Studie

Hang zu Drogenmissbrauch lässt sich im Hirn erkennen

London - 30.04.2012, 14:01 Uhr


Ein Hang zu Drogenmissbrauch lässt sich laut einer Studie bei Jugendlichen im Gehirn erkennen.

Das Ergebnis helfe bei der Klärung der Frage, ob bestimmte Hirnmuster vor dem Drogenmissbrauch da sind - oder durch diesen entstehen.

Das internationale Team um Robert Whelan und Hugh Garavan von der University of Vermont (USA) hatte von knapp 1900 14-Jährigen Aufnahmen des Gehirns angefertigt. Die Bilder wurden mit funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) während einer Versuchsreihe aufgezeichnet: Die Jungen und Mädchen wurden gebeten, bei einem Test einen Knopf zu drücken. In einigen Fällen mussten die Teenager die Bewegung in letzter Sekunde stoppen - Menschen mit guter Impulskontrolle gelingt dies besser. Die Forscher hatten zudem abgefragt, ob und welche Drogen die Jugendlichen bereits konsumiert hatten. Einbezogen wurden auch genetische Analysen.

Eine Schlüsselerkenntnis: Eine verminderte Aktivität in einem neuronalen Netzwerk, zu dem der orbitofrontale Cortex gehört, ist assoziiert mit der Experimentierfreudigkeit bei Alkohol, Zigaretten und illegalen Drogen. Das Netzwerk funktioniere bei einigen Kindern nicht so gut wie bei anderen, das mache diese impulsiver, wird Whelan in einer Mitteilung seiner Universität zitiert. Der orbitofrontale Cortex, ein Teil des Frontallappens der Großhirnrinde, wird schon lange mit mangelnder Impulskontrolle und Drogenmissbrauchsverhalten in Verbindung gebracht. Zahlreiche Studien belegen den Zusammenhang.

Die aktuelle Untersuchung zeigte auch, dass bei der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) andere Netzwerke involviert sind. Anders als bisher angenommen würden der Hang zum Drogenkonsum und ADHS - obwohl beide mit mangelnder Impulskontrolle in Verbindung stehen - wohl nicht komplett über dieselben, sondern über verschiedene Steuerkreise reguliert. ADHS sei somit auch nicht unbedingt ein Zeichen für ein höheres Risiko eines Kindes, Drogen auszuprobieren.

Die Studie wurde von der Europäischen Union finanziell unterstützt, sie ist Teil des Analyse-Projekts «Imagen», bei dem europäische Wissenschaftler Daten von 2000 Jugendlichen aus Irland, Frankreich, England und Deutschland über Jahre erfassen und auswerten. An der aktuell präsentierten Studie waren Forscher aus Hamburg, Berlin, Heidelberg und Dresden beteiligt.


dpa