Onkologie

Urologe Weißbach kritisiert Deutsche Krebshilfe

Frankfurt/Main - 16.01.2012, 14:34 Uhr


In einem langen Beitrag in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 11. Januar hat der Urologe Prof. Dr. Lothar Weißbach, Berlin, die Deutsche Krebshilfe e.V. heftig kritisiert. Seine Vorwürfe gipfeln in der Behauptung: „Die Deutsche Krebshilfe stranguliert sich selbst.“

Die Deutsche Krebshilfe wurde 1974 von der Ärztin und Bundespräsidentengattin Mildred Scheel gegründet und hat sich zu einer der größten gemeinnützigen Vereine im deutschen Gesundheitswesen entwickelt. Sie finanziert sich hauptsächlich durch Spenden und verwaltete im Jahr 2010 einen Etat von etwa 90 Millionen Euro. 

Weißbach war von 1998 bis 2000 Präsident der konkurrierenden Deutschen Krebsgesellschaft und hat im Januar 2011 mit anderen Gesundheitsexperten ein Gutachten zur Sicherstellung einer effizienten Arzneimittelversorgung in der Onkologie vorgelegt (siehe: Nationaler Krebsplan). In seinem Beitrag in der FAZ kritisiert Weißbach unter anderem, dass die meisten Ausgaben der Deutschen Krebshilfe „patientenfern“ seien; in Not geratene Patienten würden nur mangelhaft unterstützt, und zu viel Geld fließe in die präklinische „Laborforschung“. Ein Blick in den Geschäftsbericht der Deutschen Krebshilfe zeigt, dass der Härtefonds 4,8 Millionen Euro erhielt, während die „Forschungsförderung“, bei der es sich im Wesentlichen um Grundlagenforschung handelt, 25,4 Millionen Euro erhielt (jeweils im Jahr 2010). In diesem Zusammenhang kritisiert Weißbach auch die enge Zusammenarbeit mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. Angeblich werden die Ergebnisse der von der Deutschen Krebshilfe geförderten Forschungsprojekte nicht von unabhängigen Experten bewertet und nur selten publiziert. Wegen solcher Missstände sei auch der Nobelpreisträger Harald zur Hausen aus dem Verein Deutsche Krebshilfe ausgetreten. 

Eine Stellungnahme der Deutschen Krebshilfe liegt bis jetzt nicht vor, doch immerhin wies Professor Gerhard Ehninger, Direktor des Universitäts KrebsCentrums in Dresden und somit ein praktisch tätiger Onkologe, die Kritik Weißbachs in einem Leserbrief in der FAZ vom 16. Januar zurück. Zudem bezichtigte Ehinger Weißbach der Unfähigkeit: Er habe als Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft weder eine „gesunde Finanzierungsbasis“ noch „klare Strukturen mit einer eindeutigen Trennung von der Pharmaindustrie“ geschaffen. 


Dr. Wolfgang Caesar