Fortbildungskongress

Quälende Entzündungen

Wenn Entzündungsreaktionen pathologisch werden

Entzündungsreaktionen sind zunächst einmal sinnvoll und lebensnotwendig. Sie werden beispielsweise durch Toxine oder Infektionserreger ausgelöst und sind in der Regel selbstlimitierend. Erst wenn sie länger andauern und Noxen nicht eliminiert werden können, erhalten sie Krankheitswert. In seinem Vortrag zur Entzündung führte Prof. Dr. Klaus Resch, Hannover, in die molekularen Grundlagen entsprechender Prozesse ein.
Prof. Dr. Klaus Resch Foto: DAZ/du

Unterschieden wird zwischen akuten und chronischen Entzündungsreaktionen. Zu den Leitsymptomen zählen Hitze, Rötung, Schwellung und Schmerzen und Funktionsverlust.

Entzündungsmediatoren mit unterschiedlichen Aufgaben

Vermittelt werden diese Reaktionen durch Prostaglandine, Leukotriene und weitere Mediatoren. Prostaglandine fördern den lokalen Blutfluss, erweitern Gefäße und führen damit zur Rötung der Entzündungsstelle. Sie sind an der Entstehung von Fieber beteiligt, Leukotriene an dem Einstrom von Entzündungszellen in das entzündete Gewebe.

Bedeutung von COX 1 und COX 2

Prostaglandine werden mithilfe von Cyclooxygenasen (COX) gebildet. Unterschieden werden die Isoformen COX 1 und COX 2. Die Cyclooxygenase 1 kommt in allen Geweben vor, wird konstitutiv exprimiert und ist für die physiologische Synthese von Prostaglandinen verantwortlich, so beispielweise von PGE2 im Magen (Schleimhautschutz) oder in den Nieren (Durchblutung) oder von Prostacyclin (PGI2) in den Endothelzellen von Gefäßen (Gefäßdilatation). Die Cyclooxygenase 2 kann ebenfalls in einigen Organen konstitutiv exprimiert werden, bei Entzündungen und Schmerzen wird ihre Bildung jedoch durch verschiedene Faktoren wie Zytokine induziert. Die schmerz- und entzündungshemmende Wirkung nichtsteroidaler Antirheumatika beruht auf einer Hemmung der COX 2, unerwünschte Wirkungen wie gastrointestinale Nebenwirkungen oder Wasserretention in den Nieren werden auf COX-1-hemmende Eigenschaften nichtselektiver NSAR zurückgeführt. Zu den nichtselektiven NSAR zählen Acetylsalicylsäure, Diclofenac, Ibuprofen, Indometacin und Piroxicam. Celecoxib (Celebrex®) und Etoricoxib (Arcoxia®) sind weitgehend selektive COX-2-Hemmer, die ein niedrigeres gastrointestinales Risiko haben sollen, allerdings aufgrund eines potenziell erhöhten kardiovaskulären Risikos auch nicht unproblematisch sind.

Rheumatoide Arthritis Monokine (IL-1, IL-6, IL-8, TNF-alpha) vermitteln eine akute Entzündung und interagieren u. a. mit T-Lymphozyten. Für die Chronizität der Entzündung werden Lymphokine wie IL-2 und Interferon gamma verantwortlich gemacht. [aus Mutschler E: Arzneimittelwirkungen. 9. Auflage; WVG, Stuttgart 2008] Grafik: Mutschler: Arzneimittelwirkungen

Glucocorticoide wurden in den 1950er Jahren eingeführt und sind auch heute noch die wirksamsten Entzündungshemmer. Sie binden im Zytoplasma an den Glucocorticoid-Rezeptor und bilden einen Komplex, der in den Zellkern wandert und dort über Bindung und Inaktivierung von NF-κB-Untereinheiten die Transkription proinflammatorischer Proteine wie Zytokine verhindert.

Für die Chronifizierung von Entzündungen spielen Zytokine wie Interleukin 1, Interleukin 6 und Tumornekrosefaktor alpha (TNF alpha) eine besondere Rolle. So sind sie bei rheumatoider Arthritis an der Knochendestruktion und Knorpelschädigung beteiligt (Abb.). Mit der Entwicklung von direkten Hemmstoffen dieser Zytokine sollte eine gezieltere und nebenwirkungsärmere Therapie ermöglicht werden. Inzwischen stehen eine Vielzahl von TNF-alpha-Inhibitoren und weiteren Biologicals zur Therapie von solchen Entzündungsreaktionen zur Verfügung.


du


DAZ 2012, Nr. 7, S. 64

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