Wirtschaft

Chinas Apotheken gewinnen Bedeutung

Arzneimittelverkauf soll von Krankenhäusern entkoppelt werden

cha | Derzeit werden Arzneimittel in China mehrheitlich in Krankenhäusern verschrieben und verkauft. Doch nun beabsichtigt die chinesische Regierung, im Rahmen des 13. Fünfjahresplans den Arzneimittelverkauf von den Krankenhäusern abzukoppeln. Die Roland-Berger-Studie „Cancellation of drug sale subsidization for medical services and separation of drug sales from hospitals“ untersucht die Folgen und zeigt Perspektiven.

Nach Angaben der Roland-Berger-Experten dominieren verschreibungspflichtige Arzneimittel den chinesischen Arzneimittelmarkt zu 85%, wobei derzeit 92% der Umsätze mit Rx-Medikamenten auf die Krankenhäuser entfallen. Dabei erfolgt bislang die Distribution von Arzneimitteln über lokale Zwischenhändler an die Krankenhäuser, diese verkaufen die Medikamente dann mit einem Aufschlag von 15% an die Patienten weiter.

Wichtige Einnahmequelle für Krankenhäuser

Für chinesische Krankenhäuser ist der Verkauf von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln daher eine ihrer wichtigsten Einnahmequellen. „Ein öffentliches Krankenhaus mittlerer Größe macht jährlich durchschnittlich 40% seiner Umsätze mit verschreibungspflichtigen Medikamenten“, sagt Roland-Berger-Partner Morris Hosseini. „Dagegen sind die Etats der chinesischen Krankenkassen stark belastet, denn die Ausgaben für Medikamente liegen heute schon bei einem Drittel der Gesamtausgaben – Tendenz weiterhin steigend.“

Dabei gerät das Gleichgewicht zwischen Einnahmen und Ausgaben der chinesischen Krankenkassen seit Jahren immer stärker in Schieflage: Zwischen 2008 und 2013 stiegen die jährlichen Aus­gaben der Krankenkassen durchschnittlich um 30% bis 35%. Im gleichen Zeitraum wuchsen dagegen die Einnahmen nur um 22% bis 30%.

Die von der chinesischen Regierung geplante Liberalisierung des Gesundheitsmarkts und insbesondere die Abkopplung des Arzneimittelverkaufs von den Krankenhäusern soll dieser Schieflage nun entgegenwirken. „Diese wichtige Reform des Gesundheitsmarkts birgt Chancen und Risiken für alle Marktteilnehmer“, erklärt Roland-Berger-Partner Martin Erharter. Und er prognostiziert: „Die chinesische Regierung wird dieses Vorhaben sehr schnell und mit großem Nachdruck umsetzen.“

Große Chancen sieht die Roland-Berger-Studie vor allem für die internationalen Arzneimittelhersteller: Anstatt ihre Medikamente über Krankenhäuser verkaufen zu müssen, könnten die großen Pharmafirmen diese zukünftig direkt in China vertreiben. Zwischenhändler würden entfallen, die Pharmaunternehmen könnten die Preise ihrer Arzneimittel selbst festlegen.

Firmen müssen eigenes Vertriebsnetz aufbauen

Allerdings müssten die internationalen Pharmakonzerne ihr Vertriebsmodell anpassen und ein eigenes Vertriebsnetz aufbauen, um Krankenhäuser und Apotheken zu beliefern.

Die lokalen Arzneimittelhersteller sollten aus Sicht der Roland-Berger-Experten ihre traditionell gute Positionierung beim Vertrieb über Apotheken weiter ausbauen und sich noch stärker auf Kooperationen mit Apotheken in kleinen und mittelgroßen Städten konzentrieren.

Stark zunehmen wird laut Roland-Berger-Studie die Bedeutung der Apotheken auf dem chinesischen Markt. Potenzial für ein schnelleres Wachstum sieht die Studie in der Eröffnung weiterer Filialen sowie im Onlinehandel. |

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