Debatte um Freigabe

PiDaNa: Neue Wege gehen?

Berlin - 19.02.2014, 11:12 Uhr


Die Diskussion um die Freigabe der „Pille danach“ scheint festgefahren, die Fronten verhärtet. Gestritten wird nur über ein Entweder-Oder, eine Beratung durch den Arzt oder den Apotheker. Neue, kreative Ansätze werden bislang nicht geprüft, kritisiert HRA-Geschäftsführer Klaus Czort. Die Online-Arztpraxis DrEd nutzt indes die Gelegenheit und verweist darauf, dass die eigene Online-Sprechstunde „ein zusätzlicher Weg in der Notfallverhütung“ sei, der ärztliche Sorgfalt und Interessen von Frauen wahre.

Der CDU-Bundesgesundheitsminister und seine Fraktion pochen auf die ärztliche Beratung bei der Abgabe der „Pille danach“. Doch auch dort gibt es Defizite, findet Czort, dessen Unternehmen in Deutschland Levonorgestrel und Ulipristalacetat vertreibt. Viele nicht gynäkologische Ärzte suchten etwa im Notdienst Rat beim Notdienstapotheker oder bei medizinischen Firmenhotlines der Hersteller – überwiegend noch bevor sie sich für oder gegen eine Verordnung entscheiden. Zudem würden über die Hälfte der Verordnungen von Gynäkologen montags und dienstags ausgestellt – vermutlich aufgrund einer Verhütungspanne am Wochenende. Doch das sei problematisch, warnt Czort, da die „Pille danach“ so schnell wie möglich eingenommen werden sollte.

„Zwei Drittel aller Frauen in Deutschland, die eine ungewollte Schwangerschaft befürchten, stoßen auf eine mangelhafte medizinische Versorgung“, konstatieren auch die Online-Ärzte von DrEd in einer Mitteilung – weil Wochenende sei. Ihre Online-Sprechstunde sei indes rund um die Uhr erreichbar und ermögliche zugleich eine schnelle Versorgung mit der „Pille danach“, per Post am Werktag nach der Anfrage oder direkt in einer örtlichen Apotheke innerhalb von zwei bis drei Stunden. Die Behandlung koste 25 Euro, dazu komme der Medikamentenfestpreis in der Apotheke. Und: „Mit rund 1.000 deutschen Patientinnen seit Eröffnung der Sprechstunde vor einem Jahr zählt DrEd zu den erfahrensten Arztpraxen im Bereich der Notfallverhütung.“ Insoweit sei DrEd „eine sinnvolle Ergänzung bei der Versorgung mit der Pille danach“.

HRA-Geschäftsführer Czort spricht sich zwar grundsätzlich für neue, kreative Ideen aus, wie etwa den österreichischen „Notfallparagraphen“, nach dem Apotheker in besonderen Notfällen ein rezeptpflichtiges Arzneimittel auch ohne Verordnung in der kleinsten erhältlichen Packung abgeben dürfen. Diese Regelung könne vielleicht nicht eins zu eins für Deutschland und die „Pille danach“ übernommen werden, erklärt Czort DAZ.online – aber es müsse zumindest Raum für neue Ansätze geben. Die Vereinnahmung durch DrEd gefällt Czort gleichwohl nicht. DrEd stelle „keine adäquate Alternative zu einer schnell zugänglichen kompetenten Beratung und Versorgung dar, wie sie in persönlichen Gesprächen durch Ärzte und/oder Apotheker zu leisten ist“. Solange das Gesundheitssystem allerdings Schwächen aufweise, prophezeit er, würden kreative Anbieter in derartige Lücken stoßen.


Juliane Ziegler