Pharmacon Schladming

Von den Gemeinsamkeiten des Skifahrens und der Arzneimitteltherapie

Schladming - 19.01.2015, 14:10 Uhr


Was haben das Skifahren und eine Arzneimitteltherapie gemeinsam? Mit dieser Frage startete Prof. Dr. Ulrich Jaehde, klinischer Pharmazeut aus Bonn, seinen Vortrag zum Thema „Arzneimitteltherapiesicherheit als gemeinsame Herausforderung“ im Wintersportort Schladming. Auf den ersten Blick ist dies nicht viel – doch sieht man genauer hin, findet man tatsächlich Gemeinsamkeiten.

Zum einen fördere beides die Gesundheit, so Jaehde. Für Arzneimittel sei dies wohl – zumindest solange sie richtig eingesetzt werden – als allgemein bekannt anzusehen. Und was das Skifahren betrifft, existiere eine Studie der Uni Salzburg mit 500 Teilnehmern, die dies belegt: Skifahren ist gesund (auch wenn der Referent darauf hinweist, die Qualität der Studie nicht überprüft zu haben). Zum anderen spiele sowohl beim Skifahren als auch in der Arzneimitteltherapie Sicherheit eine wichtige Rolle. Beim Skifahren werde dies durch verschiedene Faktoren beeinflusst, etwa das persönliche Können oder die Pistenverhältnisse. Zudem würden Maßnahmen ergriffen, um die Sicherheit zu erhöhen, beispielsweise das Tragen eines Helms.

Auch bei der Arzneimitteltherapie sei Sicherheit essenziell, so Jaehde. Hier gebe es allerdings noch großen Nachholbedarf. So kämen in Deutschland jedes Jahr mehr Menschen durch Arzneimittel um als durch Verkehrsunfälle. Schätzungen zufolge sterben jährlich zwischen 16.000 und 58.000 Menschen an den Folgen einer Arzneimitteltherapie, während sich die Zahl der Verkehrstoten mittlerweile auf weniger als 4.000 im Jahr beläuft.

Die zentrale Frage lautet daher: Kann man etwas tun, um die Arzeimitteltherapiesicherheit zu verbessern, und gibt es Hoffnung, dass dies gelingt? Jaehde ist optimistisch: Die Antwort auf beide Fragen sei ja. Auch hier biete sich der Blick auf die Statistik der Verkehrstoten an. 1970 habe die Zahl der Toten allein in Westdeutschland noch bei 20.000 gelegen – also fünfmal so hoch wie heute. Es sei aber gelungen, die Zahlen seitdem immer weiter zu senken. Die Gründe dafür sind bekannt: Man hat sehr viel für die Verkehrssicherheit getan. Das, so Jaehde, sei das Ziel, das auch für die Arzneimitteltherapie gelten müsse, um die Statistik zu verbessern.

Verbesserungsmöglichkeiten sieht Jaehde einige. Dabei ginge es nicht primär um die Todesfälle, diese Zahlen seien sehr unsicher, sondern vielmehr um die Krankenhauseinweisungen. So beruhe – und diese Zahlen seien gesichert – jede 20. Aufnahme in ein Krankenhaus auf einer unerwünschten Arzneimittelwirkung. Dort ließe sich ansetzen. Ein zentraler Beitrag, etwas zu bewegen, ist aus Jaehdes Sicht das Medikationsmanagement bzw. die Medikationsanalyse durch Apotheker. Zahlreiche Projekte seien bereits angelaufen, und die Apotheker sollten mitmachen. Denn wie bereits John F. Kennedy sagte: Einen Vorsprung im Leben hat nur, wer da anpackt, wo die anderen erst mal reden.

Und um diesen Vorsprung gehe es nicht nur bei der Arzneimitteltherapie, sondern – zumindest was Skirennen betrifft – auch beim Skifahren. Diese beiden Dinge haben eben mehr gemeinsam, als man auf den ersten Blick denkt.


Julia Borsch