Nicotinsucht

Rauchen zerstört graue Zellen

Berlin - 14.10.2010, 06:30 Uhr


Berliner Wissenschaftler bestätigen: Raucher haben eine dünnere Großhirnrinde. Eine bestimmte Region des zerebralen Cortex ist bei Rauchern dünner als bei Personen, die niemals

Diese Region ist für die Belohnung, die Impulskontrolle und das Treffen von Entscheidungen relevant. Die Frage, ob nun Rauchen dazu führt, dass diese Hirnregion dünner wird, oder ob Menschen, die von Natur aus eine dünnere Cortexregion haben, häufiger zum Rauchen neigen, kann erst durch weitere Untersuchungen geklärt werden.

Um den Zusammenhang zwischen kortikaler Dicke und Nicotinsucht zu untersuchen, untersuchten Forscher der Charité – Universitätsmedizin Berlin und der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) die Gehirne von 22 Rauchern und 21 Personen, die noch nie in ihrem Leben geraucht haben, mit Hilfe eines Magnetresonanztomografen. Die Messungen lieferten hoch aufgelöste, dreidimensionale Bilder der Gehirnstruktur.

Die individuelle Dicke des Kortex konnte anhand dieser Daten durch ein spezielles Auswertungsverfahren in der Charité bestimmt werden. Beim Vergleich beider Versuchsgruppen wurde deutlich, dass die Dicke des medialen orbitofrontalen Cortex bei Rauchern im Durchschnitt geringer war als bei den Niemals-Rauchern. Die Dicke dieser Region war umso geringer, je höher der tägliche Zigarettenkonsum war und je länger die Versuchsteilnehmer in ihrem Leben bereits geraucht hatten.

Ursache und Wirkung sind jedoch noch unklar. Zwar ist aus Tierversuchen bekannt, dass Nicotin die Entwicklung des Gehirns verändert und zu einer Schädigung von Nervenzellen führt. Allerdings kann nicht ausgeschlossen werden, dass die verminderte Dicke der frontalen Cortexregion, die bei den Versuchsteilnehmern gefunden wurde, schon vorhanden war, bevor sie mit dem Rauchen begonnen haben. Möglicherweise handelt es sich um eine Prädisposition für die Nicotinsucht. In Zukunft wollen die Wissenschaftler herausfinden, ob sich die Hirnstruktur von Rauchern wieder normalisieren kann, wenn sie das Rauchen aufgeben.

Quelle: Kühn, S., et al.: Biol. Psychiat. 2010, Online-Vorabpublikation vom 25.9.2010


Dr. Bettina Hellwig