Gesundheitspolitik

Warum die Apotheke die PKA braucht …

Neue Weiterbildungsmöglichkeit zur Fach-PKA – Betriebswirtschaft, Marketing und Kommunikation als Kernkompetenzen

NÜRNBERG (diz) | Es gibt Apotheken, die die Wichtigkeit und Bedeutung der pharmazeutisch-kaufmännischen Angestellten (PKA) übersehen. Dabei kann gerade in der heutigen Zeit, in denen das pharmazeutische Apothekenpersonal im Handverkauf und in der Beratung immer stärker gefordert ist, eine PKA wichtige organisatorische Aufgaben im Backoffice übernehmen und das Fachpersonal entlasten. Grundlage ist allerdings eine gute Ausbildung der PKA. Jetzt besteht die Möglichkeit für PKAs, Seminare zu besuchen und sich zur Fach-PKA weiterzubilden. Wir sprachen mit Apothekerin Margit Schlenk, die diese Fach-Weiterbildung der PKA mitinitiiert hat.
Foto: privat
Apothekerin Margit Schlenk ist Mitinitiatorin des Weiterbildungsseminars für PKA.

AZ: Frau Schlenk, ist für Sie ein Apothekenbetrieb ohne PKA denkbar?

Schlenk: Nein, auf keinen Fall, denn die Kernkompetenzen einer PKA sind Garant einer exakten Warenwirtschaft, einer korrekten buchhalterischen Aufbereitung des Backoffice mit Rechnungen, Gutschriften, der Bearbeitung aller Listen, sie ist Garant der Lieferfähigkeit und auch strukturelles Rückgrat für Warenpräsentation, Werbung, Dekoration. Sie schafft damit überhaupt die Voraussetzungen, den Umsatz nach vorne in der Apotheke zu generieren. Ohne PKA werden Ressourcen in der Beratung verschwendet, wenn Personal, das dafür nicht ausgebildet ist, wie die PTA, „eben mal so nebenbei“ ohne tiefe Kenntnisse der Materie Verbuchungen, Rechnungsstellungen usw. mitmacht. Gerade im Zukunftsfeld Medikationsmanagement werden wir alle pharmazeutischen Kompetenzen und zeitlichen Ressourcen von Apothekern und PTA benötigen. Eine Professionalisierung und Kompetenzerhöhung im Backoffice muss hier allen notwendigen Raum dafür freistellen. In allen Teilbereichen der Apotheke brauchen wir Profis, die die maximalen Ressourcen heben können.

 

AZ: Wo sehen Sie persönlich die Domäne der PKA in der Apotheke?

Schlenk: Die Domäne ist das exakte buchhalterisch und steuerlich richtige Führen der Warenflüsse, das adlerartige Auge auf den Ausschluss von Verlusten durch Verfall, Warennester, Ladenhüter, das Verhandeln mit Außendienstmitarbeitern in geeigneten Segmenten, die Präsentation der Apotheke nach außen am Telefon, die professionelle Kommunikation mit Marktteilnehmern bei Bestellungen, Reklamationen und die Strukturierung von Anfragen. Daneben ist ein wichtiger Punkt, sich um Marketingmaßnahmen zu kümmern und sie durchzuführen. Die PKA kann fokussiert über diesen Aufgaben bleiben, eine HV-Kraft müsste ständig zwischen Kundenberatung und anderen Aufgaben aufreibend umschalten. Multitasking führt selten zu sehr guten Ergebnissen.

AZ: Wie kann der Beruf der PKA an Attraktivität gewinnen?

Schlenk: Wie alle anderen Berufssparten in der Apotheke auch gewinnt der Beruf der PKA an Attraktivität und Wertschätzung nur durch ständige Fort- und auch Weiterbildung. Das kann zu einer eigenständigen, ideeneinbringenden Arbeitsweise führen. Und es erhöht die Zufriedenheit mit dem gewählten Berufsfeld. Ein Aufstieg muss ermöglicht werden. Und eben nicht die Einstellung, „ach, eure Aufgabe kann jeder Ungelernte auch ausüben“ oder „das macht mal gerade die PTA mit“. Das funktioniert eben nicht im hochkomplexen Organismus Apotheke, in dem auf allen Arbeitsebenen hochexakt gearbeitet werden muss, um einen Gesamterfolg zu erreichen.

AZ: Werden die PKA heute schon zukunftsweisend ausgebildet?

