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Mexikaner zeigen großes Interesse an deutscher Pharmazie

Die Lage der Pharmazie ist kritisch in Mexiko. Akademisch ausgebildete Apotheker fehlen nämlich ebenso wie ein öffentliches Apothekenwesen. Um diese Missstände zu beseitigen, hat die Mexikanische Pharmazeutische Gesellschaft Ende Oktober dieses Jahres auf ihrem Kongress in Puerto Vallarta offen über Reformen des Apothekenwesens diskutiert. Da die deutsche Pharmazie in Mexiko hohes Ansehen genießt, hatte man DPhG-Präsident Professor Dr. H. P. T. Ammon als Gastredner nach Mexiko eingeladen. Auf einer Podiumsdiskussion mit internationaler Beteiligung stellte Professor Ammon die gesetzlichen Grundlagen und die Organisation der Pharmazie in Deutschland vor.

Im Gegensatz zu Deutschland kann man sich in Mexiko Arzneimittel in Drogerien und Supermärkten kaufen. Apotheken (Farmacia) existieren zwar dem Namen nach, doch die Bevölkerung sieht in ihnen nur eine Verkaufsstelle für Arzneimittel. Die Ursache dafür liegt in der fehlenden Qualifikation des Personals. Denn akademisch ausgebildete Apotheker, die über die richtige Verwendung von Medikamenten informieren könnten, gibt es zur Zeit noch nicht in Mexiko. Auch in Krankenhäusern fehlen Apotheker, die Arzneimittelausgabe auf den Stationen wird von Krankenschwestern besorgt.

Die Situation verschlimmert sich dadurch, dass in Mexiko viele Arzneimittel, die in Deutschland verschreibungspflichtig sind, frei verkäuflich sind. Zum Beispiel werden nach einer Studie 80 Prozent aller Antibiotika ohne Rezept verkauft. Durch den unkontrollierten Gebrauch von Arzneimitteln und die fehlende Beratung durch den Apotheker wird die Bevölkerung gesundheitlichen Risiken ausgesetzt und der Volkswirtschaft Schaden zugefügt.

Studiengang "Diplompharmazie" seit 1994

Der erste Schritt zur Besserung erfolgte im Jahr 1994. Damals wurde der Studiengang "Diplompharmazie" an der staatlichen Hochschule von Puebla eingeführt, einer Universitätsstadt etwa 120 Kilometer südöstlich von Mexico City. Einen wesentlichen Anteil daran hatten Prof. Dr. H. J. Roth, Lehrstuhlinhaber für Pharmazeutische Chemie an der Universität Tübingen, sowie Dr. Scior, der bei Professor Roth arbeitete und heute in Puebla tätig ist. Seit Jahren bestehen enge Kontakte zwischen den beiden Instituten.

Da Ende dieses Jahres die ersten Studenten in Puebla ihre 5-jährige Pharmazieausbildung abschließen werden, muss jetzt rechtliche Sicherheit geschaffen werden. Die Mexikanische Pharmazeutische Gesellschaft und die Universität von Puebla sind daher bestrebt, den rechtlichen Rahmen des Apothekerberufs in Mexiko festzulegen und pharmazeutische Tätigkeiten im öffentlichen Gesundheitswesen zu definieren. Von Ammon wollte man aus erster Hand erfahren, wie die Pharmazie in Deutschland, einem Land, das auf eine lange Tradition des Apothekenwesens blicken kann, organisiert ist.

Die Teilnehmer an der Podiumsdiskussion in Puerto Vallarta zeigten großes Interesse an Ammons Ausführungen über die deutsche Apothekenbetriebsordnung, die Kammergesetze, die Krankenhauspharmazie, den Entwurf einer neuen Approbationsordnung für Apotheker sowie über den Aufbau und die Organisation der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft, einer der ältesten wissenschaftlichen Gesellschaften Deutschlands. Die DPhG, betonte Professor Ammon, biete der Mexikanischen Pharmazeutischen Gesellschaft logistische Unterstützung bei dem Vorhaben an, die Krankenhauspharmazie und das öffentliche Apothekenwesen in Mexiko zu entwickeln. ms

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