DAZ aktuell

Klinische Pharmazie: Das neue Fach muss sich entwickeln dürfen

Die pharmakologischen Hochschullehrer an pharmazeutisch-naturwissenschaftlichen Fachbereichen haben sich in der letzten Zeit intensive Gedanken über die praktische Umsetzung und die Ausrichtung des neuen Faches Klinische Pharmazie gemacht. Nachfolgende Stellungnahme der pharmakologischen Hochschullehrer an pharmazeutisch-naturwissenschaftlichen Fachbereichen zum Fach Klinische Pharmazie möchte zur Versachlichung der Diskussion beitragen. Die Pharmakologen an pharmazeutischen Einrichtungen bestätigen uneingeschränkt die große Bedeutung des Faches Klinische Pharmazie in der Hochschulausbildung und für die Berufsausübung von Apothekern.

Lehrinhalte und Bedeutung des Faches Klinische Pharmazie

Im Fach Klinische Pharmazie sollen die im Grund- und Hauptstudium erworbenen Fachkenntnisse im naturwissenschaftlichen (Pharmazeutische Chemie, Pharmazeutische Technologie, Pharmazeutische Biologie) und im medizinisch-pharmakologischen Bereich (Pharmakologie und medizinische Nebenfächer) fallbezogen und auf die Berufspraxis orientiert umgesetzt werden. So kann den zukünftigen Apothekern eine moderne patientenorientierte Ausbildung angeboten werden, die eine hohe Kompetenz im Sinne der pharmazeutischen Betreuung ermöglicht. Diese Ausrichtung des Faches auf relevante und patientenorientierte Probleme und seine Vertretung durch auf diesem Gebiet hochkompetente Wissenschaftler eröffnet neue Möglichkeiten, die universitäre Ausbildung der Pharmazeuten den heutigen Anforderungen an die Berufspraxis des Apothekers anzupassen.

Aufbau des Faches und Qualifikation der zukünftigen Hochschullehrer

Die Diskussion um die Lehrinhalte der Klinischen Pharmazie und Qualifikation der zukünftigen Fachvertreter wird derzeit kontrovers geführt. Mit großer Sorge sehen die Hochschullehrer der Pharmakologie die Tatsache, dass für das Fach Klinische Pharmazie bislang weder Lehrinhalte noch die Qualifikation der Lehrenden sicher definiert sind. Die Pharmakologen empfehlen, die Ausbildung und Institutionalisierung des Faches Klinische Pharmazie Schritt für Schritt vorzunehmen. Es soll zunächst die Ausbildung etabliert werden, um dann die universitären Ausbildungsstätten langsam mit Hochschullehrern zu besetzen. Sie müssen in der Lage sein, das Fach nicht nur in der Lehre, sondern in gleichem Maße auch in der Forschung zu vertreten und die wissenschaftlichen Perspektiven aufzuzeigen. Von den zukünftigen Hochschullehrern des Faches Klinische Pharmazie ist zu fordern, dass sie eine praxisbezogene Lehre initiieren können und zum Zeitpunkt ihrer Berufung als eigenständige Forscher ausgewiesen sind mit einem der klinischen Pharmazie zugehörigen Schwerpunkt. Das Niveau muss internationalen Standards entsprechen und die Inhalte müssen sich deutlich von den Forschungsinhalten anderer pharmazeutischer Grunddisziplinen unterscheiden.

Die Hochschullehrer der Pharmakologie vertreten nachdrücklich die Auffassung, dass sich auf dieser Basis das Fach Klinische Pharmazie in den nächsten zehn Jahren als eigenständiges Fach an den Universitäten entwickelt. Die Pharmakologen appellieren noch einmal ausdrücklich daran, dass Professuren für Klinische Pharmazie nicht vorschnell mit Kandidatinnen bzw. Kandidaten besetzt werden, die in dem bei uns noch nicht existierenden Fach weder in der Lehre noch in der Forschung ausgewiesen sind.

Umsetzung an den Universitäten

Da das Fach Klinische Pharmazie wesentlich auf der Ausbildung im Fach Pharmakologie und den medizinischen Grundlagenfächern aufbaut, stehen diese Fächer der Klinischen Pharmazie sehr nahe. Daher sollte die Ausbildung in Klinischer Pharmazie bis zur Besetzung der neuen Professuren von den für die Pharmakologieausbildung verantwortlichen Hochschullehrern koordiniert werden, wobei interne und/oder externe Personen mit Fachkompetenz an der Ausbildung im Fach Klinische Pharmazie zu beteiligen sind. In den nächsten Jahren sollen sich zudem jüngere Kolleginnen und Kollegen als künftige Vertreter des Faches Klinische Pharmazie in Lehre und Forschung qualifizieren. Diese sind bei der Besetzung entsprechender Stellen in besonderer Weise zu berücksichtigen.

Klinische Pharmazie: Gemeinsamkeiten und Unterschiede zur Klinischen Pharmakologie

Das Fach Klinische Pharmazie wird von den Pharmakologen an pharmazeutischen Einrichtungen nicht als Konkurrenz zur klinischen Pharmakologie angesehen. An einigen Hochschulen Deutschlands wirken Hochschullehrer der Klinischen Pharmakologie der Medizinischen Fakultäten in der Pharmakologieausbildung der Pharmazeuten mit bzw. übernehmen diese. Die spezifischen Erfahrungen dieser Kollegen sind für die Entwicklung des Faches Klinische Pharmazie von hohem Wert.

Eine Zusammenarbeit der Vertreter beider Disziplinen eröffnet interessante Perspektiven für Synergieeffekte in der Aus- und Weiterbildung und in der Forschung. Damit kann auch das Arzt-Apotheker-Verhältnis verbessert werden. Die zukünftigen Patienten erhalten die Chance einer optimalen Pharmakotherapie.

Ergebnisprotokoll einer Besprechung vom 29. November 2000 am Pharmakologischen Institut für Naturwissenschaftler, Biozentrum der Universität Frankfurt/Main.

Teilnehmer:

  • Prof. Dr. H.P.T. Ammon, Tübingen
  • Prof. Dr. U. Hilgenfeldt, Heidelberg
  • Prof. Dr. Dr. J. Krieglstein, Marburg
  • Prof. Dr. K. Kuschinsky, Marburg
  • Prof. Dr. W.E. Müller, Frankfurt
  • Frau Prof. Dr. K. Nieber, Leipzig
  • Frau Prof. Dr. M. Schäfer-Korting, Berlin
  • Prof. Dr. H. Schröder, Halle
  • Prof. Dr. E. J. Verspohl, Münster
  • Protokollführer: Dr. A. Eckert, Frankfurt

Die pharmakologischen Hochschullehrer in pharmazeutisch-naturwissenschaftlichen Fachbereichen haben sich in der letzten Zeit intensive Gedanken über die praktische Umsetzung und die Ausrichtung des neuen Faches Klinische Pharmazie gemacht. In einer Stellungnahme bestätigen sie uneingeschränkt die große Bedeutung des Faches Klinische Pharmazie in der Hochschulausbildung und für die Berufsausübung von Apothekern. Allerdings sehen sie mit großer Sorge die Tatsache, dass für das Fach Klinische Pharmazie bislang weder Lehrinhalte noch die Qualifikation der Lehrenden sicher definiert sind.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.