Bayerischer Apothekertag

Bayerns Ärzte wollen kooperieren, aber kein ABDA-KBV-Modell

Augsburg - 12.05.2012, 18:34 Uhr


Die Ärzteschaft in Bayern hat zwar klar Position bezogen und das ABDA-KBV-Modell abgelehnt. Doch grundsätzlich sei man zu jeder Form von Kooperation mit den Apothekern bereit, sagte Dr. Max Kaplan, Chef der Bayerischen Ärztekammer.

Der Allgemeinmediziner aus Pfaffenhausen sieht die Rolle der Apotheker vor allem in einer verstärkten Complianceförderung bei Patienten mit Polymedikation.
Die wachsende Anzahl chronisch Kranker brauche die intensive und sich ergänzende Betreuung sowohl durch den Arzt als auch den Apotheker, wobei jeder Beruf seine Identität im Kern bewahren müsse, sagte Kaplan anlässlich einer politischen Podiumsdiskussion zur Eröffnung des Bayerischen Apothekertags in Augsburg.

Wie Kaplan ausführte, sehen die Ärzte beim ABDA-KBV-Modell vor allem ihre Therapiefreiheit in Gefahr. Grundsätzlich lehne man ja die Inhalte des Modells nicht ab, doch die vorgesehene Wirkstoffverordnung bereite Probleme und stelle einen Eingriff ins Arzt-Patienten-Verhältnis dar, von dem nur die Kostenträger profitieren würden. Es gebe zu viele Arzneistoffe, bei denen ein Austausch aus therapeutischer Sicht abzulehnen sei. Ehrlicherweise räumte Kaplan ein, dass dieselbe Kritik auch die derzeit gültigen Rabattverträge betreffe.

Thomas Benkert, Präsident der Bayerischen Apothekerkammer, stellte dagegen, dass die große Mehrheit der Patienten („zu 90 Prozent“) inzwischen an den Austausch ihrer Arzneimittel gewöhnt sei. Problemarzneistoffe, wie z.B. Schilddrüsenpräparate, stellten eher die Ausnahme dar und seien selbstverständlich mit besonderer Sensibilität zu behandeln. Doch die „Spielwiese“ der eher unproblematischen Arzneistoffe sei ausreichend groß, um wie vorgesehen im ABDA-KBV-Modell zum Einsatz zu kommen.

Unterstützung bot Kaplan den Apothekern bei den Verhandlungen um neue Notdienstvergütungen an. „Kämpfen wir hier gemeinsam“, sagte der bayerische Ärztepräsident. Er schilderte, dass auch für die Ärzte die Sicherstellung des Notdienstes im ländlichen Bereich mit hohen Kosten verbunden sei. „Wenn man einen Vertreter einstellt, so kostet der dreimal so viel, wie das Honorar für diesen Zeitraum einbringt“, sagte Kaplan.  


Reinhild Berger