Bluthochdruck und Diabetes

Noch großer Forschungsbedarf

20.07.2012, 11:07 Uhr


Wer unter Diabetes oder Hypertonie leidet, dem wird empfohlen, nicht zu rauchen, Stress zu meiden, den Alkoholkonsum einzuschränken, sich gesund zu ernähren und regelmäßig zu bewegen. Wie das IQWiG nun nach der Auswertung von sechs Berichten (Rapid Reports) meldet, sind diese nicht medikamentösen Maßnahmen jedoch bislang nicht ausreichend auf ihren Nutzen hin untersucht.

Die sechs aktuell veröffentlichten Berichte schließen ein vom G-BA beauftragtes Paket von insgesamt zehn Berichten zu unterschiedlichen Behandlungsstrategien bei essenzieller Hypertonie und Diabetes mellitus ab.

Das Fazit des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG):
- Es gibt bislang keine wissenschaftlich haltbaren Nachweise dafür, dass Bluthochdruck-Patienten mithilfe von Stressbewältigung, Verzicht auf Rauchen und Einschränkung des Alkoholkonsums sowie mit speziellen Ernährungsformen länger leben, weniger Herzinfarkte und Schlaganfälle erleiden, ihren Blutdruck dauerhaft senken oder ihre Lebensqualität verbessern können.
- Es gibt auch keine Belege dafür, dass Typ-2-Diabetiker mithilfe gesteigerter körperlicher Aktivität ihre Blutzuckerwerte normalisieren, länger leben und Folgeerkrankungen wie Niereninsuffizienz, Amputationen oder Erblindung verhindern können.
- Die Frage, ob Diabetes-Patienten von einer Senkung des Blutdrucks auf ein Niveau im unteren Normbereich profitieren, beantworten die vorliegenden Studien nur bedingt.

Die Studienlage ist laut IQWiG zur Beantwortung all dieser Fragestellungen unzureichend.

"Die lückenhafte Studienlage bedeutet nicht, dass die von uns bewerteten Maßnahmen grundsätzlich keinen Einfluss auf die Gesundheit haben können", erläutert IQWiG-Leiter Jürgen Windeler. Nur der wissenschaftliche Beweis fehle eben. Das IQWiG fordert daher, hochwertige und langfristige Studien auch zu nichtmedikamentösen Maßnahmen mit dem Blick auf patientenrelevante Endpunkte durchzuführen.

Ausführliche Informationen zu den Ergebnissen der einzelnen Berichte finden Sie unter

www.iqwig.de


Dr. Beatrice Rall