Arzneimittel und Therapie

Neu auf dem Markt: Rilpivirin

Reverse-Transkriptase-Inhibitor zur Behandlung einer HIV-Infektion

Rilpivirin (Edurant®) ist ein weiterer nicht-nukleosidischer Reverse-Transkriptase-Hemmer für die Behandlung von Infektionen mit dem humanen Immundefizienz-Virus Typ 1 (HIV-1). Er ist in Kombination mit anderen antiretroviralen Wirkstoffen für die Behandlung von HIV-1-Infektionen bei nicht vorbehandelten Erwachsenen mit einer Viruslast von maximal 100.000 RNA-Kopien pro Milliliter vorgesehen.

Rilpivirin

Der neue nicht-nukleosidale Inhibitor (NNRTI) ist auch in dem seit Mitte Januar 2012 verfügbaren Präparat Eviplera® von Gilead Sciences enthalten. Das Kombinationspräparat enthält 200 mg Emtricitabin, 25 mg Rilpivirin und 245 mg Tenofovir. Die Wirkung von Rilpivirin wird durch eine nicht-kompetitive Hemmung der HIV-1-Reverse-Transkriptase vermittelt. Edurant® ist stets zusammen mit anderen antiretroviralen Arzneimitteln einzunehmen.

Einmal täglich 25 mg

Die Dosierung beträgt einmal täglich eine 25-mg-Tablette zusammen mit einer Mahlzeit. Rilpivirin muss mit einer Mahlzeit eingenommen werden, um eine optimale Resorption zu erzielen: Bei der Einnahme auf nüchternen Magen ist die Verfügbarkeit von Rilpivirin im Vergleich zur Einnahme mit einer Mahlzeit um etwa 40% niedriger, so dass die therapeutische Wirkung des NNRTI reduziert sein kann. Es wird empfohlen, die Filmtablette im Ganzen mit Wasser zu schlucken und nicht zu kauen oder zu zerbrechen.

Edurant®

Die maximale Plasmakonzentration von Rilpivirin nach oraler Verabreichung wird innerhalb von vier bis fünf Stunden erreicht. Rilpivirin wird in vitro zu etwa 99,7% an Plasmaproteine gebunden, vornehmlich an Albumin. Es wird hauptsächlich durch das Cytochrom-P450-System abgebaut.

Die terminale Eliminationshalbwertszeit von Rilpivirin beträgt etwa 45 Stunden. Rilpivirin wird zu rund 85% mit den Fäzes und zu 6% im Urin ausgeschieden.

Bei Patienten mit leichter oder mäßiger Leber- oder Nierenfunktionsstörung ist keine Dosisanpassung erforderlich; bei Patienten mit mäßiger Leberfunktionsstörung sollte Rilpivirin ebenso wie bei Patienten mit schwerer oder terminaler Niereninsuffizienz mit Vorsicht angewendet werden. Für Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung wird die Anwendung nicht empfohlen. Bei Patienten mit schwerer Nierenfunktionsstörung oder terminaler Niereninsuffizienz sollte die Kombination von Rilpivirin mit einem starken CYP3A-Inhibitor (z. B. Ritonavir-geboosterter HIV-Proteaseinhibitor) nur angewendet werden, wenn der Nutzen die Risiken überwiegt.

Genauso wirksam wie Efavirenz

Rilpivirin wurde in zwei randomisierten Doppelblindstudien der Phase III [ECHO (n = 690) und THRIVE (n = 678)] 48 Wochen lang untersucht. In beiden Studien war Rilpivirin genauso wirksam wie Efavirenz. Nach 48 Wochen lag bei 84% der mit Rilpivirin und bei 82% der mit Efavirenz behandelten Patienten die Viruslast unter der Nachweisgrenze von 50 Viruskopien/ml. Auch die mittlere Veränderung der CD4+ -Zellzahl im Vergleich zum Studienbeginn war vergleichbar.

Nebenwirkungen

Sehr häufige Nebenwirkungen waren erhöhte Werte des Gesamt- und des LDL-Cholesterins, Kopfschmerzen und Übelkeit. Außerdem kam es häufig zu Blutbildveränderungen, Schlafstörungen, Schwindel, gastrointestinalen Störungen, Hautausschlag und Fatigue.

Rilpivirin wird hauptsächlich über Cytochrom-P450-3A metabolisiert. Arzneimittel, die CYP3A induzieren oder hemmen, können die Clearance von Rilpivirin beeinflussen. Bei gleichzeitiger Anwendung mit Arzneimitteln, die CYP3A induzieren, können sich die Plasmakonzentrationen von Rilpivirin und damit auch die therapeutische Wirkung vermindern.

Bei gleichzeitiger Anwendung mit Arzneimitteln, die CYP3A hemmen, kann es umgekehrt zu erhöhten Plasmakonzentrationen von Rilpivirin kommen. Die gleichzeitige Anwendung mit Arzneimitteln, die den pH-Wert im Magen erhöhen, kann zu verminderten Plasmakonzentrationen und einer geringeren therapeutischen Wirkung führen.

