Immunsystem

Tetherin bekämpft Viren

Heidelberg - 17.08.2011, 09:33 Uhr


Der körpereigene Eiweißstoff Tetherin, auch CD317 genannt, kann Viren effektiv bekämpfen. Jetzt haben Forscher des Universitätsklinikums Heidelberg erstmals nachgewiesen, dass der Abwehrstoff – anders als bislang angenommen - fast überall im Körper gebildet wird.

Wie CD317 als Teil der angeborenen Immunsystem erfolgreich in der Therapie gegen Viren genutzt werden kann, sollen zukünftige Projekte zeigen. CD317 ist vor allem gegen solche Viren wirksam, die eine Hülle besitzen. Dazu gehören das Grippevirus, HIV und das Lassa-Virus.

Virusinfizierte Zellen stellen das Protein CD317 in großen Mengen her. Viren, die ihre Wirtszelle verlassen, um neue Körperzellen zu befallen, umgeben sich beim Austritt aus der Zelle mit einer Eiweißhülle. CD317 lagert sich in diese Hülle ein und bildet eine Eiweißbrücke aus, die die Virushülle mit der äußeren Wirtszellmembran verbindet. An dieser Brücke hängen die umhüllten Viren einzeln oder sogar in Trauben fest und können sich nicht von der Zelle lösen. Die festgebundenen Viren können somit keine weiteren Körperzellen befallen und sich nicht weiter vermehren. Welche Bedeutung CD317 bei der Eindämmung viraler Infektionen im Menschen hat, war bisher unklar. So war nicht bekannt, in welchen Zellen und Geweben des Körpers der Abwehrstoff gebildet wird.

Dazu untersuchten die Wissenschaftler 468 Gewebeproben von 25 verschiedenen menschlichen Organen und wiesen in allen Proben CD317 nach. Der Faktor kam in den verschiedenen Geweben unterschiedlich häufig vor. Er wurde vor allem in solchen Zellen in großer Menge gebildet, die hoch spezialisiert und als Angriffsziel umhüllter Viren bekannt sind, beispielsweise in der Leber, Lunge und in Blutgefäßen. Die Heidelberger Forscher konnten sozusagen erstmals eine Landkarte erstellen, auf der ersichtlich ist, wo und in welchem Umfang CD317 im Körper vorkommt.

In Zukunft wird es darum gehen herauszufinden, welche Viren von CD317 abgewehrt werden, wie man den Körper dabei unterstützen kann und welche spezifischen Gegenmaßnahmen manche Viren entwickelt haben, die dann selektiv entkräftet werden können.

Literatur: Erikson, E., et al.: Proc. Natl. Acd. Sci. 2011; Online-Vorabpublikation doi: 10.1073/pnas.1101684108.


Dr. Bettina Hellwig