Ohrfeige für Gesundheitspolitik

Deutsche sehen die Versprechen der Gesundheitsreform nicht eingelöst

Berlin - 03.07.2009, 13:16 Uhr


Ganz besonders vermissen die Befragten mehr Wahlfreiheit bei Arzt und Krankenhaus, den Zugang zur Spitzenmedizin, den Leistungsausbau beispielsweise im Bereich Impfungen oder Demenzerkrankungen sowie die freie Medikamenten-Wahl.

TNS Emnid hatte tausend Bundesbürger ab 14 Jahren telefonisch zur aktuellen Gesundheitspolitik und speziell zur Gesundheitsreform befragt. Die Ergebnisse der Umfrage müssen zwar im Hinblick auf den Auftraggeber, die private Central Krankenversicherung AG, sicher kritisch betrachtet werden, insgesamt sprechen sie jedoch eine klare Sprache und sind eine schallende Ohrfeige für die aktuelle Gesundheitspolitik.

Bezüglich der Versprechen der Gesundheitsreform war 96 Prozent der Befragten die freie Arzt- und Krankenhauswahl besonders wichtig, aber nur etwas mehr als die Hälfte sahen dieses Versprechen als 'eingelöst' oder 'eher eingelöst' an. Mehr als 90 Prozent der Teilnehmer befand außerdem den Leistungsausbau z. B. im Bezug auf Impfungen, Altersdemenz oder Schmerzmedizin sowie den freien Zugang zur Spitzenmedizin für wichtig. Während noch etwa ein Drittel der Umfrageteilnehmer das erstgenannte Versprechen als 'eingelöst' oder 'eher eingelöst' betrachten, sehen nur noch rund 18 Prozent den freien Zugang zur Spitzenmedizin als gegeben an. Auch im Hinblick auf die freie Medikamentenwahl sind die Deutschen ganz offensichtlich enttäuscht: 87 Prozent finden diesen Punkt wichtig, aber nicht einmal die Hälfte sehen das Versprechen als eingelöst an. Angesichts dieser Zahlen verwundert es auch nicht, dass die überwiegende Mehrheit der Bürger auch entgegen möglicher anderslautender Ankündigungen der Politik davon überzeugt ist, bald höhere Zuzahlungen und Krankenversicherungsbeiträge zahlen zu müssen.

Zwar herrscht auch im Bezug auf die Politik im Allgemeinen Unmut bei rund zwei Drittel der Befragten, die Gesundheitspolitik genießt dabei jedoch ganz offensichtlich das geringste Ansehen: Über 90 Prozent misstrauen den Aussagen und Versprechungen im Gesundheitsbereich. Dies könnte sich im Hinblick auf die bevorstehende Bundestagswahl als Fallstrick für die derzeit Verantwortlichen erweisen, denn für mehr als die Hälfte der Befragten hat die Gesundheitspolitik einen entscheidenden Einfluss auf die Wahlentscheidung.


Tarja Wündrich