In der Pipeline

Crofelemer gegen Diarrhö

10.07.2012, 09:17 Uhr


Crofelemer ist ein Substanzgemisch von Proanthocyanidin-Oligomeren. Es wird aus dem sogenannten Drachenblut gewonnen, dem Harz der südamerikanischen Pflanze Croton lechleri, einem Wolfsmilchgewächs. Crofelemer soll zur Behandlung von Diarrhöen bei Patienten mit einer HIV-Infektion eingesetzt werden.

Bei einer Diarrhö kommt es zu einer vermehrten Sekretion von Chloridionen in das Darmlumen, wodurch sich nachfolgend auch die Sekretion von Natriumionen und Wasser erhöht. Die gesteigerte Chloridionen-Sekretion kann durch unterschiedliche Ursachen ausgelöst werden; dazu gehören Bakterientoxine, Serotonin, Entzündungsmediatoren oder Arzneistoffe wie Protease-Inhibitoren.

Die antisekretorische Wirkung von Crofelemer beruht auf der Hemmung von Chloridkanälen, vorwiegend dem CFTR-Kanal (Cystic Fibrosis Transmembrane conductance Regulator) und dem calciumaktivierten Chloridkanal (CaCC), im Gastrointestinaltrakt.

In vitro und in vivo konnte Crofelemer die Chloridionen-Sekretion und damit die Flüssigkeitsansammlung im Darm verringern, wobei die Darmmotilität nicht beeinflusst wurde. Crofelemer wird nicht systemisch aufgenommen; seine Wirkung beschränkt sich auf Calciumkanäle im Darm.

Crofelemer wurde in der Phase-III-Studie ADVENT untersucht, die im Dezember 2011 beendet wurde. In der Studie reduzierte zweimal täglich 125 mg Crofelemer die Anzahl wässriger Stühle auf zwei innerhalb von zwei Wochen und war damit Placebo bei gleichzeitig guter Verträglichkeit statistisch signifikant überlegen.

Crofelemer eigent sich auch zur Behandlung anderer Durchfalllerkrankungen, beispielsweise beim Reizdarmsyndrom und der Reisediarrhö.

Die Zulassung in den USA wurde bereits von der US-amerikanischen Herstellerfirma Salix Pharmaceuticals beantragt.


Dr. Bettina Hellwig