Wirtschaft

Keine guten Erwartungen an Spahn

APOkix-Barometer: Stimmung gut, Aussichten schlecht

cha | Vom neuen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn erwarten die Apotheker nichts Gutes – das zeigt die aktuelle APOkix-Umfrage, an der mehr als 200 Apothekenleiter teilnahmen: Fast 90 Prozent der Befragten befürchten, dass Spahn die Einführung des Rx-Versandverbots hinauszögern oder blockieren wird. Und nur rund jeder Sechste rechnet damit, dass Spahn die Interessen der Apotheker angemessen vertreten wird.

Dabei hätten die Apotheker so viele Wünsche an das Bundesgesundheitsministerium. Eine besonders hohe Priorität räumen die Befragten folgenden Themen ein:

  • Stärkung der Rolle der Apotheken im deutschen Gesundheitssystem (66,7 Prozent sehr und 29,2 Prozent eher hoch),
  • Verbesserung des Apotheken­honorars (64,6 Prozent sehr und 27,1 Prozent eher hoch),
  • Durchsetzung Rx-Versandhandelsverbot (72,9 Prozent sehr und 16,7 Prozent eher hoch),
  • Bürokratieabbau im Apothekenalltag (77,1 Prozent sehr und 12,5 Prozent eher hoch).

Wichtige Themen sind außerdem die Honorierung von Dienstleistungen in Apotheken durch die GKV (50,0 Prozent sehr und 39,6 Prozent eher hoch) sowie mehr Pharmaziestudienplätze, um dem Nachwuchsmangel zu begegnen (54,2 Prozent sehr und 27,1 Prozent eher hoch).

Die Ungewissheit fordert ihren Tribut Seit dem EuGH-Urteil vom 19. Oktober 2016 sind die Erwartungen der Apotheker an die Zukunft eher trüb.

Die grundsätzliche Reform des Apothekenhonorars hält dagegen nur ein knappes Drittel der APOkix-Teilnehmer für sehr und ein weiteres starkes Drittel für eher wichtig. Lediglich für rund ein Viertel der Befragten hat die Förderung digitaler Rezeptsammelstellen sehr oder eher hohe Priorität.

90 Prozent fürchten: Spahn blockiert Rx-Versandverbot

Dass Jens Spahn diese Wünsche erfüllt, halten die APOkix-Teilnehmer allerdings für wenig wahrscheinlich: Mehr als 80 Prozent der Befragten erwarten nicht, dass Jens Spahn die Interessen der Apotheker angemessen vertreten wird. Konkret befürchten fast 90 Prozent, dass er die Einführung des Rx-Versandverbots hinauszögern oder blockieren wird. Ohnehin sind deutlich über 80 Prozent der Befragten der Meinung, dass unter Spahn Apothekenthemen im Bundesgesundheitsministerium einen sehr oder eher geringen Stellenwert haben werden.

Da verwundert es wenig, dass mehr als die Hälfte der APOkix-Teilnehmer mit der Ernennung Spahns zum Gesundheitsminister eher oder sehr unzufrieden ist, Zufrieden damit ist ein gutes Viertel.

Abseits der Apothekenthemen haben die Befragten kein allzu schlechtes Bild von Spahn: Rund 60 Prozent erwarten, dass er als neuer Minister frischen Wind in die Gesundheitspolitik bringen wird, und sehen ihn dank seiner Erfahrungen und seines Wissens im Gesundheitsbereich gut gerüstet für das Amt des Bundesgesundheitsministers.

APOkix wird vom Kölner Institut für Handelsforschung (IFH) initiiert und durchgeführt, die Noweda eG unterstützt APOkix im Rahmen eines Sponsorings, Medienpartner ist der Deutsche Apotheker Verlag.

Stimmung ist ausgeglichen

Befragt nach der aktuellen Geschäftslage, zeigt sich die Stimmung recht ausgeglichen. Wie im Vormonat, liegt das Konjunkturbarometer im April mit 102,6 Punkten immer noch über der 100-Punkte-Linie, bei der sich positive und negative Einschätzungen die Waage halten. Allerdings ist das Barometer um 3 Punkte gegenüber dem März gefallen, was am allmählichen Abflauen der Erkältungs- und Grippewelle liegen könnte.

Angesichts der unklaren politischen Lage, insbesondere was die erhoffte Umsetzung des Rx-Versandverbots angeht, schauen die Apotheker nach wie vor sehr skeptisch in die Zukunft. Das Barometer für die Geschäftsentwicklung in den kommenden 12 Monaten ist wieder unter die 70-Punkte-Linie gefallen, nachdem diese erstmals seit dem ­EuGH-Urteil vom 19. Oktober 2016 im Februar 2018 knapp überschritten wurde. |

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