Neuartige Nanotransporter

Jenaer Pharmazeuten entwickeln Navigationssystem für Arzneimittel

Berlin - 06.06.2017, 16:15 Uhr

Wie wirkt ein Arzneimittel am schnellsten und effektivsten? Eine Forschergruppe der Uni Jena, zu der auch Pharmazeuten gehören, entwickelt eine Art Navigationssystem für Arzneistoffe. (Foto: fotolia / Luckybusiness)

Wie wirkt ein Arzneimittel am schnellsten und effektivsten? Eine Forschergruppe der Uni Jena, zu der auch Pharmazeuten gehören, entwickelt eine Art Navigationssystem für Arzneistoffe. (Foto: fotolia / Luckybusiness)


Wie gelingt es, Arzneistoffe punktgenau einzusetzen und dadurch Dosis und Nebenwirkungen reduzieren zu können? Diese Fragen will eine Forschergruppe aus Jena in den kommenden vier Jahren beantworten und entwickelt dafür neuartige Nanotransporter, die Wirkstoffe direkt zum Einsatzort bringen sollen. Auch Pharmazeuten sind an dem Forschungsprojekt beteiligt, das mit rund zehn Millionen Euro gefördert wird.

Eine Forschergruppe aus Jena hat es sich zur Aufgabe gemacht, Wirksamkeit und Verträglichkeit von Arzneistoffen mithilfe von neuartigen Nanotransportern zu verbessern. Dafür erhalten die Wissenschaftler unter der Leitung von Professor Ulrich Schubert rund zehn Millionen Euro Fördergelder von der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Ziel des Projektes ist die Erstellung maßgeschneiderter Nanopartikel, mit denen systemische Nebenwirkungen von Arzneistoffen gesenkt werden können und die Wirkung der Arzneimittel verbessert wird.

Dahinter steht die Idee des sogenannten Drug Targetings, einem Forschungsgebiet, das bereits seit den 1970er-Jahren existiert und das den zielgerichteten Einsatz von Wirkstoffen am Einsatzort untersucht. Die Forschergruppe aus Jena entwickelt diesen Ansatz nun weiter und erstellt dank modernster Formulierungsmethoden eine großangelegte Datenbank für Nanopartikel. Diese sogenannten Partikelbibliotheken, in denen Tausende unterschiedliche Strukturen archiviert werden, sollen helfen, für jeden Wirkstoff die geeigneten Nanopartikel zu finden. 

Der Schwerpunkt des Forschungsprojektes aus Jena liegt im Bereich der Infektionskrankheiten und multiresistenter Keime. „Wir wollen die Selektivität für Wirkstoffe erhöhen und damit Dosis und Nebenwirkung reduzieren“, so Schubert gegenüber DAZ.online. Perspektivisch sei dieser Ansatz aber nicht nur für Reserve-Antibiotika oder Zytostatika vorstellbar, sondern auch für gängige Wirkstoffe. Selbst für Stoffe wie Ibuprofen könnte dann die Dosis bei gleichbleibender Wirksamkeit reduziert werden.



Maximilian Wilke, Apotheker, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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