Arzneimittel und Therapie

Damit die Hüfte gar nicht erst bricht

Alendronsäure kann ältere Patienten unter Cortison-Therapie vor Knochenbrüchen schützen

rr | Eine Glucocorticoid-Therapie ist die Hauptursache für eine sekundäre Osteoporose. Das Fraktur-Risiko ist umso größer, je höher die Dosierung ist und je länger die Therapie dauert. Vor allem für ältere Patienten können die Folgen eines Sturzes fatal sein – von Immobilität bis hin zu einer erhöhten Sterblichkeit. Eine begleitende Therapie mit Bisphosphonaten könnte sie davor bewahren.

Dass Glucocorticoide zu Knochenveränderungen führen, hat mehrere Gründe: Erstens fördern sie den Pro­tein- und Knochenabbau, zweitens hemmen sie die Knochenneubildung, und drittens führen sie zu einer verminderten Calcium-Resorption im Darm und einer erhöhten Calcium-Ausscheidung über die Nieren. Osteoporose ist daher eine häufige Nebenwirkung. Das Risiko für Hüft- und Wirbelfrakturen ist bei Patienten unter Cortison-Therapie um 60 bzw. 160% erhöht im Vergleich zu jenen, die keine Glucocorticoide einnehmen. Dass die Anwendung von Alendron­säure vor vertebralen Frakturen unter Cortison-Behandlung schützen kann, ist gut belegt. Weitaus weniger bekannt sind ihre Auswirkungen auf Hüftfrakturen. Diese gelten immerhin als schwerste Form des Knochenbruchs und gehen mit einer verminderten physischen Funktion und einer erhöhten Morbidität und Mortalität einher. Nach einer Hüftfraktur erreichen 40 bis 60% der Patienten nicht mehr das Mobilitätslevel wie vor dem Bruch. Die absolute Ein-Jahres-Mortalität liegt zwischen 5 und 60%.

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In einer retrospektive Kohortenstudie aus Schweden wurde untersucht, ob die Gabe von Alendronsäure Auswirkungen auf das Risiko für Hüftfrakturen bei älteren Patienten unter oraler Prednisolon-Therapie hat. Der Analyse lagen die Daten von 433.195 Patienten über 65 Jahre aus dem Swedish Prescribed Drug Register der Jahre 2005 bis 2014 zugrunde. Eingeschlossen wurden insgesamt 3604 Patienten im durchschnittlichen Alter von 79,9 Jahren, davon 70% Frauen. 1802 Patienten wurde Alendronsäure mindestens drei Monate nach der Prednisolon-Therapie (≥ 5 mg/Tag) verordnet. Bedingung für den Einschluss in die Analyse war, dass sie zuvor noch nie Alendronsäure oder andere Anti-Osteoporose-Therapeutika eingenommen hatten. Ihnen gegenübergestellt wurden 1802 Patienten, die keine Alendronsäure nach der Cortison-­Behandlung erhalten hatten. Primärer Endpunkt war die Inzidenz von Hüftfrakturen, deren Diagnose verblindet in Hinblick auf Alendronsäure- und Prednisolon-Status gestellt wurde.

Im Mittel wurde über 1,32 Jahre nachbeobachtet. In dieser Zeit ereigneten sich in der Alendronsäure-Gruppe 27 Hüftfrakturen, in der Kontrollgruppe waren es 73. Das entspricht Inzidenzraten von 9,5 bzw. 27,2 Frakturen pro 1000 Personenjahre. Die Gabe von Alendronsäure war demnach mit einem niedrigeren Risiko für Hüftfrakturen verbunden, ebenso mit einer geringeren Mortalität.

Risiken abwägen

Die Einnahme von Bisphosphonaten ist bekanntermaßen nicht ohne Risiko. Um Reizungen und Entzündungen der Speiseröhre vorzubeugen, sollen die Tabletten in aufrechter Position mit mindestens 200 ml Leitungswasser eingenommen werden. Der Patient sollte sich 30 Minuten lang nach der Einnahme nicht hinlegen, um einen raschen Transport der Tablette in den Magen zu erleichtern. Im Rahmen der Studie wurde jedoch kein erhöhtes Risiko für milde Beschwerden des oberen Gastrointestinaltrakts (15,6 unter Alendronsäure vs. 12,9 pro 1000 Personenjahre ohne Alendronsäure, p = 0,40) oder peptische Ulcera (10,9 vs. 11,4, p = 0,86) beobachtet. Auch trat kein einziger Fall von Arzneimittel-induzierter Osteonekrose auf.

Die Studienautoren schlussfolgern, dass Alendronsäure bei älteren Patienten das Risiko senken kann, nach einer Hochdosis-Prednisolon-Therapie eine Hüftfraktur zu erleiden. Obwohl sie einräumen, dass die Aussagekraft ihrer Ergebnisse durch das Studiendesign und die insgesamt geringe Anzahl von beobachteten Hüftfrakturen geschmälert wird, sprechen sie sich klar für den Einsatz des Bisphosphonats in diesem Kontext aus. |

Quelle

Axelsson KF et al. Association Between Alendronate Use and Hip Fracture Risk in Older Patients Using Oral Prednisolone. JAMA 2017;318(2):146-155

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