DAZ Feuilleton

Kampf gegen die Tollwut

Zwei wissenschaftliche Pioniertaten verbinden wir mit dem Namen Pasteur: die Sterilisierung von Lebensmitteln und die aktive Immunisierung gegen Infektionskrankheiten durch Impfstoffe. So hat Pasteur auch den Tollwutimpfstoff erfunden.

 

Pasteur: mit dem Gift immunisieren

Obwohl es im 19. Jahrhundert technisch noch nicht möglich war, den Erreger der Tollwut, ein Virus, zu identifizieren, war damals schon klar, dass das krankmachende "Virus" (das Wort bedeutet: giftiger Schleim) durch den Speichel tollwütiger Tiere übertragen wird und sich dann im Nervensystem ausbreitet. Der französische Chemiker Louis Pasteur (1822 – 1895) hoffte, den Körper – ähnlich der damals schon lange bekannten Pockenschutzimpfung – mit einem attenuierten "Virus" immunisieren zu können. Um das "Virus" abzuschwächen, übertrug er es vom Hund auf Kaninchen ("virus fixe") und trocknete das Rückgrat der erkrankten und gestorbenen Tiere. Dann injizierte er Hunden das pulverisierte Nervengewebe und stellte fest, dass diese nicht an Tollwut erkrankten, weder aufgrund dieser Injektion noch nach Injektion von unverändertem "Virus".
Nach diesen erfolgreichen Versuchen impfte Pasteur 1885 erstmals einen Menschen, einen von einem tollwütigen Hund 14-mal gebissenen Schäferjungen; dieser überlebte, und schon bald darauf war die Tollwutimpfung Routine [1, 2].

Mederer: das Gift zerstören

Wie hatte man die Erkrankung an Tollwut zu verhindern gesucht, als es noch keinen Impfstoff gab? Man erflehte Schutz vom Heiligen Hubertus und verordnete die verschiedensten Arzneien, sowohl innerlich als auch äußerlich. Aus heutiger Sicht waren jedoch allein die altbewährten chirurgischen Maßnahmen sinnvoll: das Ausbrennen oder Ausschneiden der Bisswunde. Eine sanftere Methode, die der Freiburger Chirurgieprofessor Matthäus Mederer (1739 –1805) ab 1782 mit sehr großem Erfolg anwandte, bestand in dem wiederholten Auswaschen der Wunde mit "Lauge" (wahrscheinlich einem Gemisch von Kali- und Natronlauge). Schon Mederer postulierte als Ursache der Krankheit einen "giftigen Schleim" (mucus venenosus), der durch die Lauge zerstört wird.
Im Jahr 1789 verlieh Kaiser Joseph II. Mederer den persönlichen Adel mit dem Prädikat "von Mederer und Wuthwehr" sowie passend zum neuen Namen ein "redendes" Wappen, das auf die Abwehr der Tollwut hindeutet: einen schwarzen Hundekopf, dem ein Triangel aus dem Maul hängt. Es handelt sich um ein Maulgatter, das Tierärzte verwenden, um das Maul eines Tieres aufzusperren und geöffnet zu halten, während sie daran eine Untersuchung oder Behandlung durchführen. Eine andere Deutung, das Triangel sei ein damals gebräuchliches Zeichen für die Lauge, mit der Mederer die Bisswunden ausgewaschen hat, scheint mir hingegen nicht zuzutreffen.

W. Caesar

Literatur
[1] Göing, H.: Geschichte der Impfstoffe, in: G. Stille: Der Weg der Arznei. Karlsruhe 1994.
[2] Stoll, G.: „Donnez-moi un labora- toire …“ – zum 100. Todestag von Louis Pasteur. Dtsch. Apoth. Ztg. 135, 3467 –  3474 (1995).
[3] Gutmann, S.: Ärzte- und Apotheker- Wappen, Bd. 1. Ettlingen 1962.

 

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.