Arzneimittel und Therapie

ASS enttäuscht erneut

Auch bei gesunden Älteren hat die Primärprävention mehr Risiken als Nutzen

cst |  Gerade noch sorgten die Ergebnisse zweier großer Studien für Ernüchterung: Weder bei Patienten mit moderatem kardiovaskulärem Risiko noch bei Patienten mit Diabetes war eine Behandlung mit niedrig dosierter Acetylsalicylsäure (ASS) mit einem Netto-Nutzen verbunden (s. DAZ 2018, Nr. 37, S. 28). Nun wurde in der Studie ASPREE (Aspirin in Reducing Events in the Elderly) eine weitere Gruppe identifiziert, bei der eine ASS-Prophylaxe wenig sinnvoll erscheint: über 70-Jährige ohne relevante Begleiterkrankungen. Durch die Einnahme des Thrombozytenaggregationshemmers waren die 9525 Probanden der ASS-Gruppe nach einer medianen Beobachtungsdauer von 4,7 Jahren nicht besser vor einer Herz-Kreislauf-Erkrankung geschützt als die 9589 Teilnehmer der Placebo-Gruppe (Hazard-Ratio 0,95; 95%-Konfidenzintervall 0,83 – 1,08). Jedoch erhöhte die ASS-Therapie das Risiko für schwere Blutungen signifikant (1,38; 1,18 – 1,62). Überraschenderweise blieb eine krebspräventive Wirkung ebenfalls aus: In der ASS-Gruppe verstarben sogar prozentual mehr Menschen an einer Tumorerkrankung als unter Placebo (3,1% vs. 2,3%; 1,31; 1,10 – 1,56). |

Foto: Sergey Nivens – stock.adobe.com

Quelle

McNeil JJ et al. Effect of Aspirin on Cardiovascular Events and Bleeding in the Healthy Elderly. N Engl J Med 2018; doi:10.1056/NEJMoa1805819

McNeil JJ et al. Effect of Aspirin on All-Cause Mortality in the Healthy Elderly. N Engl J Med 2018; doi:10.1056/NEJMoa1803955

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