BVDVA-Kongress

Spahn: Kampf gegen Versandhandel ist verloren

Berlin - 13.06.2013, 13:57 Uhr


Der gesundheitspolitische Sprecher der CDU, Jens Spahn, hat die Apothekerschaft aufgefordert, sich intensiver und kreativer als bisher in die Lösung der Zukunftsprobleme bei der Arzneimittelversorgung einzubringen. Alte Grabenkämpfe um den Versandhandel gehörten der Vergangenheit an: „Der Kampf ist verloren. Steckt Eure Energie woanders rein“, appellierte Spahn an die Adresse der ABDA beim Kongress des Bundesverbandes Deutscher Versandapotheken (BVDVA).

Um die Arzneimittelversorgung auf dem Land auch in zehn bis 15 Jahren sicherzustellen, müsse man kreative Wege gehen, so Spahn. Der Apothekenbus stehe zwar in keinem CDU-Papier, aber man müsse über innovative Versorgungsformen auf dem Land nachdenken: „Ob der Apothekenbus oder sonst was kommt, darüber kann man streiten. Man soll aber nicht immer alles mit Schaum vor dem Mund vom Tisch wischen.“ Auch die Politik wisse noch keine abschließenden Lösungen. Es komme vor allem auf die richtige Balance zwischen Flexibilität bei Vertriebsformen und den pharmazeutisch-fachlichen Anforderungen an. „Vorschläge dazu müssen von der Apothekerschaft kommen“, so Spahn.

Das gelte auch für die Weiterentwicklung der Honorierung. Mit der Notdienstpauschale habe die Koalition einen ersten Schritt fort von der packungsbezogenen Honorierung getan. Die ABDA müsse sich an dieser Diskussion mit eigenen Vorschlägen beteiligen. Spahn: „Das ist das Angebot der Politik an die Apotheker, jenseits der eingetretenen Wege unter Wahrung der Balance nach innovativen Lösungen gemeinsam zu suchen.“

In der anschließenden politischen Diskussionsrunde gab es von allen Gesundheitspolitikern Kritik an der schleppenden Umsetzung des ABDA/KBV-Modells. „Das kommt nur schwer in die Gänge“, kritisierte Biggi Bender von den Grünen. Für SPD-Politikerin Marlies Volkmer ist dafür „Besitzstandsdenken“ eine der Hauptursachen. FDP-Gesundheitspolitiker Heinz Lanfermann warf Apotheker- und Ärztefunktionären vor, dass das eigens für das ABDA/KBV-Modell geschaffene Gesetz noch immer nicht umgesetzt worden sei. Spahn: „Wir dachten, die Umsetzung läge fertig in den Schubladen.“ 

Marlies Volkmer (SPD) sprach sich für den Einsatz von modernen elektronischen Hilfsmitteln ein und verwies auf das Beispiel einer Video-Apotheke im Stil einer „Telefonzelle“ in einem sächsischen MVZ, die mit einer Görlitzer Apotheke verbunden sei: „Solche Modelle müsste es viel mehr geben“, sagte Volkmer. Bender kritisierte, dass Gerichte die Video-Apotheke CoBox verboten hätten. „Hier muss die Politik mehr Spielräume schaffen.“

Einig waren sich alle Gesundheitspolitiker zudem, die Honorierung der Apotheker zu reformieren. Man müsse diskutieren, pharmazeutische Dienstleistungen stärker zu vergüten: „Ob das mehr wird oder nur anders verteilt, darüber mussen wir dann reden“, so Spahn. Die Beratung sei das Alleinstellungsmerkmal der Apotheker, ergänzte Volkmer. Dafür müsse es eine neue Vergütungsform geben. Auch die Rezeptur sei „völlig ungenügend“ bezahlt. Außerdem sollten sich die Apotheker stärker beim Thema Prävention einbringen, beispielsweise durch Besuche in Kitas und Schulen. 


Lothar Klein