Antibiotika

Resistenzentwicklung gegen Makrolide

München - 02.07.2010, 11:06 Uhr


Ein Münchner Forscherteam hat jetzt erstmals nachgewiesen, dass Makrolid-Antibiotika, die im Tunnel der Ribosomen andocken, je nach Art des bakteriellen Ribosoms unterschiedlich effektiv

Diese Ergebnisse sind eine wichtige Ausgangsbasis für die Entwicklung neuartiger Antibiotika, die gezielt gegen multiresistente Keime eingesetzt werden können. Makrolid-Antibiotika docken an den bakteriellen Ribosomen an und greifen in die Proteinsynthese der Erreger ein. Dadurch verhindern sie die Herstellung neuer Proteine, die für das Überleben und die Vermehrung der Krankheitserreger notwendig sind.

Die Forscher untersuchten jetzt, wie sich Makrolid-Antibiotika mit Bestandteilen des ribosomalen Tunnels verbinden und die Herstellung neuer Proteine verhindern. Dazu synthetisierten sie verschiedene Makrolid-Antibiotika, die jeweils unterschiedliche Aminosäuren und Peptide enthielten.

Diese Antibiotika konnten alle die Maschinerie der Ribosomen hemmen. Allerdings treten nur bestimmte Peptidketten in Wechselwirkung mit dem ribosomalen Tunnel und ermöglichen so, dass das Antibiotikum seine Wirkung entfalten kann. In manchen Fällen entfernten die neu entstehenden Aminosäureketten bestimmte Makrolid-Antibiotika aus dem Ribosom und verhinderten so deren therapeutischen Effekt. Dieser Mechanismus könnte zur Entwicklung von Resistenzen beitragen: Wenn das Antibiotikum im Ribosom erkannt ist, löst dies möglicherweise einen Mechanismus aus, der das Bakterium gegen den Wirkstoff unempfindlich macht.

Diese Erkenntnisse könnten zur Entwicklung neuartiger Antibiotika beitragen, die bestimmte Bakterientypen - und möglicherweise auch multiresistente Stämme - gezielt angreifen. Sogar weitere Resistenzen könnten auf diesem Weg verhindert werden: Wird bei einer Infektion immer das jeweils effektivste Antibiotikum eingesetzt, sinken auch die Überlebenschancen von Erregern, die nicht auf den Wirkstoff ansprechen.

Quelle: Starosta, A. L., et. al: Chemistry & Biology 2010;17:504-14, Online-Publikation: DOI:10.1016/j.chembiol.2010.04.008.


Dr. Bettina Hellwig