Arzneimittel und Therapie

Hilfe bei schmerzhaften Rissen

Therapie und Prophylaxe von Mundwinkelrhagaden

jb | Mundwinkelrhagaden, auch als Angulus infectiosus oris, Perlèche, Cheilitis angularis oder Faulecken bezeichnet, können sowohl systemische als auch lokale Auslöser haben. Für die Beratung in der Apotheke ist es wichtig, diese zu kennen. Die Behandlung hängt zwar nur partiell davon ab, aber insbesondere bei wiederholtem Auftreten ist die Ursachenbekämpfung als Teil der Therapie unerlässlich.

Mundwinkelrhagaden sind nicht nur ein ästhetisches, sondern auch ein äußerst schmerzhaftes Problem. Häufig beginnen sie mit trockenen spröden Lippen. Daher treten sie gehäuft in der kalten Jahreszeit auf. Der Versuch, mit Darüberlecken das Problem zu lösen, macht es dann nur noch schlimmer. Die feuchte Haut weicht auf und reißt schließlich ein. Beim Essen oder Lachen vertiefen sich die Risse dann, gegenüber Kontakt mit Saurem und Scharfem sind die Läsionen sehr sensibel. Im späteren Stadium bilden sich dann meist Krusten, im Extremfall sogar Ulzerationen.

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Trocknen und trocken halten

Erste Maßnahme ist, die betroffenen Stellen trocken zu legen und trocken zu halten. Dazu tupft man sie vorsichtig ab. Lippenlecken sollte unbedingt vermieden werden. Fetthaltige Zubereitungen wie Zinkpaste oder Vaseline unterstützen die Heilung. Auch spezielle Cremes oder Stifte zur Pflege spröder und trockener Lippen sind eine Option. Sie enthalten Pflanzenextrakte wie Melisse (z. B. Lomaherpan®) oder pflegende Zusätze wie Dexpanthenol (z. B. Bepanthen® und Generika). Die Heilung ist allerdings langwierig, da die Stellen durch Sprechen und Essen ständig beansprucht werden und immer wieder aufreißen.

Besonders hartnäckige Entzündungen können kurzzeitig mit Cortison lokal behandelt werden. Dies sollte allerdings unter ärztlicher Aufsicht geschehen. Denn vor der Anwendung eines Cortison-Präparats muss ein Candida-Befall oder eine bakterielle Infektion ausgeschlossen werden. In dem feuchten Milieu der Mundwinkel siedeln sich bevorzugt Pilze, Bakterien und /oder Herpes-simplex-Viren (häufig aus dem Mundraum, z. B. bei Mundsoor) an. An den infizierten und somit vorgeschädigten Hautstellen kommt es leicht zu Fissuren. Besteht Verdacht auf eine mikrobielle Infektion, sollten die Patienten an den Arzt verwiesen werden. Bei nachgewiesenem Pilzbefall sind Nystatin-haltige Pasten (z. B. Multilind® Heilsalbe, Lederlind® Heilpaste, Mykundex® Heilsalbe) das Mittel der Wahl. Bakterielle Erreger werden in der Regel mit Lokalantibiotika bekämpft. Muciprocin (InfectoPyoderm®) oder Fusidinsäure (z. B. Fucidine®) sind Wirkstoffe, die hier auf ärztliche Verschreibung zum Einsatz kommen. Auch Antiseptika wie Clioquinol (Linolasept®) sind hilfreich. Liegt ein viraler Infekt vor, wird lokal mit Aciclovir behandelt. Bei stark entzündlicher Überlagerung werden auch häufig kurzfristig (nicht länger als zehn Tage) Kombinationspräparate (Glucocorticoid und Antibiotikum oder Antimykotikum) verordnet.

Therapie der Grunderkrankung

Neben kalter Witterung und Infektionen als Auslöser gibt es eine Reihe von Grunderkrankungen und Begleitumständen, die Mundwinkelrhagaden verursachen oder das Auftreten begünstigen. Oft spielen mehrere Faktoren gemeinsam eine Rolle. So erhöhen Erkrankungen, die mit einer Störung der Barrierefunktion (Neurodermitis, Psoriasis) oder einer verschlechterten Wundheilung (z. B. Diabetes) einhergehen, sowie Immunschwäche generell das Risiko. Patienten, die immer wieder unter eingerissenen Mundwinkeln leiden, sollten zur genaueren Abklärung einer möglichen Grunderkrankung an einen Arzt verwiesen werden. Leberzirrhose, Eisenmangel, Plummer-Vinson-Syndrom, ein Vitamin-Defizit (B2,B6, B12) oder eine Hypervitaminose (Vitamin A) können beispielsweise zugrunde liegen. Einseitige Rhagaden können ein Hinweis auf Syphillis sein. Ein weiterer möglicher Auslöser sind Allergien (allergisches Kontaktekzem).

Neben systemischen können auch mechanische Faktoren zu Läsionen und Fissuren der Mundwinkel führen. Beispiele hierfür sind tiefe Faltenbildung um den Mund, zum Beispiel durch Zahnverlust, eine schlecht sitzende Prothese oder dauerfeuchte Mundwinkel durch Hypersalivation.

So lässt sich die Therapie von Mundwinkelrhagaden folgendermaßen zusammenfassen: trocknen und trocken halten und pflegen. Um einem erneuten Auftreten vorzubeugen, müssen eventuell vorliegende Grunderkrankungen behandelt werden. Weitere vorbeugende Maßnahmen sind fettreiche Lippenpflege insbesondere bei kalter Witterung, bei prädestinierten Personen ganzjährig, regelmäßige Reinigung der Mundwinkel sowie eine gründliche Mund- und Prothesenhygiene. |

Quellen:

Die Online-Enzyklopädie der Dermatologie, Venerologie, Allergologie und Umweltmedizin; Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2015; http://www.enzyklopaedie-dermatologie.de/artikel?id=2996; Zugriff am 22.06.2015

DocMedicus Zahnlexikon; http://www.zahngesundheit-online.com/Zahnerkrankungen/Mundwinkelrhagaden-Cheilitis-angularis-/ Zugriff am 22.06.2015

Gensthaler B. Mundwinkelrhagaden; Wenn Lächeln schmerzt. Pharm. Zeit. 07/2007

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