Arzneimittel und Therapie

Arzneimitteltherapie bei Kindern: Meloxicam bei juveniler rheumatoider Arthritis

Die gastrointestinalen Nebenwirkungen der klassischen nichtsteroidalen Antirheumatika aufgrund unselektiver COX-Hemmung sind ein Problem, nicht nur bei Erwachsenen. Auch bis zu 50 Prozent der Kinder, denen diese Medikamente bei rheumatischen Erkrankungen verabreicht werden, sind betroffen. Eine Studie unter Leitung eines Hamburger Kinderrheumatologen ergab eine hohe Ansprechrate und weniger unerwünschte Wirkungen bei Einsatz des COX-2-Hemmers Meloxicam.

In der Therapie der juvenilen rheumatoiden Arthritis werden möglichst frühzeitig fast alle auch in der Erwachsenen-Rheumatherapie verwendeten Medikamente wie Glucocorticoide, Basistherapeutika (Methotrexat, Azathioprin, Sulfasalazin, Ciclosporin, Chloroquin, Hydroxychloroquin) und nichtsteroidale Antirheumatika (Naproxen, Ibuprofen, Diclofenac, Indometacin) eingesetzt. Ibuprofen und Indometacin sind auch in Saftform verfügbar, dies erleichtert ihre Anwendung bei Kindern.

Auch der TNF-α-Inhibitor Etanercept (Enbrel®) ist in Deutschland zur Behandlung von Kindern (von 4 bis 17 Jahren) zugelassen, und zwar bei aktiver polyartikulärer juveniler chronischer Arthritis, die unzureichend auf Methotrexat anspricht oder wenn eine solche Behandlung nicht vertragen wird.

Alternativen wegen Nebenwirkungen gesucht

Zwischen 10 und 50 Prozent der Kinder und Jugendlichen leiden während einer Therapie mit nichtsteroidalen Antirheumatika aufgrund der überwiegend nichtselektiven COX-Hemmung unter gastrointestinalen Nebenwirkungen. Daher wird in gegenwärtigen Studien die Anwendung der selektiven COX-2-Hemmer in dieser Altersgruppe untersucht.

In einer offenen Phase-I/II-Studie erhielten 36 Patienten mit juveniler rheumatoider Arthritis, bei denen eine Therapie mit einem NSAR indiziert war, einmal täglich eine Meloxicam-Suspension in einer Dosis von 0,25 mg/kg. Die Wirksamkeit wurde mithilfe der PRINTO-Kriterien (Pediatric Rheumatology International Trials Organisation) ermittelt. Der Untersuchungszeitraum lag bei 12 Wochen, daran schloss sich eine offene Erweiterungsperiode von bis zu 52 Wochen an.

Viel versprechende Ergebnisse

31 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 8,4 ± 3,7 Jahren beendeten die Studie. Entsprechend den PRINTO-Kriterien erfolgte bei 44 Prozent der Patienten ein Ansprechen in der vierten Woche, bei 62 Prozent in der 12. Woche und bei 74 Prozent in der 52. Woche. Pharmakokinetische Untersuchungen, die bei 18 Patienten durchgeführt worden waren, zeigten tendenziell niedrigere maximale Plasmakonzentrationen und AUC-Werte bei jüngeren (zwei bis sechs Jahre) als bei älteren Kindern. Die Eliminationshalbwertszeit lag einheitlich bei allen Patienten bei 13 Stunden und war damit kürzer als gewöhnlich bei Erwachsenen (15 bis 20 Stunden).

Unerwünschte Wirkungen, die auf die Einnahme von Meloxicam zurückzuführen sein könnten, traten bei vier Patienten (11 Prozent) innerhalb der ersten 12 Behandlungswochen und bei fünf Patienten (14 Prozent) innerhalb von 52 Wochen auf. Dabei handelte es sich überwiegend um Bauchschmerzen, Diarrhö und Schwindel. Es wurden keine Magengeschwüre, Magenperforationen, Blutungen im oberen Gastrointestinaltrakt sowie auch keine signifikanten Veränderungen in der Erythrozyten-Sedimentationsgeschwindigkeit oder der Zahl der Blutplättchen beobachtet.

Weitere Studien abwarten

Kurz vor der Veröffentlichung steht eine doppelblinde, randomisierte Phase-III/IV-Studie, in der Meloxicam bei juveniler rheumatoider Arthritis mit Naproxen verglichen wird. Je nach Ausgang dieser und weiterer Studien könnte Meloxicam in naher Zukunft eine Alternative zu den bisher eingesetzten klassischen NSAR darstellen, auch wegen der bequemen einmal täglichen Gabe in Form einer Suspension, die eine genaue Dosierbarkeit erleichtert sowie die Compliance bei den Kindern und die Akzeptanz bei den Eltern erhöht.

Kastentext: Meloxicam

Meloxicam gehört wie Piroxicam, Tenoxicam und Lornoxicam zur Substanzgruppe der Oxicame. Sie entfalten ihre analgetische und antiphlogistische Wirkung über eine Hemmung der Cyclooxygenasen 1 und 2 (COX-1 bzw. -2). Die Cyclooxygenasen katalysieren unter anderem die Synthese von Prostaglandinen, die an der Entstehung von Schmerz, Fieber und Entzündungen wesentlich beteiligt sind.

Während Piroxicam, Tenoxicam und Lornoxicam die Enzyme unselektiv hemmen, hemmt Meloxicam die COX-2 etwa zehnmal stärker als die COX-1. Der Wirkstoff ist zur Zeit in Tabletten- und Zäpfchenform und als Injektionslösung auf dem Markt (Mobec®).

Quelle

Prof. Dr. Jürgen Braun, Herne, Prof. Dr. Roland Schmieder, Erlangen, Prof. Dr. Hans-Christoph Bosch, Stockach, Dr. Ivan Foeldvari, Hamburg: Symposium "COX-2-Hemmer bevorzugt? Eine kritische Bestandsaufnahme", anlässlich des Deutschen Orthopädenkongresses, 28. September, Berlin, veranstaltet von der Boehringer Ingelheim Pharma KG, Ingelheim. Foeldvari, I., et al.: High response rate in the phase I/II study of meloxicam in juvenile rheumatoid arthritis. J. Rheumatol. 29, 1079 – 1083 (2002).

Die gastrointestinalen Nebenwirkungen der klassischen nichtsteroidalen Antirheumatika aufgrund unselektiver COX-Hemmung sind ein Problem, nicht nur bei Erwachsenen. Auch bis zu 50 Prozent der Kinder, denen diese Medikamente bei rheumatischen Erkrankungen verabreicht werden, sind betroffen. Eine Studie unter Leitung eines Hamburger Kinderrheumatologen ergab eine hohe Ansprechrate und weniger unerwünschte Wirkungen bei Einsatz des COX-2-Hemmers Meloxicam.

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