Apothekerstudium in Sachsen vor dem Aus

Apothekerkammer Sachsen: Arzneimittelversorgung in Gefahr

Dresden/Leipzig - 14.12.2011, 15:41 Uhr


Mit größter Bestürzung und Betroffenheit reagieren die sächsischen Apothekerinnen und Apotheker auf die Pläne der Universität Leipzig, infolge der anhaltenden Haushaltsdiskussion das pharmazeutische Institut, einzige Ausbildungsstätte für Pharmazeuten im Freistaat Sachsen, schließen zu wollen.

Wie die Sächsische Landesapothekerkammer mitteilt, sind am Studienstandort Leipzig die hohen Bewerberzahlen für ein Studium der Pharmazie nach wie vor ungebrochen. Trotzdem sei es bereits heute für sächsische Apothekenleiter schwer, junge Apothekerinnen oder Apotheker als Mitarbeiter zu gewinnen oder für die Übernahme einer Apotheke zu interessieren. Dieser Zustand werde sich durch den absehbaren Rückgang der Zahl junger Menschen, besonders in Sachsen, künftig noch verschärfen.

Fakt ist: Im Jahr 2009 konnte fast jede zweite der von öffentlichen Apotheken angebotenen Stellen nicht besetzt werden. Ein Grund dafür ist die zu geringe Studentenzahl. Der Apothekermangel wird durch das altersbedingte Ausscheiden der Pharmazieingenieure, einer Berufsgruppe, die nur in der DDR ausgebildet wurde, in den nächsten Jahren nochmals enorm zunehmen.

„Die Umsetzung der Sparziele des Rektorats der Leipziger Universität halten wir für einen eklatanten Fehler. Eine ordnungsgemäße und flächendeckende Arzneimittelversorgung, besonders in den ländlichen Gebieten, wird ohne genügend eigenen Nachwuchs an Apothekerinnen und Apothekern nicht mehr möglich sein. Dies wird auf dem Rücken der Patienten ausgetragen, Apotheken werden schließen müssen, weitere Wege und längere Wartezeiten sind vorprogrammiert“, warnt Friedemann Schmidt, Präsident der Sächsischen Landesapothekerkammer und Vizepräsident der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, eindringlich

Der Politik seien die Zahlen bekannt. Die Forderung der sächsischen Apothekerinnen und Apotheker, mindestens 10 bis 20 zusätzliche Ausbildungsplätze am pharmazeutischen Institut in Leipzig zu schaffen, habe die Sächsische Landesapothekerkammer im Rahmen ihrer im Jahr 2010 gestarteten Nachwuchsoffensive in den vergangenen Monaten bereits mehrfach an die Adresse der sächsischen Landesregierung gerichtet.

Monika Koch, Vorsitzende des Sächsischen Apothekerverbandes e. V. dazu: „Eine Schließung des pharmazeutischen Instituts in Leipzig wäre auch ein Schlag ins Gesicht aller sächsischen Apothekerinnen und Apotheker, die bisher trotz immer schwieriger werdender Rahmenbedingungen jederzeit eine qualitativ hochwertige Arzneimittelversorgung in jeder Region Sachsens sichergestellt haben. Diesen gesetzlichen Auftrag, der auch Nacht- und Notdienste umfasst, können wir dann nicht mehr erfüllen.“


Peter Ditzel / SLAK


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