Mexiko

Andere Länder – andere Apotheken-„Sitten“

Remagen - 02.05.2014, 11:00 Uhr


Das mexikanische Versorgungssystem für Arzneimittel erfährt gerade einen rasanten Umbruch. Apothekenketten und Supermarkt-Apotheken werden dabei als Marktakteure immer wichtiger. Dies berichtet die Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland für Außenwirtschaft und Standortmarketing Germany Trade & Invest.

Vorbei sind die goldenen Zeiten für die Anbieter teurer Originalarzneimittel, heißt es. Seit einigen Jahren wird in Mexiko der Generika-Sektor gepuscht – mit dem Erfolg, dass die Nachahmerpräparate in 2012 wertmäßig auf 52 Prozent des Marktabsatzes kamen, nach Volumen sogar auf 84 Prozent. Bis etwa 2006 hatte der Arzneimittelmarkt nach Aussagen von Unternehmern noch satte Margen und stabile Zuwächse geboten.

Auf die Preise drücken aber nicht nur die Generika, sondern auch die gemeinsamen Einkäufe staatlicher Kassen, über die der mexikanische Staat bessere Preise erzielen will. Hiervon profitieren vor allem Distributionsunternehmen, die ihre Liefer-Angebote bündeln können. Zum Teil konnten die Pharmaunternehmen der drohenden Marktmacht der Distributoren durch direkte Verkäufe an Apothekenketten und Supermärkte gegensteuern.

Diesen gehört nach Ansicht von Ignacio Garcia-Tellez, Direktor für den Gesundheitssektor beim Beratungsunternehmen PriceWaterhouseCoopers die Zukunft. Die immer erfolgreicheren Apothekenketten haben auf die 2013 eingeführte Rezeptpflicht besonders erfindungsreich reagiert. Sie haben selbst kleine Arztpraxen eingerichtet, in denen die Untersuchungen beim Kauf eines Medikamentes oftmals umsonst sind.

Die dominante Supermarktkette Walmart will laut GTAI über Apotheken in den eigenen Läden hinaus ihre Arzneimittelreihe Medimart an den Markt bringen und der Konkurrenz damit das Wasser abgraben.

Die Gesundheitsausgaben und das Versorgungssystem gelten in Mexiko insgesamt weiterhin als unzureichend. Zwar hat der mexikanische Staat die Basiskrankenversicherung (Seguro Popular) in den letzten Jahren fast auf die gesamte Bevölkerung ausgeweitet, aber die Infrastruktur kommt in der Praxis nicht mit. Außerdem ist das südliche Nachbarland der USA Spitzenreiter in der OECD bei dem Anteil privater Ausgaben für Gesundheit. Fast die Hälfte müssen die Mexikaner aus eigener Tasche bezahlen. Der Durchschnitt liegt bei fast 20 Prozent.


Dr. Helga Blasius