Bluthochdruck in der Schwangerschaft

Tödliche Gefahr für werdende Mütter

Berlin-Buch - 21.09.2012, 12:45 Uhr


Professor Ananth Karumanchi aus Boston, Massachusetts/ USA, berichtete Anfang September auf dem „Franz-Volhard“ Symposium am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch über neue Erkenntnisse zu den molekularen Grundlagen der Präeklampsie. Diese gefährliche Komplikation für Mutter und Kind ist durch Bluthochdruck und Eiweißausscheidung im letzten Schwangerschaftsdrittel charakterisiert.

„Präeklampsie ist neben schweren Blutungen und Infektionskrankheiten eine der drei Haupttodesursachen für Mutter und Kind. Nahezu 70.000 Mütter sterben pro Jahr weltweit an Präeklampsie“, erklärte Professor Karumanchi in Berlin.

Eine Therapie gibt es bisher nicht, die einzige Möglichkeit ist eine frühzeitige Entbindung. In Deutschland ist Präeklampsie die Ursache für bis zu 20.000 Frühgeburten jährlich.

Zwei Eiweiße, die von der Placenta ausgeschüttet werden, spielen eine wichtige Rolle bei der Präeklampsie: Das Protein PlGF (Placental Growth Factor), ein sogenannter Angiogenesefaktor, sorgt dafür, dass Blutgefäße zur Placenta wachsen, damit der Fötus mit Nährstoffen versorgt werden kann. Sein Gegenspieler sFlt-1 (soluble fms-like tyrosine kinase-1) hemmt das Gefäßwachstum und bindet PlGF, so dass dieses nicht mehr wirken kann.

Für eine gesunde Schwangerschaft ist das richtige Verhältnis beider Faktoren entscheidend. Bei der Präeklampsie liegt ein Überschuss an sFlt-1 vor, PlGF dagegen findet sich in geringerem Maße. Das führt zu einer schlechteren Durchblutung der Plazenta und somit häufig zu einer Unterversorgung des Fötus. Da bei einem Mangel an PlGF die Blutgefäße verengt sind, entwickelt sich bei der Mutter Bluthochdruck, das Hauptsymptom der Präeklampsie. Außerdem sind die Nieren betroffen, was sich durch erhöhte Eiweißausscheidung im Urin bemerkbar macht.

Während die Präeklampsie früher nur anhand dieser Symptome, also Bluthochdruck und Eiweiß im Urin, diagnostiziert werden konnte, ermöglichen die Erkenntnisse von Professor Karumanchi heute eine Früherkennung. Schon vor Auftreten der ersten Symptome kann im Blut nachgewiesen werden, dass das Verhältnis von sFlt-1 und PlGF krankhaft verändert ist. So können gefährdete Patientinnen frühzeitig überwacht werden. Das kann helfen, schwere Verläufe, die zu Krampfanfällen und Leberversagen führen können, zu verhindern.

Ein neues Verfahren ermöglicht, das schädliche sFlt-1 aus dem Blut der Schwangeren herauszufiltern. In einer Pilotstudie konnte bei fünf Präeklampsie-Patientinnen durch eine einzige Behandlung der sFlt-1-Spiegel gesenkt werden. Bei drei weiteren Frauen mit einer besonders schweren Form der Präeklampsie gelang es außerdem, durch wiederholte Behandlungen den Blutdruck zu stabilisieren und die Schwangerschaft zu verlängern.l


Dr. Bettina Hellwig