DAK-Vertrag zu Inhalationsgeräten

Ärzte und Apotheker warnen: Wochenendversorgung gefährdet

Hamburg - 16.10.2012, 17:11 Uhr


Die DAK Gesundheit steht wegen ihres Vertrages über Inhalationsgeräte mit einem einzigen Lieferanten weiterhin in der Kritik. Sie gefährde die Gesundheit ihrer Mitglieder, insbesondere von Kindern, warnen Hamburger Kinderärzte und Apotheker.

Der Versender, der die Ausschreibung der DAK Gesundheit für sich entschieden hat, soll in der Regel in der Lage sein, einen Werktag nach der Bestellung zu liefern. Dr. Stefan Renz, Kinderarzt in Eimsbüttel und  Vorsitzender des Landesverbandes der Kinder- und Jugendärzte Hamburg (BVKJ), reicht dies nicht aus. Viele Krankheiten verliefen bei Kindern akuter als im Erwachsenenalter. Gerade bei Erkrankungen der Bronchien komme es nicht selten zu Notfallsituationen, die den sofortigen Beginn einer Inhalationstherapie mit  krampflösenden Arzneimitteln erforderlich machten. „Ist das im häuslichen Rahmen nicht mehr möglich, bleibt als Alternative nur die deutlich teurere Krankenhauseinweisung“, so Renz.

Dr. Jörn Graue, Vorsitzender des Hamburger Apothekervereins (HAV), stimmt in die Kritik ein: „Es ist geradezu absurd, dass wir Apotheker im Notdienst zwar die dringend benötigten Arzneimittel für eine Inhalationstherapie zur Verfügung stellen müssen, das erforderliche Gerät für die häusliche Anwendung aber erst Tage später durch einen ortsfernen Versender zugeschickt wird“.  

Der HAV hatte sich noch vor Inkrafttreten des Vertrages an die DAK Gesundheit gewandt. Er hatte darauf hingewiesen, dass Erfahrungen aus der Versorgung am Wochenende und im nächtlichen Notdienst zeigen, dass die ärztlich angewiesene sofortige Versorgung mit Geräten für die Atemtherapie relativ häufig vorkommt. Doch die DAK Gesundheit entgegnete, dass im Vorwege der Ausschreibung eingebundene Mediziner versichert hätten, dass eine Geräteversorgung für den häuslichen Einsatz am Wochenende nicht zwingend erforderlich sei.

„Dies ist eine klare Benachteiligung der bei der DAK versicherten Kinder am Wochenende“, sagt Renz. Eine Krankheit verlaufe am Wochenende ebenso schwer wie unter der Woche und müsse bei medizinischer Notwendigkeit auch ebenso rasch behandelt werden können.

Die DAK Gesundheit steckt die Kritik an ihrem Vertrag jedoch weg. Die von ihrem Vertragspartner belieferten Kunden seien „mit der Versorgung sehr zufrieden“, erklärte ein Sprecher gegenüber DAZ.online. Dies wisse man aus Rückmeldungen. „Lieferengpässe gibt es bei unserem Partner nicht, die Belieferung erfolgt sehr zeitnah“.


Kirsten Sucker-Sket


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