-Kommissar Tibor Navracsics, der für Bildung, Kultur, Jugend und Sport sowie für die Gemeinsame Forschungsstelle (JRC) zuständig ist, wertet die neuen Standards als bedeutenden Schritt dahin, die Alzheimer-Erkrankung irgendwann einmal unter Kontrolle zu bringen.

544 Millionen für die Alzheimer-Forschung

Mit einem Anteil von 50 bis 70 Prozent ist die Alzheimer-Erkrankung die am meisten verbreitete Form von Demenz. Die EU beziffert die Kosten, die durch Alzheimer und andere Formen von Demenzerkrankungen verursacht werden, europaweit mit schätzungsweise 167,5 Mrd. Euro pro Jahr. Über das EU-Forschungsrahmenprogramm Horizont 2020 unterstützt die EU die Hirnforschung seit vielen Jahren. Nach Angaben der Kommission wurden hierüber bisher bereits 370 Alzheimer-Projekte mit 544 Millionen Euro gefördert.

Die strategischen Zielvorgaben der Kommission

Im Jahr 2014 hatte die EU-Kommission einen Bericht zur Demenzbekämpfung vorgelegt. Er geht zurück auf eine Mitteilung der Kommission von Juli 2009 über eine „Europäische Initiative zur Bekämpfung der Alzheimer-Erkrankung und anderer Demenzen“. Mit dem Dokument sollten Initiativen in die Wege geleitet werden, um die Mitgliedstaaten beim Umgang mit Demenzen inklusive ihrer Anerkennung, Diagnose, Vorbeugung und Behandlung sowie der Pflege von Alzheimer und anderen Demenz-Patienten zu unterstützen.   

Die Mitteilung beinhaltete vier strategische Zielvorgaben, darunter Maßnahmen zur Frühdiagnose und eine Verbesserung des epidemiologischen Kenntnisstandes sowie die Koordinierung der Forschung.

ALCOVE und Act on Dementia

In dem Bericht von 2014 sind die Anstrengungen niedergelegt, die seit 2009 zur Implementierung dieser Ziele unternommen wurden. Dazu gehört auch die erste gemeinsame Demenz-Initiative (Joint Action Alzheimer Cooperative Valuation in Europe (ALCOVE) die von 2011 bis 2013 implementiert wurde. Unter der Leitung von Frankreich wurde ALCOVE in 19 EU-Mitgliedstaaten umgesetzt. Die Ergebnisse sind hier verfügbar.

Seit März 2016 wird sie durch die zweite Joint-Action-Initiative „Act on Dementia“ fortgesetzt.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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