Prisma

Indische Narde im Wappen

(cae). Papst Franziskus führt in seinem Wappen eine alte indische Arzneipflanze: die Narde. Sie war schon in der Antike in den Mittelmeerraum gelangt und mit den christlichen Eroberern nach Amerika gekommen. Dort ist sie ein Attribut des Heiligen Josef.

Die sog. Nardenähre ist der Blütenstand der Indischen Narde (Nardostachys grandiflora syn.N. jatamansi) aus der Familie der Baldriangewächse (griech. stachys = lat. spica = Ähre, Rispe). Schon im Altertum wurde aus dem Rhizom das Nardenöl destilliert, das in der Ayurveda-Medizin als beruhigendes und bewusstseinförderndes Mittel gilt. Ein ähnliches Öl wurde früher aus dem Echten Speik (Valeriana celtica) gewonnen, der in den Alpen wächst und jetzt streng geschützt ist. Da es auch einen Speik-Lavendel (Lavandula latifolia) gibt, aus dessen Blüten das Spiköl destilliert wird, wird die Narde im Papstwappen auch fälschlich als "Lavendelblüte" gedeutet.

Schon in der klassischen Antike war das Nardenöl als Kosmetikum hoch geschätzt und spielte auch im jüdischen Kult eine Rolle. Maria von Bethanien, Schwester des Lazarus, soll Jesus mit Nardenöl die Füße gesalbt haben.

In Spanien wurde die Nardenähre zu einem Attribut von Joseph, dem Nährvater Jesu und Patron der Arbeiter sowie der katholischen Kirche. Diese im übrigen Europa unbekannte Symbolik verbreitete sich auch in Lateinamerika.

Schon als Erzbischof von Buenos Aires führte Jorge Mario Bergoglio eine silberne Nardenähre im Wappen, um seine Verbundenheit mit dem einfachen Volk zu zeigen. Nach seiner Wahl zum Papst hat er sie vergoldet und in sein neues Wappen übernommen.



DAZ 2013, Nr. 14, S. 8

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.