Individuelle Gesundheitsleistungen

DOG: „Glaukom-Vorsorge ist medizinisch notwendig“

München - 07.04.2012, 09:50 Uhr


Die SPD hat einen Antrag in den Deutschen Bundestag eingebracht, der sogenannte Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) eindämmen soll. Als Beispiel für diese verzichtbaren Untersuchungen führt sie die Glaukom-Vorsorge an. Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) widerspricht dieser Darstellung in einer Presseinformation.

Die Glaukom-Vorsorgeuntersuchung ist nach Aussage der DOG sinnvoll und notwendig.

Jedes Jahr erblinden Menschen auch in Deutschland wegen eines unerkannten Glaukoms. Nur eine rechtzeitige Diagnose dieser zunächst vom Patienten unbemerkten Erkrankung kann das Fortschreiten der Krankheit aufhalten.

Deshalb empfiehlt die DOG ab dem 40. Lebensjahr alle drei Jahre und ab dem 65. Lebensjahr alle zwei bis drei Jahre eine Untersuchung der Sehnerven und des Augeninnendrucks. Weil die Gesetzliche Krankenversicherung diese Untersuchungen derzeit nicht bezahlt, müssen Augenärzte sie als Individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) anbieten oder den Patienten vorenthalten.

Risikofaktor für die Entstehung eines Glaukoms ist häufig ein erhöhter Augeninnendruck – dieser ist aber nicht bei jedem Glaukom erhöht. Daher muss bei der Glaukom-Vorsorge grundsätzlich auch der Sehnerv untersucht werden. Erst diese kombinierte Untersuchung lasse eine Aussage über das Bestehen eines Glaukoms und die Behandlungsnotwendigkeit zu, so die DOG. In der DOG-Leitlinie zur „Detektion des primären Offenwinkelglaukoms“ empfiehlt die Fachgesellschaft Menschen ab 40 eine dreijährliche Kontrolle. Bei über 65-Jährigen sollten diese schmerzlosen Untersuchungen alle ein bis zwei Jahre stattfinden.

Die Glaukom-Vorsorge soll insbesondere die Zahl der unerkannten Glaukome reduzieren. Deren Anteil wird in Deutschland derzeit auf 50 Prozent geschätzt. Durch qualifizierte Kontrolluntersuchungen lasse sich das Risiko für eine Glaukom-Erkrankung gut abschätzen und entscheiden, wann mit einer Therapie begonnen werden sollte, so die DOG.

Wenn notwendig, kann medikamentös der Abfluss des Kammerwassers erhöht oder dessen Produktion gesenkt und damit der Druck normalisiert werden. Helfen Augentropfen nicht, ist auch eine Laser-Behandlung oder eine Operation möglich.


Dr. Bettina Hellwig