Prisma

Den Molekülen bei der Arbeit zuschauen

Chemie-Nobelpreis

cae | Den Chemie-Nobelpreis 2013 erhalten Martin Karplus, Michael Levitt und Arieh Warshel. Die drei amerikanischen Staatsbürger entwickelten Computermodelle zur Darstellung komplexer chemischer Reaktionen.
Foto: Nobel Foundation
Alfred Nobel (1833–1896).

In den 70er-Jahren haben Karplus, Levitt und Warshel die Grundlage für Computermodelle geschaffen, um chemische Prozesse zu visualisieren und gleichsam in Zeitlupe abspielen zu lassen. „Wir können jetzt zuschauen, wie Moleküle arbeiten”, fasste Warshel das Wesentliche der chemischen Computermodelle zusammen. Sie können nicht nur die Realität wiedergeben, sondern auch das Verhalten virtueller Moleküle, die noch gar nicht synthetisiert wurden, simulieren. Die Änderungen der dreidimensionalen Strukturen und der elektrischen Ladungen sind entscheidend für die Interaktionen eines Moleküls mit seiner Umgebung, also auch für die Wirkung von Arzneistoffen. Die Computer-gestützte Arzneistoffentwicklung (CADD) ist nur eines von vielen Anwendungsgebieten der chemischen Computermodelle, die die Forschungen im Labor nicht nur ergänzen, sondern auch zu einem guten Teil ersetzt haben.

Martin Karplus wurde 1930 in Wien geboren und emigrierte 1938 als Verfolgter des Nazi-Regimes in die USA, erhielt aber später seine österreichische Staatsbürgerschaft zurück. Seit 1979 hat er einen Lehrstuhl für Chemie an der Harvard University. Zudem ist er Professor an der Universität Straßburg. Er entdeckte die Karplus-Beziehung, die in der NMR-Spektroskopie organischer Verbindungen die Korrelation zwischen der vicinalen Kopplungskonstante und dem Dieder- oder Torsionswinkel beschreibt. Sie dient insbesondere dazu, die Konformationen von Proteinen zu berechnen. Karplus und Mitarbeiter publizierten die erste Moleküldynamik-Simulation eines Proteins, des Proteasehemmers Aprotinin.

Wie Karplus haben auch seine Mitpreisträger eine doppelte Staatsbürgerschaft: Der in Südafrika geborene Levitt ist Brite, und Warshel ist Israeli. Sie teilen sich das Preisgeld von 8 Millionen Schwedischen Kronen (920.000 Euro). 

Das könnte Sie auch interessieren

Auszeichnung in Chemie für zwei Frauen

Nobelpreis für die „Genschere“ CRISPR/Cas9

Nobelpreis für Medizin

Nobelpreis für Immunologen

Nobel-Preise für Moleküldesigner und Evolutionsforscher

Ausgezeichnete Clicks und Neandertaler

Chemie-Nobelpreis 2016 für Nano-Basteleien

Molekulare Ketten, Räder und Maschinen

Katalin Karikó und Drew Weissman legten Basis für COVID-19-Impfstoffentwicklung

Nobelpreis für mRNA-Forschung verliehen

Auszeichnungen für drei Forscher:innen

Chemie-Nobelpreis: Synthese nach dem Vorbild der Natur

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.