Medikationsmanagement

Bayerische Ärzte spielen nicht mit

Bamberg - 04.05.2013, 11:03 Uhr


„Grundsätzlich ja“ sagt Dr. Max Kaplan, Präsident der Bayerischen Ärztekammer zur Kooperation von Arzt und Apotheker sowie dem neuen pharmazeutischen Tätigkeitsfeld Medikationsmanagement. Doch umgehend folgt das „Nein“ zum ABDA-KBV-Modell: Die Ärzte fühlten sich in ihrem hohen Anspruch an die Therapiefreiheit eingeschränkt. Und eine Medikationsliste bedeute noch weitere Einschränkung, so Kaplan anlässlich einer Podiumsdiskussion gestern abend beim Bayerischen Apothekertag in Bamberg.

Ebenfalls auf dem Podium saß Dr. Hans-Peter Hubmann, Vorsitzender des Bayerischen Apothekerverbands. Er beantwortete die Frage, warum es mit dem ABDA-KBV-Modell in Bayern nicht klappt, diplomatisch: Es gebe in Deutschland KVen, die seien kooperativ, doch die KV Bayern sei „nicht so euphorisch“. Wichtig sei aber, dass das ABDA-KBV-Modell jetzt im Raum Sachsen/Thüringen ausprobiert werde. „Wir sehen die tiefe Angst mancher Ärzte, dass die Apotheker in ihre Therapie hineinregieren“, sagte Hubmann und betonte gleichzeitig, dass dies keinesfalls die Absicht des ABDA-KBV-Modells sei.

ABDA-Präsident Friedemann Schmidt nutzte die Gelegenheit für klärende Worte: Medikationsmanagement sei nicht Kontrolle der Therapie, sondern Verbesserung der Ausführung der Therapie. Es gehe nicht darum, die Therapie im Ansatz zu beeinflussen – denn „Ärzte wissen mehr über ihre Patienten als wir“. Die Apotheker wollen und sollen vielmehr Fehler ausmerzen, die der Patient macht, und dafür sorgen, dass der Patient an seiner Therapie dranbleibt. Das Medikationsmanagement sei eine „naturgegebene, neue Aufgabe“ des Apothekers und keineswegs eine Substitution ärztlicher Tätigkeit. Der Arzt therapiere weiterhin in völliger Freiheit. Für den Patienten von Nutzen sei der differente Blick von Arzt und Apotheker aufs Arzneimittel: Der Arzt sehe dabei in erster Linie den Patienten und seine Krankheit, der Apotheker habe den Blick auf das Arzneimittel vom Stoff her. Beide Blickwinkel – auf Augenhöhe und in einem gleichberechtigten Prozess – machen Sinn für den Patienten und erhöhen die Effizienz der Therapie.  

Kaplan lenkte ein, dass er sich einer vernünftigen Arbeitsteilung von Arzt und Apotheker nicht verschließen wolle, es dürfe aber zu keiner Verunsicherung des Patienten kommen. Kaplan plädierte dafür, Vorurteile innerhalb der Apotheker- und Ärzteschaft abzubauen, Vertrauen aufzubauen und gegenseitige Wertschätzung erlebbar werden zu lassen. Das könne zum Beispiel durch den gemeinsamen Besuch regionaler Qualitätszirkel geschehen.

Hubmann stellte noch einmal klar, dass die Medikationsliste im Zusammenhang mit dem ABDA-KBV-Modell keine abschließende Liste sei, die die Ärzte einschränke. Vielmehr solle sie gemeinsam von Ärzten, Apothekern und Wissenschaftlern erarbeitet werden, Arzneimittel in einer gewissen Reihenfolge auflisten, aber auch Ausnahmen ermöglichen. Es gehe darum, Wildwuchs seitens der Industrie einzudämmen und mit Blick auf den Patienten und die Praxis eine gangbare Hilfestellung für die Arzneimitteltherapie zu erarbeiten.


Reinhild Berger