Aus Kammern und Verbänden

Ideen für die Honorarfrage

Klartext beim Sommerabend in Kiel

Es waren nur zwei Grußworte beim politischen Sommerabend der Apothekerkammer Schleswig-Holstein am 27. September in Kiel – und doch enthielten sie mehr Anregungen als manche lange Debatte. Kammerpräsident Gerd Ehmen bekräftigte die Forderung nach mehr Honorar und nach Mechanismen für regelmäßige Anpassungen; außerdem brachte er einen gespaltenen Kassenabschlag ins Gespräch. Kristin Alheit (SPD), Schleswig-Holsteins neue Gesundheitsministerin, lobte die Leistungen der Apotheken, demonstrierte Gesprächsbereitschaft und versuchte die Honorardebatte in eine Diskussion über die differenzierte Honorierung in der Stadt und auf dem Land umzulenken.
Gerd Ehmen Fotos: DAZ/tmb

Beim politischen Sommerabend der Apotheker mit Gästen aus der Politik, Wirtschaft, den Medien und von anderen Heilberufen sprach Ehmen von immensen Herausforderungen für das Gesundheitswesen. Daher sei es ein wichtiges politisches Signal, dass die neue Landesregierung die "Folgen der demografischen Entwicklung in Schleswig-Holstein" im Koalitionsvertrag aufgegriffen habe. Das Thema müsse unter der Federführung der jeweiligen Regierung, letztlich aber überparteilich zusammen mit den Gesundheitsberufen bearbeitet werden.

Zudem verwies Ehmen auf die Leistungen der Apotheken. Dass Apotheken in Kundenumfragen regelmäßig vorderste Plätze belegen, zeige das Vertrauen in sie und die Wahrnehmung ihrer Leistungen. Gegenüber der Ministerin erklärte Ehmen: "Ich möchte mit Ihnen diesen Weg weiterentwickeln."

Perspektiven gefordert

Für leistungsbereite Apotheken sei aber auch eine ausreichende finanzielle Ausstattung nötig. Doch die Wirtschaftlichkeit der Apotheken in Deutschland sei "in erheblichem Umfang infrage gestellt", erklärte Ehmen und forderte: "Uns reicht es nach acht Jahren Stillstand in der Honorarfrage nicht aus, den Festzuschlag der Apotheken einmalig um drei Prozent zu erhöhen." Im Hinblick auf Gehaltszuwächse bei anderen Berufsgruppen mute dies geradezu grotesk und mit Blick auf die Zukunft perspektivlos an.

Zugleich wies Ehmen die Spitzenvertreter der GKV auf das Engagement der Apotheken bei den Rabattverträgen hin. Die Krankenkassen würden von milliardenschweren Entlastungen profitieren, während die Apotheken die Umsetzung zum Nulltarif leisteten. "Obwohl der zeitliche und personelle Aufwand hierfür sehr erheblich ist, muss auch für diese Medikamente nach wie vor der volle Kassenrabatt gewährt werden", so Ehmen. Dies sei vor allem deshalb völlig inakzeptabel, weil Einkaufsvorteile beim Großhandel praktisch kaum noch in nennenswerter Höhe zu erzielen seien. Damit griff Ehmen die Idee eines gespaltenen Kassenabschlags für Arzneimittel mit und ohne Rabattvertrag auf.

Letztlich forderte Ehmen, endlich wieder Perspektiven für die Apotheken zu schaffen. Etliche Apotheken seien durch das Warten auf die Anpassung des Festzuschlags in den Ruin getrieben worden. "Daher müssen Mechanismen für regelmäßige Anpassungen des Fixhonorars und des Kassenabschlags eingeführt werden", forderte Ehmen. So wie es jetzt sei, könne es nicht weitergehen. Darüber müssten die Apotheker mit den Verantwortlichen "endlich Klartext reden".


Kristin Alheit

Gemeinsame Aufgabe

Kristin Alheit präsentierte sich beim politischen Sommerabend erstmals nach ihrer Amtsübernahme als Landesgesundheitsministerin bei einer Apothekerveranstaltung. Sie bemühte sich erkennbar um eine gute Gesprächsatmosphäre und würdigte die Arbeit der Apotheken, besonders bei der Betreuung älterer Patienten. "Sie sind zuverlässig, und sie sind zuverlässig da und gewährleisten die Versorgung zu jeder Tages- und Nachtzeit", so Alheit. Dies verdiene Anerkennung.

Alheit sagte, sie könnte es sich an dieser Stelle einfach machen und für die nötige Honorierung auf die Zuständigkeit des Bundes verweisen, doch sie wies auf die immer knapper werdenden Ressourcen hin. Sie erklärte aber auch, dass sie das Anliegen der Apotheken "bestens nachvollziehen" könne. Ein flächendeckendes Netz von Apotheken sei für die zeitnahe Versorgung nötig, sie sehe aber Unterschiede zwischen Stadt und Land und forderte, darüber zu sprechen, wie die Honorierung dies abbilden könne. In diesem Zusammenhang verwies sie auch auf die geplante Notdienstpauschale.

Alheit versuchte damit offenbar, die Frage nach der Honorarhöhe in eine Diskussion über die Honorarstruktur umzulenken. Konkreter wurde sie allerdings nicht. Doch sie betonte ihre Gesprächsbereitschaft gegenüber den Heilberuflern. Der Kontakt zu den Heilberuflern sei für sie selbstverständlich. "Es ist mir wichtig, Gesundheitspolitik als gemeinsame Aufgabe zu begreifen", erklärte die Ministerin. Sie sei sicher, "dass wir damit einen guten Grundstein für die Zukunft unseres Landes legen".


tmb



DAZ 2012, Nr. 40, S. 94

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