Schlenk: Es werden die Basics vermittelt, ja. Aber durch immer komplexere Anforderungen muss das erworbene Wissen vertieft werden, muss dem Modernisierungsaspekt ständig Rechnung getragen werden, z.B. auf dem Gebiet der Kommissionierer oder der neuen Technologien in der Kundenkommunikation, Stichwort Apps. Die Ausbildung der PKA benötigt dafür ebenso ein Update, auch um geeigneten Bewerbern die Attraktivität dieses Berufsbilds aufzuzeigen. Hier steht die Apotheke in Konkurrenz um die „besten Köpfe“ mit vielen anderen Berufen.

AZ: Frau Schlenk, Sie sind hier aktiv geworden und haben zusammen mit einem Seminaranbieter eine Weiterbildung zur Fach-PKA initiiert. Was darf man sich unter dem Begriff Fach-PKA vorstellen?

Schlenk: Den Titel Fach-PKA erwirbt sich die Seminarteilnehmerin im Rahmen der Weiterbildung zur „Fachkraft Betriebswirtschaft und Marketing in der Apotheke“ nach einer Prüfung durch die Industrie- und Handelskammer. In diesem Weiterbildungsseminar erfolgt eine fachliche Vertiefung der Kernkompetenzen des Arbeitsfeldes der PKA in der Apotheke. Sie erwirbt Zusatzkompetenzen, mit der sie sich fachlich , aber auch persönlich weiterentwickelt. Eine Fach-PKA kann dann auch Leitungsfunktionen im Team, beispielsweise die Backoffice-Führung, übernehmen.

AZ: Auf welche Fächer legt das Weiterbildungskonzept besonderen Wert?

Schlenk: Die Kernkompetenzen Betriebswirtschaft und Marketing stehen im Fokus, daneben aber auch Kommunikation, Führung und praktische Umsetzung der Lerninhalte.

AZ: Wie läuft die Weiterbildung zur Fach-PKA ab und was kostet sie?

Schlenk: Die Weiterbildung erstreckt sich über drei Seminarwochenenden in Nürnberg, an denen das Referententeam die Inhalte vermittelt. Durch Besuche eines Großhandels oder eines Arzneimittelherstellers gewinnt die Teilnehmerin außerdem Einblicke in die Lebenswelt der Marktpartner einer Apotheke. Die Kosten belaufen sich auf 1550 Euro inkl. Übernachtung, ohne Übernachtung 1150 Euro, die Prüfungsgebühren betragen 120 Euro. Auf Förderprogramme von Bund oder Ländern sollte man für eine Bezuschussung achten.

AZ: Steht am Ende der Weiterbildung eine Prüfung? Wird ein Titel verliehen?

Schlenk: Ja, die Qualifikation muss nach innen und außen sichtbar werden. Daher erhält die Teilnehmerin nach erfolgreichem Abschluss des Seminars den Titel „Fach-PKA für Marketing und Betriebswirtschaft (IHK)“.

AZ: Und last but not least: Wie sieht es mit der Bezahlung der PKA aus? Zeitgemäß?

Schlenk: Ja, das ist ein Thema, das die Bezahlung aller Berufsgruppen in der Apotheke betrifft. Hier sehe ich den Gesetzgeber insofern gefordert, dass die Honorierung aller Leistungen, die durch eine Apotheke für die Bevölkerung erbracht werden, angemessen honoriert werden müssen. Dann kann der „Arbeitgeber Apotheker“ endlich die Gehälter zahlen, die der Qualifikation seiner Mitarbeiter gerecht wird. Auch das Thema „gerechte Bezahlung von Frauenarbeitsplätzen“ ist hier aufzurufen! Ohne Ressourcen aus der Erbringung von Gemeinwohlpflichten der Apotheke – ich nenne hier Rezepturen, BtM, Packungshonorar, Dynamisierung aller Honorare – wird der Institution Apotheke in Deutschland die Luft für Innovation, Qualifikation und Professionalisierung genommen. Ein heutiges Honorarniveau auf Stand 2004 für deutsche Apotheken ist frustrierend für alle Berufsgruppen in der Apotheke. Eine Fach-PKA wird nach dem Besuch des Kurses, wenn sie die Lerninhalte in die Praxis umsetzt und die Nachhaltigkeit der veränderten Arbeitsweise beweist, sicherlich Argumente für eine adäquate Bezahlung besitzen. Sie sollte so eine übertarifliche Leistung erlösen können. Wobei natürlich die Übernahme der Kosten des Kurses durch den Arbeitgeber hier bereits eine vorweggenommene Honorierung oder Bonifizierung bisher erbrachter Leistungen oder Wahrnehmung vorhandenen Potenzials darstellen kann.

AZ: Frau Schlenk, vielen Dank für das Gespräch. 

Fach-PKA

Das genaue Curriculum des neuen Weiterbildungskonzepts für PKA kann abgerufen werden unter www.semedi.de/de/seminare/apotheken/fach-pka.html

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