Arzneimittel und Therapie

Rheumatoide Arthritis: Rituximab als neue Therapieoption

Rituximab ist ein monoklonaler chimärer Antikörper, der zur Behandlung von Non-Hodgkin-Lymphomen zugelassen ist. In einer im New England Journal of Medicine veröffentlichten Studie zeigten sich auch gute Erfolge bei der Behandlung von Patienten mit rheumatoider Arthritis.

Die rheumatoide Arthritis (RA) ist eine systemische Autoimmunerkrankung, unter der etwa 1% der Weltbevölkerung leiden. Sie ist charakterisiert durch chronische Entzündungsprozesse in der Synovialmembran der Gelenke und führt zu Behinderungen, sodass einfachste Alltagstätigkeiten wie Ankleiden oder Zubereiten einer Mahlzeit zunehmend beeinträchtigt sind. Obwohl die Pathogenese der Erkrankung noch weit gehend ungeklärt ist wird postuliert, dass verschiedene endogene und/oder exogene Triggerfaktoren auf der Basis einer genetischen Prädisposition einen selbstzerstörerischen Prozess im Synovialbereich initiieren. Verschiedene Zellpopulationen wie Monozyten, Makrophagen, T-Zellen, Endothelzellen, Fibroblasten und auch B-Zellen sind am Voranschreiten der entzündlichen Prozesse beteiligt.

Depletion von B-Zellen durch Rituximab

Rituximab ist ein gentechnisch hergestellter monoklonaler chimärer (Maus/Mensch) Antikörper, dessen Fab-Fragment spezifisch an das CD20-Antigen von B-Zellen bindet. Für die sich daran anschließende Lyse der B-Zellen werden verschiedene Mechanismen diskutiert, darunter eine komplementvermittelte Lyse, eine zellvermittelte Zytotoxizität (bei der Rituximab Killerzellen oder Makrophagen an die Zellen heranführt) sowie der programmierte Zelltod (Apoptose). Von hämatopoetischen Stammzellen, pro-B-Lymphozyten und Plasmazellen wird CD20 nicht exprimiert. Dies erklärt, weshalb kurze Behandlungszyklen mit Rituximab zwar zu einer selektiven vorübergehenden Depletion der CD20-B-Zell-Population führen, die Immunglobulin-Spiegel jedoch weit gehend unbeeinflusst bleiben.

Medikationen in der Studie

1. Rituximab (1000 mg i. v. am Tag 1 und 15) plus Plazebo für Methotrexat und Cyclophosphamid 
2. Rituximab (1000 mg i. v. am Tag 1 und 15) + Cyclophosphamid (750 mg i. v. an Tag 3 und 17) plus Plazebo für Methotrexat 
3. Rituximab + Methotrexat (mindestens 10 mg pro Woche) plus Plazebo für Cyclophosphamid 
4. Kontrollgruppe (= 10 mg Methotrexat oral/ Woche plus Plazebo für Rituximab und Cyclophosphamid)

Patienten mit aktiver RA eingeschlossen

Ziel der randomisierten doppelblinden kontrollierten Studie war es zu untersuchen, ob die selektive Depletion von B-Zellen mittels Rituximab zu einer anhaltenden klinischen Verbesserung der Symptome von Patienten mit rheumatoider Arthritis führen kann. 161 Patienten mit aktiver Erkrankung, die vor Studienbeginn über mindestens 16 Wochen eine Basistherapie mit Methotrexat (mindestens 10 mg pro Woche) erhalten hatten, wurden auf drei Behandlungsgruppen und eine Kontrollgruppe randomisiert (siehe Kasten).

Zusätzlich wurden allen Patienten über 17 Tage Corticosteroide bis zu einer bestimmten Maximaldosis verabreicht. Das Ansprechen auf die jeweiligen Behandlungsregimes wurde mithilfe der Kriterien des American College of Rheumatology (ACR) und der Europäischen Liga gegen Rheumatismus (European League against Rheumatism, EULAR) jeweils nach 24 und 48 Wochen untersucht. Primärer Endpunkt der Studie war der Anteil an Patienten, die nach 24 Wochen ein 50%-iges Ansprechen (nach ACR) gezeigt hatten. Sekundäre Endpunkte beinhalteten unter anderem das Ansprechen gemäß ACR20 und ACR70 (20- bzw. 70%-ige Verbesserung der Symptome) sowie das Ansprechen nach den EULAR-Kriterien.

