Tag der Organspende

Ringen um neues Transplantationsgesetz

Berlin - 03.06.2011, 11:57 Uhr


SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier ist zuversichtlich, dass der Bundestag noch in diesem Jahr ein neues Transplantationsgesetz verabschiedet.

Steinmeier selbst schlägt die sogenannte Entscheidungslösung vor. Dabei wird jeder Mensch mindestens einmal in seinem Leben gefragt, ob er Organspender sein will. Bei der für ihn ebenfalls akzeptablen Widerspruchslösung befürchtet er „viele ethische und religiöse Sensibilitäten“: Danach gilt jeder als Organspender, der nicht ausdrücklich Widerspruch dagegen einlegt.

Bislang gilt die Zustimmungslösung. Dabei dürfen einem Menschen nur dann Organe entnommen werden, wenn er selbst vor seinem Tod zugestimmt hat oder seine Angehörigen dies nach dem Tod tun. In Deutschland sterben nach Steinmeiers Angaben jährlich 1000 bis 2000 Menschen, weil sie nicht rechtzeitig ein Spenderorgan erhalten. Der SPD-Fraktionschef hatte im vergangenen Jahr seiner Frau eine Niere gespendet und damit besondere Aufmerksamkeit auf das Thema gelenkt.

Als Ausdruck zwischenmenschlicher Solidarität haben Harald Terpe, Obmann der Grünen im Gesundheitsausschuss, und Elisabeth Scharfenberg, Pflege- und altenpolitische Sprecherin der Grünen, zu erhöhter Spendenbereitschaft aufgerufen. Oberstes Ziel jedoch müsse aber die selbstbestimmte und freie Entscheidung aller Bürgerinnen und Bürger für oder gegen eine Organspende sein. Die Einführung der Widerspruchslösung, so wie jetzt von den Gesundheitsministern der Länder Bayern und Hessen vorgeschlagen, wäre dagegen ein Vorgehen nach der Holzhammermethode - und führe nicht zu einer bewussten Entscheidung aufgeklärter Bürgerinnen und Bürger.

Eine neue Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zeigt hohe Bereitschaft bei niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten, ihre Patienten zur Organ- und Gewebespende zu informieren. 95 Prozent der Befragten erklären sich bereit, ihre Patientinnen und Patienten zum Thema zu informieren. Vor allem wollen sie Informationsmaterial auslegen (89 Prozent), als Ansprechpartner dienen (80 Prozent) und medizinische Fragen zur Organ- und Gewebespende beantworten (86 Prozent). Drei Viertel sind außerdem bereit, ihre Patientinnen und Patienten zu einer Entscheidung zur Organ- und Gewebespende zu motivieren.

„Ärztinnen und Ärzte spielen eine ganz wesentliche Rolle bei der Information der Menschen zum Thema Organ- und Gewebespende. Mehr als 60 Prozent der Deutschen bevorzugen bei diesen Themen das vertrauensvolle Gespräch mit dem Arzt oder der Ärztin, wie unsere repräsentativen Studien belegen“, erklärt Prof. Dr. Elisabeth Pott, Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.

Wie aus der Studie weiter hervorgeht, steht mit 87 Prozent die überwiegende Mehrheit der niedergelassenen Ärzteschaft der Organ- und Gewebespende sehr positiv gegenüber. 78 Prozent sind auch bereit, nach ihrem Tod Organe und Gewebe zu spenden und 51 Prozent verfügen selbst über einen Organspendeausweis.


Lothar Klein