Demenz

Hilft Vitamin E bei Alzheimer?

17.01.2014, 08:32 Uhr


Bei Alzheimer-Patienten, die zusätzlich zu Acetylcholinesterasehemmern hochdosiert Vitamin E einnahmen, verzögerte sich im Vergleich zu Placebo die Pflegebedürftigkeit, ohne dass der kognitive Verfall aufgehalten werden konnte.

Die in der amerikanischen Fachzeitschrift JAMA veröffentlichte TEAM-AD-Studie (Trial of Vitamin E and Memantine in Alzheimer’s Disease) ist eine doppeltblinde, placebokontrollierte Parallelgruppen-Untersuchung mit 613 US-Veteranen (darunter 19 Frauen) mit einem mittleren Alter von 79 Jahren, die an milder bis moderater Alzheimer-Erkrankung litten. Die Studienteilnehmer erhielten 2000 IU/d α-Tocopherol (n = 152), 20 mg/d Memantin (n = 155), eine Kombination beider Substanzen (n = 154) oder Placebo (n = 152).

Außer einem Patienten waren alle Teilnehmer zu Studienbeginn auf einen der drei bei leichter bis mittelschwerer Alzheimer-Demenz zugelassenen Acetylcholinesterasehemmer Donepezil, Galantamin oder Rivastigmin eingestellt. Primärer Endpunkt war der ADCS-ADL-Score, der vor allem Auskunft über die alltagspraktischen Fähigkeiten der Patienten wie Körperpflege und An- bzw. Auskleiden gibt, also letztlich für den Grad der Pflegebedürftigkeit steht. Die kognitiven Fähigkeiten zählten zu den sekundären Endpunkten.

Nach einem mittleren Follow-up von 2,27 Jahren hatte sich in allen vier Gruppen der ADCS-ADL-Score verschlechtert: um 13,81 Punkte unter Vitamin E allein, um 14,98 unter Memantin, um 15,20 unter einer Kombination beider Substanzen sowie um 16,96 in der Placebogruppe. Allein die Differenz zwischen Vitamin-E- und Placebo-Gruppe war nach Adjustierung statistisch signifikant (-3,15 Punkte). Das bedeutet, dass unter der Vitamin-Supplementation die Pflegebedürftigkeit statistisch signifikant langsamer voranschritt. Bei den kognitiven Fähigkeiten zeigten sich keine Unterschiede. Aus dem sekundären Endpunkt Caregiver Activity Survey war abzulesen, dass die mittlere Zunahme der Pflegebedürftigkeit unter Vitamin E um 2,17 Stunden pro Tag geringer war als unter Memantin.

Experten wie beispielsweise Dr. Doug Brown von der britischen Alzheimer-Gesellschaft sehen die Ergebnisse kritisch. Er warnte in einer Stellungnahme vor der unkritischen Einnahme von hochdosiertem Vitamin E bei Alzheimer-Demenz, da unerwünschte Wirkungen auftreten könnten. Weitere Studien müssten erst zeigen, ob es einen Vorteil bringt, dass Alzheimer-Patienten Vitamin E in derart hohen Dosen täglich einnehmen.

Lesen Sie ausführlicher in der aktuellen DAZ 2014, Nr. 3, S. 30: Hilft Vitamin E bei Alzheimer? Supplementation zögert Pflegebedürftigkeit hinaus.

Quelle: Dysken MW et al. JAMA (2014) 311: 33-44, doi: 10.1001/jama.2013.282834. Brown, D. Stellungnahme der britischen Alzheimer-Gesellschaft vom 31. Dezember2013.


Dr. Claudia Bruhn