Rilpivirin darf nicht gleichzeitig mit den folgenden Arzneimitteln angewendet werden:

  • den Antikonvulsiva Carbamazepin, Oxcarbazepin, Phenobarbital, Phenytoin,
  • den Tuberkulostatika Rifabutin, Rifampicin, Rifapentin.
  • den Protonenpumpenhemmern Omeprazol, Esomeprazol, Lansoprazol, Pantoprazol, Rabeprazol,
  • dem Glucocorticoid Dexamethason bei systemischer Applikation (außer einer Behandlung mit einer Einzeldosis) und
  • Johanniskraut (Hypericum perforatum)


Steckbrief: Rilpivirin


Handelsname: Edurant

Hersteller: Janssen-Cilag, Neuss

Einführungsdatum: 15. Januar 2012

Zusammensetzung: 1 Tablette enthält 25 mg Rilpivirin. Sonstige Bestandteile: Tablettenkern: Lactose-Monohydrat, Croscarmellose-Natrium, Povidon K30, Polysorbat 20, mikrokristalline Cellulose, Siliciumdioxid-beschichtet Magnesiumstearat. Filmüberzug: Lactose-Monohydrat, Hypromellose 2910 6 mPa s, Titandioxid E 171, Macrogol 3000, Triacetin.

Packungsgrößen, Preise und PZN: 30 Filmtabletten, 463,22 Euro, PZN 9391841.

Stoffklasse: Virustatika, nicht-nukleosidischer Reverse-Transkriptase-Inhibitor. ATC-Code: J05AG05.

Indikation: In Kombination mit anderen antiretroviralen Arzneimitteln für die Behandlung von Infektionen mit dem humanen Immundefizienz-Virus Typ 1 (HIV-1) bei antiretroviral nicht vorbehandelten erwachsenen Patienten mit einer Viruslast von ≤ 100.000 HIV-1-RNA-Kopien/ml.

Dosierung: Eine 25-mg-Filmtablette einmal täglich zusammen mit einer Mahlzeit

Gegenanzeigen: Rilpivirin sollte nicht gleichzeitig mit den folgenden Arzneimitteln angewendet werden: den Antikonvulsiva Carbamazepin, Oxcarbazepin, Phenobarbital, Phenytoin; den Tuberkulostatika Rifabutin, Rifampicin, Rifapentin; den Protonenpumpenhemmern Omeprazol, Esomeprazol, Lansoprazol, Pantoprazol, Rabeprazol; dem Glucocorticoid Dexamethason bei systemischer Applikation (außer einer Behandlung mit einer Einzeldosis) sowie Johanniskraut (Hypericum perforatum).

Nebenwirkungen: Sehr häufig: erhöhtes Gesamtcholesterin, erhöhtes LDL-Cholesterin; Kopfschmerzen; Übelkeit, erhöhte Pankreas-amylase; erhöhte Transaminasen. Häufig: verminderte Zahl der weißen Blutkörperchen, vermindertes Hämoglobin, verminderte Thrombozytenzahl; verminderter Appetit, erhöhte Triglyceride; abnorme Träume, Schlafstörungen, depressive Verstimmung; Schwindel, Somnolenz; Bauchschmerzen, Erbrechen, erhöhte Lipase, abdominelle Beschwerden, Mundtrockenheit: erhöhtes Bilirubin; Hautausschlag; Erschöpfung (Fatigue).

Wechselwirkungen: Bei gleichzeitiger Anwendung mit Arzneimitteln, die CYP3A induzieren, können sich die Plasmakonzentrationen von Rilpivirin und damit auch die therapeutische Wirkung vermindern. Bei gleichzeitiger Anwendung mit Arzneimitteln, die CYP3A hemmen, kann es dagegen zu erhöhten Plasmakonzentrationen von Rilpivirin kommen. Die gleichzeitige Anwendung mit Arzneimitteln, die den pH-Wert im Magen erhöhen, kann zu verminderten Plasmakonzentrationen und einer verminderten therapeutischen Wirkung führen. Patienten sollten sorgfältig überwacht werden, wenn gleichzeitig ein Arzneimittel mit bekanntem Risiko für Torsades de Pointes angewendet wird.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen: Eine antiretrovirale Kombinationstherapie (CART) wurde mit einer Umverteilung des Körperfetts (Lipodystrophie) bei HIV-infizierten Patienten in Verbindung gebracht. Bei HIV-infizierten Patienten mit einer schwerwiegenden Immunschwäche zu Beginn der CART kann eine entzündliche Reaktion auf asymptomatische oder residuale opportunistische Erreger auftreten und ernsthafte Erkrankungen oder eine Verstärkung der Symptome hervorrufen.



Quelle
Fachinformation zu Edurant®, Stand November 2011.


hel



DAZ 2012, Nr. 7, S. 48

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