Arzneimittel und Therapie

Mit innerer Kampfkunst gegen Fibromyalgie

Tai-Chi lindert Symptome

Der chinesischen Kampfkunst Tai-Chi werden zahlreiche positive Effekte zugeschrieben. Nun steht fest, dass die meditative Bewegungstherapie auch Patienten mit Fibromyalgie helfen kann.
Foto: Jenner – stock.adobe.com
Tai-Chi, auch unter dem Begriff Schattenboxen bekannt, wird in China seit vielen Jahrhunderten praktiziert. Die ursprünglich als Kampfkunst entwickelte Bewegungsform erfreut sich auch bei uns zunehmender Beliebtheit. Meist stehen dabei Aspekte der Gesundheit, Entspannung und Meditation im Vordergrund.

Zum Vergleich der Wirksamkeit von Tai-Chi mit aerobem Training wurden in einer US-amerikanischen Studie 226 Erwachsene mit Fibromyalgie­syndrom randomisiert einer von vier Tai-Chi-Gruppen (n = 151) oder einer aeroben Trainingsgruppe (n = 75) zugeordnet [1]. Der Effekt der Interventionen wurde mittels Fibromyalgie-Fragebogen (FIQR) erfasst. Nach 24 Wochen verbesserte sich der Zustand in allen Gruppen, mit Tai-Chi-Übungen im Vergleich zum aeroben Training jedoch stärker. So lag der Unterschied zwischen den Tai-Chi-Gruppen insgesamt und aerobem Training bei 5,5 Punkten (95%-Konfidenzintervall [KI] 0,6 – 10,4; p = 0,03). Bei gleicher Dauer (24 Wochen) und Intensität (zweimal wöchentlich) war der Unterschied zwischen der Tai-Chi-Gruppe und der aeroben Trainingsgruppe mit 16,2 Punkten (95%-KI 8,7 – 23,6; p < 0,001) besonders deutlich. Wurden die Studienteilnehmer über einen kürzeren Zeitraum oder weniger häufig in Tai-Chi unterwiesen, war der Nutzen geringer. Tai-Chi erwies sich im Vergleich zu aerobem Training auch hinsichtlich der Gesamteinschätzung der Patienten, Verringerung von Angstzuständen, Selbstwirksamkeit und Bewältigungsstrategien als vorteilhaft.

Fibromyalgiesyndrom

Das Fibromyalgiesyndrom ist durch chronische Schmerzen in mehreren Körperregionen, Schlafstörungen bzw. nicht-erholsamer Schlaf und Müdigkeit bzw. Erschöpfungsneigung gekennzeichnet [2]. Es gibt verschiedene Fragebögen zur Bewertung des Ausmaßes der Erkrankung. Einer davon ist der Revised Fibromyalgia Impact Questionnaire (FIQR) mit insgesamt 21 Fragen. Es werden Körperfunktionen, Beeinflussung des alltäglichen Lebens und Symptome erfragt. Je mehr Punkte vom Patienten erreicht werden (maximal 100), desto stärker ist die Ausprägung des Fibromyalgiesyndroms.

Therapieoptionen sind

  • Physiotherapie, Ergotherapie und physikalische Verfahren,
  • Psychotherapie,
  • medikamentöse Therapie,
  • multimodale Therapie sowie
  • komplementäre und alternative Verfahren.

Aerobes Ausdauertraining (z. B. Fahr­rad­ergometer, Trocken- und Wassergymnastik, Walking und Tanzen) ist Teil der Standardtherapie beim Fibromyalgiesyndrom und zählt zu den aktuell am häufigsten verordneten nichtmedikamentösen Therapieverfahren. Hinsichtlich der Wirksamkeit auf Schmerz und gesundheitsbezogene Lebensqualität sind ähnlich gute Effekte wie mit medikamentösen Therapien erreichbar – ohne bzw. mit geringem Risiko für Nebenwirkungen.

Aus den Studienergebnissen lässt sich schließen, dass im multidisziplinären Management des Fibromyalgiesyndroms Tai-Chi als weitere Therapieoption genutzt werden kann. In den aktuell gültigen Leitlinien werden bereits meditative Bewegungstherapien, wie Tai-Chi, Qi-Gong und Yoga, empfohlen [2]. |

Quelle

[1] Wang C et al. Effect of tai chi versus aerobic exercise for fibromyalgia: comparative effectiveness randomized controlled trial. BMJ 2018;360:k851

[2] Leitlinie der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V. Fibromyalgiesyndrom, 2. Aktualisierung 2017. AWMF-Leitlinien-Register Nr. 145/004

Dr. Miriam Neuenfeldt

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