Nach 24 Wochen Behandlung war der Anteil der Patienten, die eine 50%-ige Besserung ihrer Beschwerden erfahren hatten, unter der Rituximab-Methotrexat-Kombination mit 43% und unter der Rituximab-Cyclophosphamid-Kombination (41%) signifikant höher als in der Kontrollgruppe (13%). Unter der Rituximab-Monotherapie war das Ansprechen nach ACR50 mit 33% zwar auch höher als in der Kontrollgruppe, der Unterschied war jedoch nicht statistisch signifikant.

In allen Behandlungsregimes mit Rituximab lag der Anteil der Patienten, bei denen sich die Symptome um 20% gebessert hatten (ACR20) signifikant höher als in der Kontrollgruppe, eine kombinierte Behandlung mit Rituximab und Methotrexat führte bei signifikant mehr Patienten als in der Kontrollgruppe zu einem 70%-igen Verbesserung der Symptome. Nach den EULAR-Kriterien zeigten 83 bis 85% der Patienten aus den Rituximab-Gruppen ein moderates bis gutes Ansprechen auf die Therapie, dagegen nur 50% der Patienten aus der Kontroll-Gruppe. Auch nach 48 Wochen blieben in den Rituximab-Gruppen die nach ACR beurteilen Ansprechraten erhalten.

Die jeweils am ersten und 15. Studientag erfolgte Behandlung mit Rituximab führte zu einer nahezu kompletten Depletion der peripheren B-Zellen, die über die 24-Wochen-Periode erhalten blieb. Die Immunglobulin-Level (IgG, IgM, IgA) blieben bei den Studienteilnehmern im Normalbereich.

Milde bis moderate Nebenwirkungen

Bei 73 bis 85% der Studienteilnehmer trat mindestens eine unerwünschte Wirkung auf. Die Mehrzahl (85 bis 90%) der unter Rituximab innerhalb 24 Wochen beobachteten Nebenwirkungen waren leichter bis mittelschwerer Art, meistens handelte es sich um Blutdruckanstieg oder -abfall, Husten, Pruritus oder Hautausschlag. Schwere Nebenwirkungen (septische Arthritiden und Pneumonien) wurden nur bei insgesamt vier Patienten beobachtet. Der Hauptanteil der Nebenwirkungen trat nach der ersten Rituximab-Infusion auf. Schwere Infektionen wurden in der Kontrollgruppe bei einem Patienten und in den Rituximab-Gruppen bei vier Patienten beobachtet. Antichimäre Antikörper gegen Rituximab bildeten sich nur bei 4,3% der Patienten.

 

Anwendungsgebiete von Rituximab

In Deutschland ist Rituximab (MabThera®) zugelassen

  • als Monotherapie zur Behandlung follikulärer Lymphome im Stadium III bis IV bei Patienten, die gegen eine Chemotherapie resistent sind oder nach einer solchen einen zweiten oder neuerlichen Rückfall erlitten haben sowie
  • zur Therapie von Patienten mit CD20 positivem großzellig diffusem B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphom in Verbindung mit einer CHOP-Chemotherapie

Positives Fazit

Bei Patienten mit aktiver rheumatoider Arthritis ist eine Behandlung mit Rituximab mittels zweier Infusionen, allein oder in Kombination mit Cyclophosphamid oder kontinuierlicher Methotrexat-Basistherapie geeignet, die Symptome der Erkrankung nach 24 und 48 Wochen signifikant zu verbessern. Dies bekräftigt die Vermutung, dass B-Zellen eine wichtige Rolle bei der Pathogenese der rheumatoiden Arthritis und möglicherweise auch anderer systemischer Autoimmunkrankheiten spielen.

Das Immunsystem der Patienten scheint nach kurzzeitiger Rituximab-Behandlung noch weitgehend unbeeinträchtigt zu sein. Die Autoren weisen darauf hin, dass Patienten in dieser Hinsicht jedoch sorgfältig überwacht werden müssen. Zukünftige Studien müssen zeigen, ob bei längerer Behandlung nicht doch ein signifikanter Verlust der Immunkompetenz der Patienten auftreten kann.

Dr. Claudia Bruhn, Berlin

Quelle 
Edwards, J. C. W.; et al.: Efficacy of B-cell-targeted therapy with rituximab in patients with rheumatoid arthritis. N. Eng. J. Med. 350 (25), 2572–2581 (2004). 
Tsokos, G. C.: B-cells, be gone – B-cell depletion in the traetment of rheumatoid arthritis. N. Eng. J. Med. 350 (25), 2546–2548 (2004).

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