Umfrage vor der Wahl: Große Mehrheit der Bürger gegen pauschales Gesundheitssy

ULM (az/fo). Beim Gesundheitssystem hört für den deutschen Bundesbürger die Reformfreude auf (wenn sie denn auf anderen Feldern existieren sollte). Das ist zumindest das Ergebnis einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag des Generikaherstellers Ratiopharm. Demnach hält eine große Mehrheit der Befragten an den einkommensabhängigen Krankenkassenbeiträgen fest, auch niedrigere Beiträge locken die Wähler nicht, wenn sie dafür auf Leistungen verzichten müssen.

89 Prozent der befragten Bundesbürger halten Gesundheits–politik für sehr wichtig beziehungsweise wichtig für die persönliche Wahlentscheidung. Für 43 Prozent ist die Gesundheitspolitik sogar sehr wichtig. Damit liegt das Thema im Mittelfeld - noch vor der derzeit heiß diskutierten Sicherheitspolitik.

Allerdings kennt ein Großteil der Wäh–ler die gesundheitspolitischen Konzepte der Parteien nicht so genau, mit der Kenntnis der Parteiprogramme steht es ohnehin nicht zum Besten: Fast zwei Drittel geben an, dass sie sich mit den gesundheitspolitischen Programmen der Parteien weniger gut beziehungsweise gar nicht auskennen. Nur vier Prozent der Befragten gaben an, sehr gut Bescheid zu wissen. Bei den 18- bis 29-Jährigen sind sogar mehr als drei Viertel schlecht über die gesundheitspolitischen Vorschläge der Parteien informiert.

Arbeit entscheidet

Wahlentscheidend ist erwartungsgemäß die Arbeitsmarktpolitik: 97 Prozent der Befragten halten die Reformpläne für wichtig, drei Viertel sogar für sehr wichtig. Auf Platz zwei und drei folgen Bildungs- und Wirtschaftspolitik, die jeweils über die Hälfte der Bundesbürger als besonders relevant bei der Wahl einstufen. Geringes Interesse findet dagegen die von den Grünen forcierte Umweltpolitik - ebenso wie die Europa-Politik, die an letzter Stelle rangiert. Die Persönlichkeit des Spitzenkandidaten ist nur für 23 Prozent der Wähler ein sehr wichtiges Kriterium. Damit bestätigt die Umfrage den viel beschworenen Trend zur Personalisierung der Politik nicht - auch wenn die "soziale Erwünschtheit" bei der Beantwortung dieser Frage sicher eine Rolle spiele dürfte.

Keine pauschalen Beiträge

Gesundheitspolitischen Reformvorschlägen stehen die Wähler kritisch gegenüber. Mehr als 80 Prozent der Befragten wollen weiterhin einkommensabhängige Krankenkassenbeiträge zahlen. Für einen festen Betrag - unabhängig vom Gehalt - sprechen sich nur 16 Prozent aus. Dies könnte als Ablehnung des Kernstückes der von CDU/CSU angestrebten Gesundheitsprämie gedeutet werden - dasselbe gilt auch für den Vorschlag der FDP, die Gesundheitskosten einkommensunabhängig zu gestalten.

Zudem verzichtet die Mehrheit der Bürger lieber auf niedrigere Krankenkassenbeiträge, als eine Einschränkung der Leistungen hinzunehmen. Über drei Viertel würden die Kosten wie bisher tragen, wenn der Service dafür im jetzigen Umfang erhalten bleibt. Nicht einmal 20 Prozent bevorzugen niedrigere Beiträge bei einer Einschränkung der Leistungen. Vor allem in Ostdeutschland wollen die Wähler nicht auf den jetzigen Standard verzichten.

Kein Rabatt für Nichtraucher

Bei der Frage nach dem Einfluss der Lebensweise auf die Krankenkassenbeiträge spaltet sich die deutsche Bevölkerung in zwei etwa gleich starke Lager: 52 Prozent der Bundesbürger würden sich für Beiträge je nach Gesundheitsbewusstsein entscheiden - 46 Prozent sind dagegen. Interessant ist, dass vor allem Männer zu 58 Prozent den Rabatt für Sportler, Nichtraucher und Co. befürworten.

Vorsorge ist Privatsache

Bei der Gesundheitsvorsorge sehen sich 86 Prozent der befragten Bundesbürger in erster Linie selbst in der Pflicht - bei Anhängern der Grünen sind es sogar 97 Prozent. Krankenkassen und Ärzte werden mit einem deutlichen Abstand von über 20 Prozent in zweiter und dritter Position für Prävention verantwortlich gemacht. Erst dann folgen Schulen, die schon frühzeitig zu einer gesunden Lebensweise erziehen sollen. Handlungsbedarf von Seiten der Bundesregierung sehen lediglich 42 Prozent - bei Wählern der FDP sind es sogar nur 15 Prozent.

Die vorgestellten Ergebnisse beruhen auf einer bundesweit repräsentativen Telefonbefragung unter 1001 wahlberechtigten Bürgern.

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