Arzneimittel und Therapie

Alzheimer-Demenz

Donepezil auch bei schweren Formen wirksam

Bei rund 250 in Heimen versorgten Alzheimer-Patienten konnten mit Donepezil die geistigen Fähigkeiten verbessert und die Fähigkeiten zur Alltagsbewältigung erhalten werden. Die klinische Relevanz der Verbesserung wird allerdings in einem Kommentar zur Studie in Frage gestellt.

Bei leichter bis mittelschwerer Alzheimer-Demenz bewirken Cholinesterasehemmer eine symptomatische Verbesserung der Einbußen und Beschwerden der Patienten. Auch das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen urteilte in einem Vorbericht zu diesem Thema im September 2006 positiv. Umstritten ist der Nutzen der Cholinesterasehemmer aber bei Patienten mit schwerer, bereits fortgeschrittener Erkrankung. Bei diesen Patienten besteht bisher keine Zulassung für eine Therapie mit einem Cholinesterasehemmer, also mit Donepezil (Aricept®), Rivastigmin (Exelon®) oder Galantamin (Reminyl®). Häufig wird im fortgeschrittenen Stadium einer Alzheimer-Krankheit die cholinerge Medikation abgesetzt.

Nun wurde in einer randomisierten, placebokontrollierten, doppelblinden Studie der Nutzen von Donepezil bei 248 Patienten mit schwerer Alzheimer-Krankheit, die bereits in einem Heim untergebracht waren, untersucht.

Nach sechs Monaten hatte Donepezil zu einer Verbesserung der kognitiven Beeinträchtigung geführt, welche anhand der Severe Impairment Battery (SIB) gemessen wurde. Mit dieser Skala werden kognitive Fähigkeiten wie Gedächtnis, Sprache, Orientierung und Aufmerksamkeit erfasst. Es können 0 bis 100 Punkte (gesund) erzielt werden. Die Studienteilnehmer hatten zu Beginn im Mittel 55 Punkte erzielt. Die Patienten, die eine cholinerge Therapie erhalten hatten, verbesserten sich im Mittel um 3,4 Punkte, in der Placebo-Gruppe verschlechterten sich die Werte im Mittel um 2,2 Punkte.

Verbesserung der Alltagstauglichkeit

Der zweite primäre Endpunkt der Studie war die Entwicklung der Alltagstauglichkeit der Patienten, welche anhand der Skala Activities of Daily Living Inventory (ADCS-ADL) beurteilt wurde. Dabei werden Fähigkeiten zur Verrichtung des täglichen Lebens wie Waschen oder Anziehen beurteilt. Der maximale Wert der Skala liegt bei 30. Die Studienteilnehmer erzielten auf dieser Skala zu Beginn Werte um die 14. Nach sechs Monaten hatten sich die Patienten in der Donepezil-Gruppe um 1,4 Punkte verschlechtert, in der Placebo-Gruppe um 3,0 Punkte.

Ist der Vorteil klinisch von Bedeutung?

Donepezil führt zu einer signifikanten Verbesserung von kognitiven Fähigkeiten und bewahrt die Alltagstauglichkeit bei schweren Formen von Alzheimer-Demenz, so lautet die Schlussfolgerung in der international im Lancet publizierten Studie. Ein begleitender Kommentar zu der Studie schränkt diese gute Nachricht etwas ein und verweist darauf, dass die beschriebenen Verbesserungen zwar statistisch signifikant sind, aber klinisch trotzdem keine Relevanz haben. Der Autor des Kommentars fordert prinzipiell für die Bewertung von Therapien bei Demenz neue klinisch relevantere Messparameter als die bisher üblichen.

Außerdem betrug die Abbruchrate in der Donepezil-Gruppe etwa 20% und in der Placebo-Gruppe nur 5%, was die Aussagekraft der Ergebnisse limitiert. In die Auswertung wurden alle Patienten einbezogen, die zu Beginn und zu mindestens einer Nachuntersuchung zur Verfügung standen. Für die Endauswertung wurde der jeweils letzte von einem Patienten vorliegende Wert verwendet ("Last observation carried forward"). Dieses Vorgehen ist zwar nichts Außergewöhnliches, kann aber, insbesondere bei einer hohen Abbruchrate, die Ergebnisse beeinflussen.

Wie der Nutzen von Donepezil bei schwerer Alzheimer-Demenz in Zukunft unter anderem auch von den Zulassungsbehörden beurteilt wird, ist derzeit offen.

Quelle

Winblad, B.; et al.: Donepezil in patients with severe Alzheimer’s disease: double-blind, parallel-group, placebo-controlled study. Lancet 367 , 1057–1064 (2006).

Hogan, D. B.: Donepezil for severe Alzheimer‘s disease. Lancet 367 , 1031–1032 (2006).

Apothekerin Bettina Martini
Schwere Alzheimer-Demenz Cholinesterasehemmer sind bei leichter und mittelschwerer Alzheimer-Demenz zugelassen und haben dort ihren Nutzen auch bewiesen. Eine Studie zeigte nun auch verbesserte kognitive Fähigkeiten bei schwer dementen Patienten.
Foto: Photocase/rotwild

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