Deutsche Krebshilfe: Krebshilfe fordert Stärkung der klinischen Forschung

BERLIN (ks). Die Deutsche Krebshilfe sieht sich bei der Finanzierung klinischer Forschung in der Onkologie allein gelassen. Abgesehen von solchen Studien, die in den Aufgabenbereich der pharmazeutischen Industrie fallen, wird die klinische Krebsforschung nahezu ausschließlich von der Deutschen Krebshilfe gefördert, erklärte Vorstandsmitglied Prof. Otmar Wiestler anlässlich der Jahrespresskonferenz der Deutschen Krebshilfe am 6. Juli in Berlin. Er appellierte an die Kostenträger und den Bund, sich an der Finanzierung von klinischen Studien zu beteiligen, um die Qualität der Krebsbehandlung zu sichern und die Versorgung zu verbessern.

"Ohne Forschung gibt es in der Krebsbekämpfung keinen Fortschritt", erklärte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krebshilfe Friedrich Carl Janssen. Es sei auf Dauer nicht tragbar, dass die Deutsche Krebshilfe der größte private Förderer von Krebsforschung in Deutschland sei. Auch wenn in den vergangenen zehn Jahren große Fortschritte in der Therapie erzielt werden konnten - der Forschungsbedarf ist keinesfalls erschöpft. Besonders wichtig sei es, neue Behandlungsmethoden zu finden, erklärte Wiestler. Die klassischen Methoden - Operation, Bestrahlung und Chemotherapie - greifen den Krebs nicht spezifisch an - nötig sei es aber, "dass der Krebs an der Wurzel gepackt" wird, so Wiestler. Zwar gebe es schon ein paar Medikamente, die dies leisten können, aber dies sei noch lange nicht ausreichend.

AMG-Novelle erschwert Forschungsbedingungen

Wiestler verwies darauf, dass die 2004 in Kraft getretene Novelle des Arzneimittelgesetzes dazu geführt hat, dass die Durchführung und Finanzierung von Therapie-Optimierungsstudien erheblich erschwert wurden. Zwar sei es ein begrüßenswertes Ziel des Gesetzes, die Dokumentation und Qualität von klinischen Studien zu verbessern. Doch die Neuerungen bedeuteten für Therapiestudien in der Onkologie auch einen deutlich höheren Durchführungs- und Kostenaufwand. Die Studien wären somit für die Deutsche Krebshilfe nicht mehr im bisherigen Ausmaß finanzierbar, so Wiestler.

Im Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte trafen die Sorgen der Organisation auf Verständnis: Die Behörde setzt sich nunmehr dafür ein, dass nicht-kommerziellen Therapiestudien in der Onkologie eine Sonderstellung eingeräumt wird. Unnötige Hürden sollen abgebaut, die Bestimmungen für Therapie-Optimierungsstudien erleichtert werden.

Mehr Patienten für klinische Studien gewinnen

Die Deutsche Krebshilfe beklagt zudem, dass in Deutschland zu wenige erwachsene Krebspatienten in klinische Studien eingebunden werden. An universitären Zentren seien es meist lediglich zwei bis drei Prozent der Krebspatienten, die sich in klinischen Forschungsprojekten befinden. "Mindestens zehn Prozent sollte man schaffen", so Wiestler. Denn gerade diese Teilnahme gewährleiste die beste medizinische Versorgung nach neuesten Standards. Viele Menschen scheuten aber aus Unwissen und unbegründeter Angst, "Versuchskaninchen" zu sein, davor zurück. Eine andere Situation zeige sich bei Kindern: Sie seien zu rund 90 Prozent in klinische Studien eingebunden. Auch die Heilungschancen stehen gut für sie: 75 bis 80 Prozent der an Krebs erkrankten Kinder überleben heute.

Von den Einnahmen in Höhe von 78,1 Mio. Euro, die die Deutsche Krebshilfe und ihre Tochterorganisationen im vergangenen Jahr erzielen konnten, flossen 20,4 Mio. Euro in klinische Maßnahmen (inkl. Klinische Forschung). 15 Mio. Euro wurden für die kliniknahe Grundlagenforschung bewilligt. In Kinderkrebsprojekte flossen 3,1 Mio. Euro. In Information und Aufklärung investierte die Deutsche Krebshilfe im letzten Jahr 4,8 Mio. Euro.

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