Arzneimittel und Therapie

Antikörper Rituximab beeinflusst Grippeimpfung

Nach einer Behandlung mit dem CD20-Antikörper Rituximab (MabThera®) kann eine Impfung gegen die saisonale Grippe unwirksam sein, so das Ergebnis einer niederländischen Untersuchung an der Universität Groningen. Elf Patienten waren vier- bis sechs Wochen nach der Gabe von Rituximab mit dem üblichen trivalenten Impfstoff gegen die saisonale Grippe geimpft worden. Gegen keines der drei Impfstoffviren wurde ein ausreichender Antikörpertiter induziert.

Viele Rheumapatienten haben bereits aufgrund ihrer Erkrankung ein erhöhtes Infektionsrisiko. Deshalb sollten Rheumatiker nach Möglichkeit bereits vor Beginn einer antirheumatischen Behandlung alle von der ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlenen Impfungen erhalten bzw. auffrischen. Die Frage der Weiterführung von Impfplänen während laufender Therapien führt jedoch häufig zu Unklarheiten. Ein ausreichender Impfschutz kann nur erreicht werden, wenn Plasmazellen in der Lage sind, neue Antikörper zu bilden. Dies wird jedoch durch Rituximab verhindert: Der CD20-Antikörper blockiert die Aktivierung von B-Zellen, zu denen auch die antikörperbildenden Plasmazellen gehören. Der Hersteller empfiehlt deshalb alle notwendigen Impfungen vier Wochen vor Therapiebeginn abzuschließen, denn es können Monate vergehen, bis das Immunsystem wieder in der Lage ist, protektive Antikörper in ausreichender Menge zu bilden. Dass eine Grippeimpfung nach einer Rituximab-Behandlung tatsächlich keine ausreichende Schutzwirkung haben kann, zeigte eine Untersuchung von Wissenschaftlern der Universität Groningen: Elf Patienten waren vier- bis sechs Wochen nach der Gabe von Rituximab mit dem üblichen trivalenten Impfstoff gegen die saisonale Grippe geimpft worden. Ein ausreichender Antikörpertiter wurde bei diesen Patienten gegen keines der drei Impfstoffviren induziert. Im Gegensatz dazu erzielte die Impfung bei 20 mit Methotrexat behandelten Rheumatikern und 29 gesunden Kontrollen die erhoffte Wirkung.

Bei zwölf weiteren Patienten konnte ein ausreichender Impfschutz aufgebaut werden: die letzte Rituximab-Gabe lag bei diesen Patienten sechs bis zehn Monate zurück. Offensichtlich konnte sich das Immunsystem in diesem Zeitraum wieder erholen, die Schutzwirkung des Impfstoffs war ebenso stark wie in den anderen Gruppen.

Rituximab ist ein gentechnisch hergestellter monoklonaler chimärer Antikörper (Maus/Mensch). Er ist beim Non-Hodgkin-Lymphom und der chronisch lymphatischen Leukämie indiziert sowie in Kombination mit Methotrexat für die Behandlung erwachsener Patienten mit schwerer aktiver rheumatoider Arthritis angezeigt.

In der deutschen Fachinformation zu Rituximab wird darauf hingewiesen, dass die Sicherheit einer Immunisierung mit viralen Lebendimpfstoffen nach einer Therapie mit Rituximab nicht untersucht wurde und eine Impfung mit viralen Lebendimpfstoffen nicht empfohlen wird. Rheumatiker, die mit Rituximab behandelt werden, können eine Impfung mit inaktiven Impfstoffen erhalten. Jedoch können die Ansprechraten auf inaktivierte Impfstoffe reduziert sein. Der Arzt sollte den Impfstatus von Patienten überprüfen und die gültigen Impfempfehlungen für Schutzimpfungen vor der Behandlung mit Rituximab beachten. Die Impfung sollte mindestens vier Wochen vor der ersten Anwendung von Rituximab abgeschlossen sein.


Quelle

van Assen S, et al.: Humoral responses after influenza vaccination are severely reduced in patients with rheumatoid arthritis treated with rituximab. Arthritis Rheum. 2009; 28; 62(1): 75 – 81. [Epub ahead of print]

Fachinformation MabThera, Stand September 2009.

ck

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